19. Februar 2025 06:00

Demokratiekrise Die blaue Rache

Deutschland, kurz vor dem Zerreißen

von Oliver Gorus

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Bildquelle: Nomad_Soul / Shutterstock Auf Messers Schneide: Deutschland

Der Schnee war phantastisch, dazu strahlender Sonnenschein, ein traumhafter Skitag. Wir zwei bestiegen die Gondel, um wieder aufzusteigen, doch kurz bevor sich die Schiebetüren schlossen, polterten noch mal drei Männer um die 50 rein, offenbar aufgekratzt vom Skifahren.

Während die drei in fränkischem Dialekt herumflachsten, unterhielten wir zwei uns über Berufliches, ein Konflikt war da zu lösen, ein ausländischer Name fiel, es ging um Mitarbeiter und Kunden. Irgendwann blaffte einer der drei dazwischen und unterbrach uns. Unfreundlich. Ab dem Moment war die Unterhaltung beendet, denn der Typ redete über unser Gespräch drüber, wurde immer lauter, am Schluss schrie er uns an.

Offenbar hatte er unsere Unterhaltung mitgehört und sie irgendwie missverstanden, vielleicht wegen des ausländischen Namens, der in ihm wohl Hassreflexe auslöste, denn er beschimpfte uns aus heiterem Himmel als „linksgrünversifftes Kommunistenpack“, immer wieder, „Dreckskommunisten“, „Systemprofiteure“, er meinte, wir würden auf seine Kosten Skiurlaub machen, wir „Sozialistenschweine“ würden den hart arbeitenden Leuten die Kohle abziehen, aber wir würden schon sehen, unsere Zeit sei vorbei, es würde nicht mehr lange dauern, und dann, wenn sie an der Macht seien, dann würden wir bezahlen, dann würden wir uns in die Hosen scheißen, weil sie uns dann fertigmachen würden, uns „rotes Pack“, dann würden wir unsere Arroganz bereuen, wir „Gutmenschen“, dann seien sie am Drücker und sie seien viele … Und dann könnten wir uns an unseren Allah halten, wir „linksgrünversifften Arschlöcher  … „Ja! Links! Grün! Versifftes! Kommunistenpack!“ …

Die anderen beiden beteiligten sich nicht an der Tirade, der eine versuchte zwei-, dreimal vergeblich, das Thema zu wechseln, dem anderen war die Situation sichtlich peinlich, aber er schwieg.

Aus dem aggressiven Typ triefte der Hass, es war klar, dass er Handgreiflichkeiten provozieren wollte, die Luft brannte in der Gondel, aber wir zwei blieben ruhig, kamen oben an, stiegen aus. Diskutieren war sowieso unmöglich, und wir wollten uns ja nicht prügeln.

Die Beleidigungen fand ich jetzt nicht so schlimm, vor allem trafen sie uns nicht, ich bin ja nun wirklich weltanschaulich von Linkskollektivisten maximal entfernt. Aber eben auch maximal entfernt von Rechtskollektivisten wie diesem AfD-Fan. Als ich vor einigen Wochen von einem linksextremen Beamten mit „gequirlte braune Scheiße“ abqualifiziert wurde, hatte mich das auch nicht getroffen, weil klar war, dass der kollektivistische Staatsdiener offensichtlich auf einem anderen Planeten lebt und deshalb einfach nicht verstehen kann, wovon ich rede und schreibe.

Beleidigungen sind nicht das Problem, wir sollten da alle keine Mimosen sein. Das tägliche Training auf X hilft, sich ein dickes Fell zuzulegen.

Nein, der Vorfall ist für mich bemerkenswert, weil er zeigt, wie polarisiert die deutsche Gesellschaft, wie aufgeladen die Stimmung, wie groß mittlerweile der gegenseitige Hass der beiden Pole und wie gefährlich die Situation ist.

Ich meine zu verstehen, dass dieser fränkische AfD-Fan sich seit vielen Jahren gedemütigt fühlt. Und dieses Gefühl trügt ja nicht. Seit über zehn Jahren werden Konservative oder, besser gesagt, alle, die nicht links sind, von den tonangebenden Linken permanent als „Rechte“, als „Faschisten“, „Rassisten“, „Nazis“ diffamiert, dazu dann noch als „Klimaleugner“ und in den letzten fünf Jahren in vielen Fällen als „Corona-Leugner“, „Aluhüte“, „Verschwörungstheoretiker“, „Querdullies“ und so weiter.

In jedem Falle werden rechtschaffene Bürger von einer arroganten, moralisierenden Minderheit gewohnheitsmäßig als schlechte Menschen abqualifiziert.

Die Demütigung wird komplett, weil ein großer Teil der linken Kollektivisten tatsächlich nicht wertschöpfend tätig ist, sondern staatsfinanziert in Bullshitjobs, in Nischen des öffentlichen Dienstes oder gar leistungslos in steuerfinanzierten NGOs oder in der Hängematte der Sozialtransfers das Leben auf Kosten anderer kultivieren … und dabei noch eine große Klappe haben, sich als die besseren Menschen fühlen und per Fingerschnipsen nach jedem Terroranschlag auf die Straße gehen, um gegen „Rääächz“ zu demonstrieren, als ob die etwas Böses getan hätten.

Die sektenartig aneinandergeklammerten Linken und Grünen projizieren ihre uneingestandenen Schuldgefühle, ihren Selbsthass und ihre nackte Angst, als schlechte Menschen dazustehen, auf ihr Alter Ego, die AfD, deren Mitglieder und Anhänger sich gleichfalls sektenartig aneinanderklammern. Für beide Seiten ist die jeweils andere Seite der Sündenbock und an allen Problemen schuld.

Nur sind die Machtverhältnisse ja nicht symmetrisch. Die erfolgreich durch die Institutionen marschierten Linken sitzen an allen Schaltstellen der Gesellschaft und bilden als extremistische Minderheit eine Hegemonie, die durch die vielen opportunistischen Mitläufer aus der bürgerlichen Mitte stabilisiert wird.

Nicht die AfD, nicht die „Rechten“ haben das Land in die vielen Krisen gestürzt. Die grünen, roten, schwarzen und gelben Sozialisten sind es, sie tragen die Verantwortung für die Migrationskrise, die Krise der inneren Sicherheit, die Wirtschaftskrise, die Krise der Lebenshaltungskosten, die Bildungskrise, die viel zu hohen Steuern und Abgaben, die strangulierende Bürokratie. Die Linken zerstören das Land, aber die Rechten werden von ihnen ständig als Sündenbock vorgeführt.

Die AfD hat zu all den Missständen nichts beigetragen, weil sie konsequent von allen Funktionen und Positionen ferngehalten wird, die es überhaupt ermöglichen würden, Mist zu bauen. Und die AfD-Wähler werden durch die merkelsche Brandmauer um das Versprechen der demokratischen Repräsentation betrogen. Sie hören täglich, dass ihre Stimme nichts wert sei. Die Rede ist immer von „unserer Demokratie“, womit ausgedrückt wird, dass die demokratische Teilhabe für Nichtlinke ausgeschlossen ist. Ein verfassungswidriger Zustand zweifellos.

Die täglichen Demütigungen der „Rechten“ haben dort mittlerweile so viel Wut produziert, dass ein Machtwechsel von links nach rechts, wie er in einer funktionierenden Demokratie normal wäre, kaum mehr friedlich ablaufen kann. Der fränkische AfDler in der Gondel hat mir klargemacht, dass die Rechten wirklich Rache wollen. Sie werden zweifellos Rache nehmen, sobald sie können. Und früher oder später werden sie es können. Dann wird es hässlich.

Die Linken spüren das, verdrängen ihre Schuld daran und projizieren, was das Zeug hält, die Wut-Angst-Spirale schaukelt sich immer weiter hoch. Ein Gewaltausbruch scheint unausweichlich, denn für einen gesellschaftlichen Ausgleich bräuchte es eine starke Mitte – die es seit Merkel nicht mehr gibt.

Und wir Freiheitlichen? Für die Rechten sind wir Linke, für die Linken sind wir Rechte. Wir wollen zwar einfach nur in Ruhe gelassen werden, aber im Falle des Ausbruchs von Feindseligkeiten gibt es keine neutrale Ecke.


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