01. Oktober 2025 06:00

Wirtschaftskrise Der Bosch ist kaputt

Die Mitverantwortung der deutschen Industriemanager für die Zerstörung des Standorts Deutschland

von Oliver Gorus drucken

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Bildquelle: nitpicker / Shutterstock Autozulieferer Bosch in der Krise: Massiver Stellenabbau in Deutschland

Ich bin in Korntal aufgewachsen, einem Vorort von Stuttgart. Östlich von uns lag Zuffenhausen: Fuhr man nach Stuttgart rein, fuhr man buchstäblich durch „den Porsche“ durch – links und rechts von der Schwieberdinger Straße stehen die alten und teilweise neuen Industriegebäude der Porsche-Werke. Nördlich von uns erstreckte sich das wunderschöne Strohgäu, das dominiert wird von dem hochgelegenen Bosch-Industrie-Areal in Schwieberdingen mit seinem markanten, von weither sichtbaren kastenförmigen Hochhaus mit dem roten Bosch-Logo. Und im Süden, auf der Schillerhöhe zwischen Solitude und Engelbergturm, thront das markanteste Industriegebäude des Stuttgarter Nordens überhaupt: „Der Bosch“, ein weiterer großer Kasten mit rotem Bosch-Logo, eine Landmarke.

Was ich damit sagen will: Um uns herum war fast jeder direkt oder indirekt mit dem Bau von Autos für den Weltmarkt beschäftigt. Auto, Auto, Auto. In meiner damaligen Heimat war der Satz „I schaff beim Bosch“ ganz ähnlich wie „I schaff beim Daimler“ so etwas Ähnliches wie Nationalstolz oder Glaubensbekenntnis, er vermittelte ein Grundvertrauen, das Richtige zu tun, dazuzugehören, verwurzelt und auf ewig sicher zu sein.

Seit der Gründung der Bundesrepublik ging es beim Bosch immer nur aufwärts. Die vom vollbärtigen Erfinder Robert Bosch im Kaiserreich gegründete Werkstatt in der Stuttgarter Rotebühlstraße, wo er den Magnetzünder für Verbrennungsmotoren erfand, wuchs sich aus zu einem global agierenden Hightech-Konzern mit 400.000 Mitarbeitern, dem wichtigsten Automobilzulieferer Deutschlands. Beim Bosch wurden die höchsten Gehälter gezahlt, oft arbeiteten Vater, Sohn und Enkel alle beim Bosch – dafür wurde hundertprozentige Loyalität verlangt.

Aber mit dem Mythos und der Erfolgsgeschichte ist es nun vorbei: Beim Bosch werden nämlich jetzt zusätzlich zu den bereits angekündigten gut zehntausend gestrichenen deutschen Arbeitsplätzen in den nächsten Jahren weitere rund 13.000 deutsche Arbeitsplätze abgebaut.

Das ist deshalb so bedeutend, weil, metaphorisch gesprochen, der Daimler das Herz und der Bosch die Nieren der deutschen Automobilbranche sind: Die Autoindustrie in Deutschland ist an Herz und Nieren ernsthaft krank und daran hängt dann die Gesundheit des gesamten Mittelstands im Südwesten. Und wenn der Südwesten, der mit dem mittleren Neckarraum das größte Industriegebiet Europas birgt, auf der Intensivstation liegt, dann ist die deutsche Wirtschaft insgesamt ein schwerkranker Patient.

Die Frage ist: Wer trägt die größere Schuld daran? Die Politiker und Bürokraten in Berlin und Brüssel, die mit ihrem Klimawahn und ihrem Etatismus den Standort versaut haben? Oder die Industriemanager, die den Politikern und Bürokraten in den Hintern gekrochen sind und stromlinienförmig jeden Irrsinn der letzten Jahrzehnte willfährig mitgemacht haben, ohne sich auch einmal auf die Hinterfüße zu stellen und ihren Laden gegen zu viel Bürokratie, Steuern, Abgaben und zu hohe Energiepreise zu verteidigen? Zu 100 Prozent beide!

Aber ein Schlaglicht möchte ich werfen: Der Bosch gehört zu 94 Prozent einer Holding, einer GmbH, die wie eine Stiftung agiert. Sie verfügt über ein Kapital von über fünf Milliarden Euro und schüttet jährlich ungefähr 150 Millionen Euro für gemeinnützige Projekte aus. Diese Robert Bosch Stiftung GmbH ist damit eine der größten Stiftungen Deutschlands, sie engagiert sich gemäß dem letzten Willen von Robert Bosch für Gesundheit, Bildung und „Politik und globale Fragen“.

In den beiden ersten Feldern vollbringt die Bosch-Stiftung definitiv große Taten. Ich selbst bin als Jugendlicher mal im riesigen Robert-Bosch-Krankenhaus operiert worden. Die Stiftung schiebt die medizinische Forschung an und wirbt für Reformen im Gesundheitswesen. Und im Feld Bildung versucht das Kuratorium, gute Pädagogik und Schulen zu fördern – sicher ein ehrenwerter Kampf gegen Windmühlen. Die einzige sinnvolle und nachhaltige Wohlfahrt ist die private Wohlfahrt, und der Bosch war da schon immer ein Pionier.

Robert Bosch sagte einmal: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle.“

Haken dahinter.

Problematisch wird es im Feld „Politik und globale Fragen“. Hier verfolgt und finanziert die Stiftung vor allem linksgrüne Projekte: Förderung der Masseneinwanderung, Diversity und ethnische Vielfalt, Klimaschutz. Da wird gegendert und gegutmenscht, was das Zeug hält. Beispielsweise gab die Stiftung ein „Dossier“ heraus: ein „Plädoyer dafür, Klimapolitik wieder ganz oben auf die politische Agenda zu setzen. Einen entsprechenden Appell haben wir im Frühjahr rund um den Start der neuen Bundesregierung an die Politik gerichtet, im Schulterschluss mit vielen Akteur:innen aus der Zivilgesellschaft.”

Der genannte Appell an die Bundesregierung liest sich dann wie das grüne Parteiprogramm: Klimakatastrophe, CO2-Reduktion, Pariser Klimaziele, Fridays for Future, Vereinte Nationen: „Bis 2030 müssten die globalen Emissionen in etwa halbiert sein, um gute Chancen zu haben, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5°Grad Celsius zu begrenzen.“ Das grüne Wahnsinnsprogramm der linksideologischen planwirtschaftlichen Energiewende eben. Trump brachte es vor der Uno ja so schön auf den Punkt: Wer vollständig grün wird, geht vollständig pleite.

So, liebe Menschenfreunde beim Bosch und liebe desillusionierte Bosch-Mitarbeiter, die unbeantwortete Frage dabei ist: Wie kann nur die Inhabergesellschaft eines ikonischen deutschen Industrieunternehmens mit den erwirtschafteten Gewinnen Narrative und Projekte fördern, die dem Unternehmen selbst und dem ganzen Standort Deutschland schwerste Schäden zufügen?

Wie können über die Jahre Hunderte von Millionen Euro auf der einen Seite für linke Ideologie verbraten werden, während auf der anderen Seite Zehntausende von Mitarbeitern entlassen werden?

Hätte sich Robert Bosch nicht zuerst um seine Mitarbeiter gekümmert, wie er es zeitlebens immer getan hat?

Wie kann man nur das von den Mitarbeitern erwirtschaftete Geld für Ideologie und ein gutes Gefühl durch den Schornstein jagen, anstatt das Geld in das Geschäft zu investieren und damit in Arbeitsplätze und die Zukunft?

Die Parteipolitiker haben den Industriestandort Deutschland nachhaltig zerstört. Das ist sicher. Allen voran die Granden von CDU und SPD. Und das wird auch nicht mal so eben wieder gut.

Aber die Manager der deutschen Industrie haben mitgemacht, denn sie sind größtenteils heute das, was Schumpeter „Arbitrage Entrepreneurs“ genannt hat. Benjamin Mudlack beschrieb genau diese in seinem Buch „Neues Geld für eine freie Welt“ als „Politische Unternehmer“. Es sind auf gut Deutsch die A…kriecher, die sich die Politiker als Klatschhasen auf den Arbeitgeberverbandstagungen halten.

Die deutschen Manager schleimen sich lieber bei Parteibonzen ein, um Subventionen abzustauben, als dass sie ihnen die Stirn bieten und ihre wirtschaftlichen Freiräume verteidigen, wie es sich in einer freien Marktwirtschaft gehört. Das ist eben auch Teil der Wahrheit.


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