Freiheit der Popkultur: End Of Days
Wir springen wild durch Filmgenres: Action, Krimi, Drama, Thriller und Mystery

Er ist einer der weniger beachteten Schwarzenegger-Filme, was aber sehr schade ist, denn er liefert einen wilden Mix aus Action, Horror, Mystery und einem Hauch von Schwarzeneggerschem Over-the-Top-Charme. Regisseur Peter Hyams liefert uns mit diesem Streifen ein apokalyptisches Drama, das so nicht oft erzählt wird. Wir haben Schwarzenegger in Bestform und die Terminator 2-Formel. Dennoch ist er kein Abklatsch, sondern etwas Eigenes, das sich allerdings hier und da bei funktionierenden Filmen etwas abschaut. Gut kopiert ist besser als schlecht selbstgemacht. Gehen wir in die Handlung.
Die Story: Der Teufel, Schwarzenegger und die Apokalypse
Die Handlung von End of Days ist so herrlich simpel, dass man sie lieben muss. Wir schreiben das Jahr 1999, und der Teufel himself (gespielt von einem charismatisch-bösartigen Gabriel Byrne) steigt aus der Hölle auf, um die Welt ins Chaos zu stürzen. Sein Plan? Eine auserwählte junge Frau, Christine (Robin Tunney), zu finden und mit ihr ein Kind zu zeugen, das die Apokalypse einleitet. Doch da hat der Höllenfürst die Rechnung ohne Jericho Cane gemacht. Arnold Schwarzenegger, in der Rolle dieses gebrochenen Ex-Cops, ist ein Mann, der mehr Narben auf seiner Seele trägt als Muskeln am Körper – und das will bei Arnie etwas heißen! Jericho ist ein Wrack: Nach dem Tod seiner Familie kämpft er mit Alkohol, Depressionen und einer generellen „Mir-ist-alles-egal“-Attitüde. Doch als er auf Christine stößt und merkt, dass der Teufel persönlich hinter ihr her ist, erwacht der Beschützer in ihm. Was folgt, ist ein epischer Showdown zwischen Gut und Böse, mit jeder Menge Explosionen, Schießereien und – ja, wirklich – philosophischen Fragen über Glauben und Erlösung.
Arnie vs. Satan: Ein Duell für die Ewigkeit
Was End of Days so besonders macht, ist die Kombination aus Schwarzeneggers unerschütterlicher Präsenz und der schieren Absurdität der Prämisse. Arnold, der Mann, der in Terminator 2 mit einer Shotgun auf dem Motorrad die Welt rettete, nimmt es hier mit dem leibhaftigen Teufel auf. Und irgendwie funktioniert das! Seine Jericho-Figur ist keine bloße Killermaschine, sondern ein zutiefst menschlicher Held, der mit seinen inneren Dämonen kämpft, während er den äußeren Dämonen buchstäblich bekämpfen muss. Gabriel Byrne als Satan ist dabei der perfekte Gegenpart. Er schlendert durch New York wie ein Rockstar, verführerisch, arrogant und mit einem Grinsen, das sagt: „Ich weiß, dass ich überlegen bin.“ Seine Performance ist so übertrieben charmant, dass man ihn gleichzeitig lieben und hassen will. Wenn er mit einer Handbewegung ganze Wände explodieren oder mit einem einzigen Blick Menschen in Flammen aufgehen lässt, spürt man die pure, teuflische Energie.
Die Stimmung
End of Days fängt die Stimmung der späten Neunziger perfekt ein. Die Welt war damals besessen von Endzeitängsten – der Millennium-Bug, Prophezeiungen, Nostradamus – alles schien darauf hinzudeuten, dass die Welt untergehen könnte. Der Film greift diese Paranoia auf und dreht sie bis elf hoch. New York City wird als düsterer, regennasser Moloch dargestellt, in dem Gefahr an jeder Ecke lauert. Die Kameraarbeit von Peter Hyams ist gritty, die Farben sind dunkel, und der Soundtrack (mit Tracks von Bands wie Korn und Limp Bizkit) gibt dem Ganzen einen Nu-Metal-Vibe, der heute fast schon nostalgisch wirkt.
Emotionale Tiefe
Was End of Days von anderen Schwarzenegger-Filmen unterscheidet, ist der emotionale Kern. Jericho Cane ist kein unbesiegbarer Held. Er ist ein Mann, der alles verloren hat und trotzdem weiterkämpft. Seine Szenen mit Christine, in denen er versucht, sie zu beschützen, während er selbst mit seinem Glauben ringt, sind überraschend bewegend. Robin Tunney bringt als Christine eine verletzliche, aber starke Energie ein, die perfekt mit Arnies roher Kraft harmoniert. Ihre Chemie ist nicht romantisch, sondern eher wie die eines großen Bruders, der seine kleine Schwester vor dem Bösen bewahren will.
Und dann ist da noch die religiöse Thematik. Der Film stellt Fragen nach Glauben, Opfer und Erlösung, ohne dabei zu belehrend zu wirken. In einer der stärksten Szenen steht Jericho in einer Kirche und bittet Gott um Hilfe – ein Moment, der zeigt, dass Menschen sich in der dunkelsten Stunde an Gott wenden und manchmal einfach nur Hoffnung brauchen. Es ist dieser Mix aus Herz und Härte, der End of Days zu mehr als nur einem weiteren Actionfilm macht.
Warum End of Days ein Kultklassiker ist
End of Days ist nicht perfekt. Die Handlung hat Löcher, die groß genug sind, um einen Höllenhund hindurchzulassen, und manche Effekte wirken heute etwas angestaubt. Aber genau das macht den Charme aus. Der Film nimmt sich selbst ernst genug, um mitzureißen, aber nicht so ernst, dass er langweilig wird. Er ist ein Produkt seiner Zeit – laut, übertrieben und voller Energie. Für Fans von Action, Horror oder einfach nur von Arnie in Höchstform ist End of Days ideal. Das war aber keineswegs absehbar, da Schwarzenegger kurz zuvor noch eine lebensbedrohliche Herz-OP gehabt hatte. Viele Studios wollten ihn nicht mehr buchen, da sie befürchteten, er könnte die Aktion nicht mehr darstellen oder es vielleicht gar nicht schaffen, einen Film zu Ende zu drehen.
Terminator 2
Die Parallelen zu Terminator 2 sind allgegenwärtig. Schwarzenegger, der jemanden retten und beschützen muss, um den Untergang der Welt zu verhindern. Ein Gegner, der charmanter und stärker ist als er. Die überlegenen Fähigkeiten seines Kontrahenten im Umgang mit anderen Menschen sorgen dafür, dass sich quasi die ganze Welt gegen ihn verbündet. (Der T-1000 trug deshalb eine Polizeiuniform.)
Aber auch die Bilder sind häufig Terminator 2-nachempfunden. So gibt es in End of Days eine Szene in einer U-Bahn, die sehr stark nach der Fahrstuhl-Szene in Terminator 2 aussieht. Dennoch ist der Film eigenständig genug, um nicht als religiöse Kopie des James-Cameron-Klassikers wahrgenommen zu werden. Wir springen wild durch Filmgenres: Action, Krimi, Drama, Thriller und Mystery sind die wohl auffälligsten.
Religion
Im Kern von End of Days steht der klassische Dualismus von Gut gegen Böse, ein zentrales Thema der jüdisch-christlichen Tradition. Der Teufel, verkörpert von Gabriel Byrne, ist nicht nur ein übernatürliches Monster, sondern eine Verkörperung von Versuchung und Sünde. Seine charismatische, fast verführerische Art spiegelt die biblische Darstellung Satans als „Vater der Lüge“ wider, der Menschen durch Täuschung und Verlockung ins Verderben führt. Szenen, in denen er Menschen mit einem Blick manipuliert oder sie in Flammen aufgehen lässt, betonen seine übermenschliche Macht, aber auch seine Abhängigkeit von menschlicher Schwäche.
Auf der anderen Seite steht Jericho Cane (Arnold Schwarzenegger), ein gebrochener Mann, der dennoch zum Helden wird. Jericho ist kein traditioneller christlicher Held; er ist ein Atheist, der nach dem Verlust seiner Familie den Glauben an Gott verloren hat. Seine Reise im Film ist jedoch eine klassische Erlösungsgeschichte: Durch seinen Kampf gegen den Teufel findet er wieder Zugang zu Glauben und Hoffnung. Diese Dualität zwischen Satan als ultimativem Bösewicht und Jericho als widerwilligem Retter spiegelt die christliche Vorstellung wider, dass selbst die gefallenen Seelen eine Chance auf Erlösung haben.
Glaube und Zweifel
Eines der zentralen religiösen Themen in End of Days ist der Konflikt zwischen Glaube und Zweifel. Jericho Cane beginnt den Film als zynischer, ungläubiger Mann, der Gott für den Tod seiner Frau und Tochter verantwortlich macht. Seine Verzweiflung wird in einer frühen Szene deutlich, in der er mit einer Pistole spielt und mit Selbstmordgedanken ringt. Diese Dunkelheit macht ihn zu einer faszinierenden Figur, da er nicht der typische unbesiegbare Actionheld ist, sondern jemand, der mit existenziellen Fragen kämpft.
Im Verlauf des Films wird Jericho jedoch mit übernatürlichen Ereignissen konfrontiert, die ihn zwingen, seine Überzeugungen zu hinterfragen. Eine Schlüsselszene findet in einer Kirche statt, in der er verzweifelt um göttlichen Beistand bittet – ein Moment, der seine innere Zerrissenheit zeigt. Dieser Akt des Gebets ist weniger ein Ausdruck von blindem Glauben als vielmehr ein verzweifelter Versuch, Sinn in einer chaotischen Welt zu finden. Der Film stellt somit die Frage, ob Glaube aus Überzeugung oder aus Notwendigkeit entsteht – eine universelle Überlegung, die weit über die Actionhandlung hinausgeht.
Fazit
End of Days ist mehr als nur ein Actionfilm mit übernatürlichem Touch. Seine religiösen Themen – Apokalypse, der Kampf zwischen Gut und Böse, Glaube und Zweifel, Opfer und Erlösung – verleihen ihm eine emotionale und intellektuelle Tiefe, die ihn von typischen Blockbustern abhebt. Durch die Figur von Jericho Cane, einem Mann, der im Angesicht des Bösen seinen Glauben wiederfindet, spricht der Film universelle Fragen an, die auch heute noch relevant sind. Gleichzeitig bleibt er durch seine übertriebene Inszenierung und Schwarzeneggers Präsenz ein unterhaltsames Spektakel. Nach Predator und Terminator 2 ist er mein liebster Schwarzenegger, nur im Vergleich mit den anderen beiden ist er irgendwie etwas in Vergessenheit geraten.
Ob man nun an den Teufel glaubt oder nicht – End of Days macht den Kampf gegen ihn zu einem verdammt guten Erlebnis.
Kommentare
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