08. März 2024 23:00

Große Denker Banknoten: Für Immanuel Kant eine Täuschung!

Geld in den Augen von Aristoteles und Kant

von Benjamin Mudlack

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Bildquelle: GodeNehler / Wikimedia Immanuel Kant: Geld ist für ihn „eine Sache, deren Gebrauch nur dadurch möglich ist, dass man sie veräußert“

Es ist verwunderlich, wie viel die großen Denker über die Aufklärung und auch über das Wesen des Geldes geschrieben haben. Der sehr bedeutende Königsberger Philosoph Immanuel Kant ist ohne Frage als einer der herausragenden deutschen Denker anzusehen. Selten wird Kant wegen seiner geldtheoretischen Einlassungen rezipiert. Überhaupt scheinen die Menschen heutzutage mehrheitlich von dem Wissen der großen Denker entkoppelt worden zu sein. Die Menschen folgen offenbar lieber bereitwillig den großen Narrativen, ihrem bisherigen Weltbild und haben frei nach Kant kaum noch den Mut, sich ihres eigenen Verstandes und ihrer eigenen Urteilskraft zu bedienen. Auf diese Weise ist es möglich, dass sich die menschheitliche Elendsgeschichte aus gesellschaftlicher Spaltung, gesellschaftlicher Kollektivierung, Geldverschlechterung, Krieg, Not, Elend und so weiter fortwährend wiederholt.

„Urvater“ Aristoteles

Schon der griechische Universalgelehrte Aristoteles schrieb, dass Geld eine Austauschbarkeit von Gütern herstellt. Es geht also im Kern um die Herstellung mengenmäßiger Austauschverhältnisse. Man ist durch die Hinzunahme des Geldes in der Lage, Güter miteinander vergleichbar zu machen. Wie viele Hosen entsprechen einem Haus oder einer bestimmten Menge an Nahrungsmitteln? Die Vergleichbarkeit bezieht sich logischerweise nicht auf die subjektive Werteinschätzung eines jeden einzelnen Menschen, sondern auf die aktuellen Marktpreise. Durch die Vergleichbarkeit erhöht das Geld die Effizienz und Dynamik. Auch erkannte Aristoteles, dass Geld für späteren Konsum Werte und erbrachte Arbeitsleistung konservieren kann. Den Zins verdammte er nicht. Er kannte ihn als Geld, welches das Geld abwirft. Aus ökonomischer Perspektive bezeichne ich persönlich den Zins als koordinativen Preis des Geldes. Wer an dem Preis des Geldes planwirtschaftlich manipuliert, führt die Volkswirtschaft in die geplante Unordnung. Ressourcen, Kapital und Arbeit werden fehlgeleitet und verschwendet. Umwelt, Produktivität und Wohlstand leiden. Zudem entspricht ein marktgerechter Zins dem Aufeinandertreffen von Geldangebot (Sparneigung der Menschen) und kreditbasierter Investitions- und Konsumnachfrage.

Zurück zu Aristoteles. Eine moralische Diskreditierung des Geldes sucht man bei Aristoteles vergeblich. Dennoch kritisierte er einen ausschweifenden materialistischen Lebensstil und prangerte das hohe Suchtpotenzial an. Er hatte eine sehr neutrale Sicht auf das Geld und die Tauschfunktion. Das Verlangen nach mehr Geld sei schädlich und würde dem Wesen des Geldes als Tauschkoordinator diametral gegenüberstehen. Insofern entspricht nach meiner Beurteilung die Einstellung von Aristoteles durchaus der neutralen Herangehensweise der Österreichischen Schule der Nationalökonomie.

Banknoten waren für Kant eine Form der Täuschung

Als tiefgründiger Mensch kritisierte Kant oberflächliche Sichtweisen. Wer Banknoten für das Geld als solches selbst hält, geht einer Täuschung auf den Leim. Der Wert der Banknoten begründete für Kant lediglich die zukünftige Erwartung, dass in Zukunft ein Tauschvorgang in ähnlicher Tauschrelation zur heutigen Zeit möglich ist. Diese Erwartung kann bekanntermaßen durch Geldverschlechterung bitter enttäuscht werden. Wird die Geldmenge beispielsweise durch Verschuldung erhöht, so verändert sich die Tauschrelation zu anderen knapp gebliebenen Gütern. Die Kaufkraft der in Banknoten verbrieften Zahlungsmittel kann gewaltig sinken. Im Gegensatz zu heute medial protegierten Intellektuellen erkannte Immanuel Kant diesen Zusammenhang. Mehr noch, denn er kritisierte diese Vorgänge und warnte die Menschen vor einer naiven Sichtweise.

„Österreichischer Zugang“ auch bei Kant

Je erfahrener Immanuel Kant wurde, desto mehr Wert legte er in seinen philosophischen Überlegungen auf eine Befreiung empirischer Betrachtungsweisen. Dieser Zugang ähnelt der Sichtweise der Vertreter der Österreichischen Schule. Die Empirie eignet sich zur geschichtlichen Dokumentation, aber hinsichtlich der Zukunftsprognosen kann sie gewaltig in die Irre führen oder für die Zielsetzungen einzelner Gruppen in Bezug auf staatliche Interventionen missbraucht werden. Gemeint ist damit, dass staatliche Interventionen einige wenige Menschen zulasten vieler bevorteilen. Lobbyarbeit ist hier ebenso als Beispiel anzuführen wie die Nähe der Finanzoligarchie zu den Zentralbanken. Die zentrale Geldschöpfungsstelle zur sozial ungerechten Werteumverteilung nach ganz oben zu nutzen – übrigens eine Forderung von Karl Marx – ist in der heutigen Zeit gängige Praxis. Der Cantillon-Effekt lässt grüßen.

Geld als Element von Freiheit

Untrennbar ist das Geld mit der Kant’schen Freiheitsphilosophie verbunden. Menschen, die miteinander interagieren und kooperieren, schränken sich unweigerlich in ihrer Freiheit ein. Ein Grundstück kann beispielsweise für zwei Menschen zum identischen Zeitpunkt von Interesse sein. Diese doppelte und konkurrierende Anspruchshaltung kann zu einem Streit führen und schränkt die jeweilige Freiheit der anderen Partei ein. Für die Beilegung des Streites ist die Rechtsetzung ebenso notwendig wie die Beseitigung jeglicher Willkür. Es gilt also zu regeln, wie es zu einer friedlichen Inbesitznahme ohne Schädigung einer dritten Partei kommen kann. Die friedliche Beilegung des Streites kann beispielsweise durch ein Gebotsverfahren erfolgen. Das höhere Gebot bekommt den Zuschlag, es kommt zu einer freiwilligen vertraglichen Einigung und einem Eigentumsübergang. Das Geld wechselt im Tausch mit dem Grundstück den Eigentümer und andersherum.

Kant unterscheidet zwischen Sacheigentum und geistigem Eigentum. Es handelt sich also um den Verkehr (freiwilliger Austausch im Rahmen der freien Marktwirtschaft) mit Gedanken und Sachen. Geld war für Kant folglich eine Sache beziehungsweise ein Gut.

Die Natur der Sache

In den philosophischen Betrachtungen Immanuel Kants gehört es zur Natur der Sache, dass man Güter kaufen und verkaufen kann. Es handelt sich um Tauschgeschäfte, die auf freiwilliger Basis eingegangen werden. Kant unterscheidet zwischen zwei Grundarten des Tausches: Ware gegen Ware als Naturaltausch und Ware gegen Geld. Das Geld ist in dem Zusammenhang kein zum Überleben notwendiges Gut, aber es verfügt eben über die höchste Tauschbarkeit. Man könnte anstelle der höchsten Tauschbarkeit oder -fähigkeit auch die Marktgängigkeit beziehungsweise die Absatzfähigkeit setzen. Geld war für Kant ein Instrument des Handelns zum wechselseitigen Erwerben.

Er sah Geld zudem als Kommunikationsmittel zwischen den verschiedenen Vertrags- oder Kooperationspartnern an – ein Austausch von Wertschätzung, wenn ein Gut den Besitzer wechselt oder ein Geldwert gegen die Erbringung einer Dienstleistung getauscht wird. Man darf sich folglich die Frage stellen, was im Falle der Geldverschlechterung mit der Wertschätzung geschieht und welchen Einfluss das auf die Eigentumsrechte hat. Geld als Wertträger und Maßstab für Wertschätzung sind gleichermaßen abhängig von der mengenmäßigen Erweiterung. Je größer die (Geld-) Menge, desto geringer die Qualität. Die Qualität steht für einen hohen Tauschwert beziehungsweise eine hohe Kaufkraft.

Geld als Summe des Fleißes

Waren hatten nach Kant einen direkten Wert für den einzelnen Betrachter. Geld hingegen hat laut Kant keinen unmittelbaren Gebrauchswert oder Nutzen. Kants Beispiel ist das Getreide. Bei entsprechender Verarbeitung kann Getreide der Bedürfnisbefriedigung dienen. Platt gesagt: Verarbeitet zu Brot, macht es satt. Geld hingegen erfüllt lediglich die Möglichkeit, Tauschgeschäfte einzugehen und Geld für Brot hinzugeben.

Der Nachteil des Geldes, keinen direkten Gebrauchswert zu haben, war laut Kant aber eben auch genau sein Vorteil. Es repräsentiert aufgrund der höchsten indirekten Brauchbarkeit sämtliche Güter, die man potenziell tauschen könnte. Aus diesem Grund wird Geld zum universellen Zahlungsmittel.

Aus demselben Grund, dass das Geld alle Waren repräsentiert, steht es Kant zufolge für den Fleiß der Menschen, nämlich für die regelmäßige Anwendung ihrer eigenen Leistungen. Der „Nationalreichtum“ steht für die Summe des Fleißes. mit dem sich die Menschen untereinander entlohnen. Wird die Qualität des Geldes durch Geldverschlechterung herabgesetzt, schwindet in letzter Konsequenz der Nationalreichtum.

Abschließende Gedanken zu Kants geldtheoretischen Überlegungen

Durch den Euro wurde frei nach Kant der nationale Fleiß auf europäischer Ebene kollektiviert. Im Zuge der sogenannten Euro-Rettungsmaßnahmen zur Fortführung des Euro-Systems erhöhen sich die Risiken durch eingegangene Garantien immer mehr. Ursprünglich sollte kein Land für die Schulden und Haushaltsexperimente anderer Länder haften. Es kam anders, wodurch die Menschen in Deutschland und den anderen Ländern einen erheblichen Teil ihrer nationalen Souveränität eingebüßt haben.

Allerdings springt in dem Zusammenhang auch die Diskussion rein um den Euro entschieden zu kurz. Auch die D-Mark war in ihrer Ausgestaltung von zwangsmonopolistischer Struktur. Der in D-Mark errechnete und konservierte nationale Fleiß wurde durch Inflation (Ausweitung der Geldmenge) ebenfalls sukzessive herabgesetzt. Mit der Herabsetzung werden auch die Eigentumsrechte negativ beeinträchtigt. Insofern braucht es den disziplinierenden Faktor des Wettbewerbs als entmachtendes Instrument.

Das gegenteilige Bild zeichnet die aktuelle Lebensrealität der Menschen. Der absoluten Wahlfreiheit dessen, was die Menschen als dienliches Geld ansehen, ist den nationalen Währungen und dem zwangsmonopolistischen Charakter gewichen. In der jüngeren Vergangenheit gaben die Staaten diese nationale Souveränität an die oberste Geldbehörde (Europäische Zentralbank) ab. Der nationalen Zentralisierung folgte die internationale Zentralisierung. Damit einhergehend gab es mehr Machtkonzentration, mehr monetäre Konzentration und weniger Wettbewerb. Der mangelnde Wettbewerb führte zur maximalen Ausbeutung des Euro-Systems. Damit gingen der Euro-Schuldensumpf und die Erweiterung der Euro-Geldmenge um den Faktor 3,4 einher. Ein Euro von 1999 hat somit heute noch den rein mengenmäßigen Tauschwert von 29 Cent. Eine verheerende Entwicklung.


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