08. Juli 2025 11:00

Top Spin: Zitat der Woche „Ich persönlich finde die Bezeichnung ,Spielplatz‘ klar und verständlich.“

Der immerwährende Kampf gegen die Realität.

von David Andres drucken

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Bildquelle: Shutterstock Im fanatisch-kulturmarxistischen Postmodernismus nicht „inklusiv“ genug: Kinderspielplatz

Kölns Bürgermeisterin erdolcht die eigene Verwaltung

Das Zitat der Woche stammt von der parteilosen Kölner Bürgermeisterin Henriette Reker und womöglich liegt es an dieser Parteilosigkeit, dass diese ihrer eigenen Stadtverwaltung in den Rücken fällt. Diese sorgte in der vergangenen Woche für Aufruhr in den sozialen Medien, als die Meldung herumging, alle Spielplätze der Stadt nach und nach in „Spiel- und Aktionsfläche“ umbenennen zu wollen. Was da plötzlich los war! Üblicherweise regen sich bei Sprachpolitik und Gesellschaftsklempnerei ja nur die üblichen Verdächtigen auf –  also unsereins und alle, die nicht zur „Zivilgesellschaft“ gezählt werden, sondern zu den Feinden von „Unsere Demokratie©“. Dieses Mal aber zog sich die Empörung durch alle möglichen Gefilde. Ein Comedian wie Guido Cantz meldete sich ebenso zu Wort wie der Schlagersänger Jürgen Milski. Sogar die ansonsten politisch stets korrekte Elke Heidenreich – neben Wolfgang Niedecken und den Bläck Föös sicherlich eine der wichtigsten Kölner Prominenten – äußerte in einem Beitrag auf „Instagram“ Unverständnis.

Den wenigsten Empörten ging es dabei um das erneut verschleuderte Steuergeld, das ein Austausch der Schilder an den Spielplätzen mit sich bringen würde. Eher schien die Begründung grenzdebil. „Diverser und inklusiver“ sollten die neuen „Spiel- und Aktionsflächen“ werden und zwar vor allem dadurch, dass dort eben nicht nur Kinder willkommen seien, sondern auch Jugendliche. Sicher sah jeder sie schon vor sich, die herumlungernden Halbstarken und Talahons, die Dealer und Junkies, womöglich gar die pädophilen Kindergaffer. Natürlich, so die Verwaltung, habe das Ordnungsamt jedes Recht, jeden, der kein Kind ist und sich auf der Aktionsfläche durch seine Aktionen missverhält, wieder zu entfernen. Wie bei Monthy Python, South Park, Asterix oder Franz Kafka, erschafft die Bürokratie somit ohne Not ein Problem, das sie dann wieder lösen lann.  

Während die eigene Oberbürgermeisterin ihren eigenen ikonischen Spruch aus einem anderen Zusammenhang wahrmacht und „eine Armlänge Abstand“ zwischen sich und die eigene Verwaltung  bringt, gibt es allerdings Kräfte, die den Neubenennern der Spielplätze zur Seite springen. Vor allem „t-online“, das dem woken Zeitgeist gegenüber systemtreueste aller Medien, welches derzeit in NRW eine Plakatkampagne für sich schaltet mit dem Slogan: „Anständig informiert“. Der Autor Nils Frenzel klärt uns dort unter der Headline „Spiel- und Aktionsfläche für Berufsempörte“ darüber auf, dass unter all dem Geschrei der Polemiker „der demokratische Prozess dahinter völlig in Vergessenheit“ gerate. „Bereits vor zwei Jahren“, so Frenzel, „wurde im Jugendhilfeausschuss – mit breiter Mehrheit von Grünen, CDU, SPD, FDP und Linken – beschlossen, die Kinder- und Jugendrechte zu stärken und Jugendliche stärker in Entscheidungen einzubinden. Das neue Schild ist das sichtbare Resultat dieser Beteiligung.“ Und was macht der Mob im Netz, was machen die nicht regierenden Parteien und die eigene Bürgermeisterin? Sie stricken aus der „inklusiven Idee“ einen Skandal und tun so, als ginge es ihnen um „Kinderschutz“, „Tradition“ oder „Steuerverschwendung“.

Die Sache ist natürlich die – eine offene Einladung von diffus definierten „Jugendlichen“ in den Schutzraum der Kinder und ihrer Eltern führt in der Utopie natürlich zu einem friedlichen Beisammensein der Generationen. So, wie sich die Visionäre des sozialen Wohnungsbaus in den Sechzigern und Siebzigern vorstellten, die Plätze und Ladenzeilen zu Fuße brutalistischer Hochhaussiedlungen würden Orte der Begegnung und des neuen, am Gemeinwohl orientierten Menschen. In der Realität wurden sie Brennpunkte von Gewalt, Kriminalität und Verwahrlosung und in der Realität wird es keinem Spielplatz guttun, eine „Aktionsfläche“ zu sein. Nils Frenzel von „t-online“ müsste das eigentlich wissen, kam er doch ein wenig in Kontakt mit der Realität, als er dem ehemaligen „Hell’s Angel“ Kassra Zargaran seine Biografie geschrieben hat. Aber als Absolvent der Deutschen Journalistenschule in München und heutiger Pressemensch im Mainstream geht er natürlich nach dem, was sein sollte und nicht nach dem, was sein wird, wenn der Mensch einfach unperfekter, egoistischer und fehlerhafter Mensch bleibt.

Die Kölner OB Reker will die Sache nun am 4. September dem Stadtrat zur Entscheidung vorlegen. Wir dürfen davon ausgehen – stimmt diese dafür und die Umbenennung wird doch Kölner Leitpolitik, haben Frenzel und Co. ihre Leitartikel gegen die „Hetzer“ und „Schwurbler“, die dann erneut die Stimme erheben werden, bereits vorgeschrieben.

Quellen:

Kölner Oberbürgermeisterin hat kein Verständnis für »Spielplatz«-Vorschlag (Spiegel)

Spiel- und Aktionsfläche für Berufsempörte (t-online)


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