01. Oktober 2025 11:00

Alex Karp von Palantir Wenn massive Staatsprofiteure der Regierungspolitik „die Leviten lesen“

Der Bock als „libertärer“ Gärtner

von Axel B.C. Krauss drucken

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Bildquelle: david.costa.art / Shutterstock Datenkrake Palantir: Benannt nach den „Sehenden Steinen“ des bösen Herrschers Sauron aus Tolkiens „Herr der Ringe“

Im Verlauf ungefähr eines Jahres geriet das Datensammel- und Überwachungsunternehmen „Palantir“, gegründet von Peter Thiel, Alex Karp und einigen anderen Tech-Investoren, zunehmend in die Schlagzeilen. Leider waren es nicht die allerbesten. Ironischerweise ist der Firmenname eine Anspielung auf die „Sehenden Steine“ aus John Tolkiens „Herr der Ringe“. Passt perfekt, denn das Unternehmen liefert eine sehr breite Palette an Daten, die ein technologisch hochgerüsteter staatlicher, genauer: korporatistischer Sauron braucht, um sie alle zu finden und datenanalysetechnisch „auf ewig“ an den Großen Bruder zu binden.

Ein kurzer Auszug aus dem ansonsten mit Vorsicht zu genießenden Wikipedia verdeutlicht die mordorschen Ambitionen, da bezüglich der präsentierten Informationen korrekt: „Zu den ersten Kunden des 2003 gegründeten Unternehmens gehörten Bundesbehörden der Nachrichtendienstgemeinschaft der Vereinigten Staaten (USIC). Seitdem hat Palantir seinen Kundenstamm unter staatlichen und lokalen Behörden, auch in Europa, vergrößert. Das Unternehmen ist besonders für zwei Softwareprojekte bekannt: Palantir Gotham wird von Anti-Terror-Analysten in Behörden der USIC und dem Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten, von Betrugsermittlern des Recovery Accountability and Transparency Board und von Cyber-Analysten des Information Warfare Monitor (verantwortlich für die Ermittlungen von GhostNet und dem Shadow Network) verwendet; Palantir Foundry ermöglicht die Erstellung von Digitalen Zwillingen.“

Nun hat Mitgründer Alex Karp sicher nicht unrecht, wenn er, wie es in einem Artikel der „Welt“ vom 29. September hieß, „die Leviten liest“: „Alex Karp feiert mit Palantir eine Erfolgsgeschichte. Nach Deutschland blickt der Milliardär hingegen voller Sorge. Europa drohe sein ‚industrielles Herz‘ zu verlieren“ („Die Welt“, „Sprecht endlich von Krise“).

Streiche „hingegen“. Die Kritik an der Deindustrialisierungs-, Migrations- und innovationsfeindlichen Politik in Deutschland, die Karp anvisiert, trifft ins Schwarze. Was der gerade durch Staats-Größtaufträge zum Milliardär aufgestiegene Karp dabei allerdings nicht erwähnt, ist die Tatsache, dass das von ihm als derzeitigem CEO geführte Unternehmen nicht nur beim Aufbau eines datenbasierten Panoptikums tatkräftig mithalf und -hilft, sondern auch eine Rolle in derjenigen Agenda spielt, die sich auf die Zukunftsfahnen schrieb, sogenanntes „klimaschädliches“ Verhalten leichter aufspüren und die zur Evaluierung der „Bestrafung“ nötigen Informationen schnell und möglichst unkompliziert bereitzustellen.

Das Programm „Palantir Gotham“ diente zudem der Entwicklung von „PreCrime“-Systemen, also „prädiktiver Polizeiarbeit“ – mit dem Anspruch, Verbrechen angeblich zu bekämpfen, bevor sie begangen werden können. Kritiker vermuten jedoch, dass es auch dabei im Wesentlichen nur darum geht, möglichst umfassende Datenbanken über alle Bürger anzulegen. Egal, in welchen Sektor man schaut, scheint Palantir fast überall die Finger drin zu haben. So schrieb Max Jones für die Website „Unlimited Hangout“ am 13. Januar 2025: „Das ‚Center for Forecasting and Outbreak Analytics‘ (CFA) der CDC hat sich mit dem CIA-nahen Unternehmen Palantir zusammengetan, um das öffentlich-private Modell der invasiven Überwachung im Bereich ‚Öffentliche Gesundheit‘ zu festigen, während der nationale Sicherheitsstaat der USA und das Silicon Valley noch enger zusammenrücken“ („The CDC, Palantir and the AI-Healthcare Revolution“).

Natürlich nicht nur dort: Auch in der „FinTech“-Branche, also bei der Entwicklung und Bereitstellung neuer Datenauswertungs- und Überwachungstechnologien für die finanzsystemische „Revolution“ in Richtung digitales Geldsystem, spielt Palantir eine zentrale Rolle; im militärisch-industriellen Komplex zur Bereitstellung von Daten für automatisierte und auf KI basierende Waffensysteme sowie zur umfassenden Datenerfassung der Streitkräfte; in der „grünen Revolution“ als Datenschnüffler für das geplante globale Surveillance-System, vorgeblich aus rein ökologischen Gründen.

Kurz, Palantir ermöglicht durch seine Dienste die Entstehung jener „Algokratie“ – algorithmenbasierter Herrschaft –, die so gut wie alle Bereiche menschlicher Tätigkeit überwachen soll und den Bevölkerungen als große Errungenschaft unter dem Stichwort „Sicherheit“ verkauft werden soll.

Eine besonders brisante Information: Als die US-Regierung ihr TIA-Programm (TIA: Total Information Awareness) aufgrund von scharfer Kritik und Protesten einstellen musste, lagerte sie diese Aufgabe einfach an Unternehmen aus, die mit ihr ohnehin eng verbunden sind. TIA wurde also nie wirklich eingestellt – es wurde nur anderen Auftragnehmern übertragen. James Corbett berichtete darüber in seinem Artikel „Algokratie: Regierung für die Neue Weltordnung“ (24. Mai 2025): „Und wer hat dieses Programm übernommen? Wer hat die Lücke gefüllt? Als TIA weg war, bekam Palantir plötzlich CIA-Verträge. Und Peter Thiel und Alex Karp waren zur Stelle, um genau die Dienstleistungen zu erbringen, nach denen [General] Poindexter und die anderen bei der DARPA [Defense Advanced Research Projects Agency] in diesem speziellen Programm lechzten.“

Wenn Kritik an Regierungen von Leuten kommt, die aufs Engste mit selbigen kooperieren und zudem die nötigen Daten für eine „Überwachungsgesellschaft“ und somit Dienstleistungen bieten, die vom Markt keineswegs nachgefragt werden, sondern von oben oktroyiert werden sollen, und wenn ebendiese Leute dann auch noch eine „libertäre“ Gesinnung zur Schau stellen, kann man ruhig mal lachen.

Bis nächste Woche.


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