Freiheit: Freiheit ist kein Wellnessprogramm
Warum Freiheit unbequem und herausfordernd ist
von Volker Ketzer drucken
Es gibt eine merkwürdige Verwechslung in unserer Zeit: Viele Menschen glauben, Freiheit sei so etwas wie ein Wellnessprogramm. Ein bisschen Wahlfreiheit im Supermarkt, ein Netflix-Abo ohne Werbung, vielleicht noch ein steuerlich gefördertes E-Bike – und schon fühlt man sich frei.
Der Staat als freundlicher Animateur, der uns alles organisiert, damit wir uns ja nicht anstrengen müssen.
Aber Freiheit ist das genaue Gegenteil: Sie ist unbequem, fordernd, manchmal sogar schmerzhaft.
Freiheit bedeutet, Entscheidungen selbst zu treffen und für die Folgen geradezustehen. Das ist anstrengender, als sich in die Hängematte staatlicher Fürsorge zu legen.
Aber nur so kann man aufrecht leben, statt wie ein dressiertes Haustier im Käfig von Staat und Bürokratie.
Die meisten geben ihre Freiheit bereitwillig her, sobald man ihnen „Sicherheit“ verspricht.
Sicherheit vor Krankheiten, Sicherheit vor Arbeitslosigkeit, Sicherheit vor falschen Meinungen im Internet.
Und natürlich Sicherheit vor „den Rechten“, „den Linken“, „den Russen“ oder „den Amerikanern“ – je nachdem, welches Feindbild gerade Konjunktur hat.
Doch dieser Tausch ist ein schlechter Deal. Der Staat kann keine Sicherheit geben, er kann nurmehr Abhängigkeit schaffen.
Jede neue Vorschrift, jede neue Steuer, jedes neue Ministerium bindet uns enger.
Der Bürger glaubt, er kauft sich Schutz – in Wahrheit bezahlt er mit Ketten.
Natürlich: Freiheit bedeutet auch, Fehler zu machen. Man darf scheitern und soll es sogar.
Ja, man darf sogar Dummheiten begehen, solange man niemand anderem schadet.
Aber genau das will der moderne Staat nicht. Er behandelt uns wie Kleinkinder, denen man die Schere wegnehmen muss.
Wenn ein Politiker sagt: „Wir lassen niemanden zurück“, heißt das in Wahrheit: „Wir halten alle unten, damit ja keiner weiterkommt.“
Freiheit dagegen bedeutet: Jeder darf vorankommen – und wer stolpert, steht wieder auf. Das Risiko des Einzelnen ist der Preis für den Fortschritt aller.
Der gefährlichste Gegner der Freiheit sitzt nicht im Parlament, sondern in uns selbst. Es ist dieser kleine Feigling, der flüstert: „Ach, lass doch andere entscheiden. Ich will nur meine Ruhe.“
Dieser innere Bequemlichkeitsdiktator sorgt dafür, dass wir blind unterschreiben, wenn uns jemand „für unsere Sicherheit“ die Privatsphäre nimmt.
Freiheit beginnt deshalb mit einer inneren Entscheidung: Ich vertraue nicht auf den Vormund Staat, sondern auf meine eigene Urteilskraft.
Ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich zu denken, zu sagen oder zu kaufen habe.
Besonders grotesk wird es, wenn man Freiheit mit Demokratie verwechselt.
Natürlich kann man demokratisch abstimmen, ob alle roten Autos verschrottet werden müssen. Aber das Ergebnis ist nicht frei, sondern nur mehrheitlich beschlossen.
Freiheit bedeutet nicht, dass 51 Prozent der Leute über die anderen 49 Prozent herrschen dürfen.
Freiheit bedeutet: Jeder bestimmt über sich selbst.
Die Demokratie ist höchstens ein Werkzeug, um Macht friedlich zu übertragen. Aber wenn diese Macht unbegrenzt ist, unterscheidet sich die Demokratie kaum von einer Diktatur – nur dass man alle vier Jahre das Personal austauscht.
Die bittere Wahrheit ist: Echte Freiheit ist nichts für Zartbesaitete. Wer frei sein will, muss Verantwortung tragen – für sein Leben, seine Familie, seine Fehler.
Keine Hotline beim Jugendamt, kein staatliches „Rettungspaket“, kein staatlicher Retter in der Not.
Die meisten Menschen schrecken davor zurück. Sie reden von Freiheit, aber sie wollen in Wahrheit nur Bequemlichkeit. Sie wollen, dass der Staat alles Schwierige wegnimmt und sie selbst trotzdem wie „freie Bürger“ aussehen dürfen.
Und genau deshalb müssen wir die Freiheit wieder neu erzählen. Nicht als langweiliges Politikseminar, sondern als Abenteuer.
Freiheit ist riskant, sie ist chaotisch, sie ist nicht immer fair.
Aber sie ist das Einzige, was uns zu Menschen macht!
Wenn wir das vergessen, dann bekommen wir eine Gesellschaft, in der alles geregelt, aber nichts mehr lebendig ist. Eine Welt, in der wir alles dürfen – solange es bürokratisch vorgesehen ist.
Freiheit ist unbequem, aber sie ist das Einzige, wofür es sich lohnt zu leben. Sie ist kein Wellnessprogramm, sondern eine Herausforderung.
Und genau darin liegt ihre Schönheit.
Bleib frei im Kopf.
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