Gestahlfedert: Promi-Flash: Die Starparade der Staatsclowns
Ein kleiner Spaziergang auf dem Boulevard der Eitelkeiten
von Michael Werner
Nachdem meine letzten Kolumnen allesamt einer bierernsten, dystopischen Thematik zum Opfer fielen, möchte ich mich nun endlich wieder meinem eigentlichen Metier widmen, der Unterhaltungsbranche. Wobei man nicht abstreiten kann, dass sich die Politik in letzter Zeit selbst zu einer Art Unterabteilung derselben degradiert hat, jedoch zu einer sehr unangenehmen, da sie – abgesehen von den deutlich zu hohen Gagen, die zudem noch nicht mal von einem freiwillig Eintritt zahlenden Publikum entrichtet werden – auch noch äußerst unschöne Auswirkungen auf die Lebensrealität von Millionen Menschen hat, die alles andere als unterhaltsam sind. Dass ich die Politik dennoch mit zum Showbusiness zähle, ist reine Notwehr, zur Erhaltung meiner psychischen Gesundheit, weshalb ich nun auch politische Satire schreibe und nicht – wie früher – nur Artikel, die sich mit Musik und dem Musikgeschäft befassten.
Andreas Joachim Wolfgang Konrad Frege stammt aus feinstem Düsseldorfer Akademiker-Adel. Nun hat er selbst eine akademische Karriere hingelegt, obwohl es nach zwei Ehrenrunden auf dem Gymnasium zunächst nicht danach aussah. Doch es gelang über den Umweg einer anderen Karriere, denn als Berufspunker hat er es unter dem Namen „Campino“ mit seiner Kapelle „Die leblosen Beinkleider“ zum Multimillionär gebracht. Über 40 Jahre Erfolg in der kurzlebigen Musikbranche sind eine enorme Leistung, vor der ich aufrichtigen Respekt habe, zumal ich einem Teil seines musikalischen Œuvres auch durchaus nicht abgeneigt bin. Vor 25 Jahren erlebte ich Campino bei einer Fernsehproduktion, für die ich seinerzeit tätig war, als einen äußerst sympathischen, angenehmen Menschen, authentisch und ohne Starallüren, der es vorzog, backstage mit den Roadies zu plaudern, statt bei Schnittchen und Schampus im VIP-Bereich abzuhängen. In gewisser Weise mag ich ihn sogar. Das sei am Rande erwähnt, um nicht den Verdacht zu erregen, mich nur einseitig negativ über ihn auslassen zu wollen.
Doch nun ist Campinos lange erkennbare Transition vom rebellischen Punk zum Systemkünstler vollendet: Fiel er in der Vergangenheit schon dadurch auf, dass er mit den „Toten Hosen“ gerne mal an jeder Milchkanne ein Benefiz-Konzert gegen „rrrääächz“ gab, vorzugsweise anlasslos, so ist er nun Gastprofessor an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität. Bei seiner ersten Vorlesung ließ er unter großem medialen Rummel die glücklichen 650 Anwesenden (von 30.000, die sich für einen Platz im Hörsaal beworben hatten) wissen: „Wir stehen vor einer großen Aufgabe. Wir alle gegen die Dummheit. Da wird jede Stimme gebraucht.“ Dem könnte man glatt zustimmen, wenn er nicht das glatte Gegenteil gemeint hätte, denn in Wahrheit will er noch mehr sozialistische Verblödung – ohne ihm jedoch unterstellen zu wollen, sich darüber tatsächlich im Klaren zu sein und böse Absichten zu hegen.
Zudem erklärte er, er sehe sich nicht mehr als Systemkritiker. Das ist wenigstens ehrlich, denn warum sollte er auch noch einer sein? Wir haben doch schon lange die Regierung, von der jeder Punk in den 80ern nur träumen konnte, und die Zeiten von „Haste mal ne Mark?“ sind längst passé, da heute die Kohle der wenigen noch verbliebenen Leistungsträger gleich in schwindelerregender Milliardenhöhe in die Taschen der Nutzlosen fließt. Der deutsche Chefpunker ist endlich Establishment, und Punk ist tot. Zumindest der linke. Echte Punks wie die ehemalige Geschlechtsverkehr-Schusswaffe Johnny Rotten sind heute „rrrääächz“ – das ist viel rebellischer!
Kommen wir zum nächsten Sangesbruder: Sebastian Krumbiegel von der Leipziger A-Capella-Gruppe „Die Prinzen“. Schon damals im Arbeiter- und Bauernstaat war er ein echt mutiger Rebell, als er trällerte: „Ich bin der schönste Junge aus der DDR, aus unserer schönen DDR.“ Naja, immerhin hatte er Humor. Den hat er auch nicht verloren, daher lässt er sich heute von der „Zeit“ als „Demokratielehrer“ bezeichnen. Viele mögen ihn deshalb nicht, gibt er überrascht zu Protokoll, dabei will er doch „nur das Gute“. An der Stelle verdrängt er offensichtlich das eigentliche Problem mit Menschen, die „nur das Gute“ wollen, denn Stalin, Hitler und Mao hätten exakt dasselbe von sich behauptet, wenn man sie gefragt hätte.
Demokratie bedeutet, dass jeder Wahlberechtigte wählen gehen darf. Ein sehr simples Prinzip, das jeder Volltrottel versteht. Und das reicht auch vollends und hat – rein technisch – immer wunderbar funktioniert. Daher braucht man auch keine selbsternannten „Demokratielehrer“, die einen „lehren“, dass man nur linksextreme Parteien zu wählen hat, was irgendwie auch ziemlich undemokratisch ist.
Fun Fact: Der feine Herr Krumbiegel ist etwas klamm bei Kasse. Die Millionen, die er in den 90ern auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Eunuchen-Sänger („Ich wär so gerne Millionär“) gescheffelt hat, reichten ihm nicht; die Gier nach dem, was Sozis Investoren sonst als „leistungsloses Einkommen“ vorhalten und entsprechend neiden, war größer als sein Verstand, und so hat er seine Kohle mit windigen Anlagen verzockt. Daher biedert er sich jetzt beim Regime als „Demokratielehrer“ an. Damit schön links gewählt wird, so dass er am Ende über die Umverteilung des Vermögens jener, die klüger investiert haben, doch noch irgendwas an „leistungslosem Einkommen“ abgrapschen kann. Heureka!
Wie eingangs erwähnt, verschmelzen Politik und Showgeschäft zusehends, daher ist der dritte und letzte Promi, der heute gestahlfedert wird, auch so eine Art Mittelding von beidem: Louis Klamroth. Privat ist er ständiger Duschgehilfe von Vielflieger-Luisa Neubauer, ihres Zeichens deutsches Gräte-Thunfisch-Imitat und PinUp-Girl der Klima-Kleber, was ihn politisch so unverdächtig neutral macht, dass er es als Nachfolger von Frank Plasberg zum Moderator der Staatsfunk-Talkshow „Hart aber fair“ gebracht hat. Auch er will freilich „nur das Gute“, wie Plasberg bald schon am eigenen Leib zu spüren bekam, als er von Klamroth kurz nach dem Moderatorenwechsel auch die wohl zuvor vereinbarte Produktion der Sendung entzogen bekam, was Plasberg mit dem legendären Satz beweinte: „Ich musste 66 Jahre alt werden, um einen vordergründig so freundlichen Menschen mit einer solchen Vorgehensweise kennenzulernen.“
Klamroth postulierte im Deutschlandfunk: „Ich bin dafür, die erste Klasse bei der Deutschen Bahn abzuschaffen. Und ich sage das als jemand, der öfter auch mal erste Klasse in der Bahn fährt.“
Da erkennen wir das Menschenbild des typischen Sozis, der will, dass alle gleich sind, nur leider gleich arm, also alle Menschen zweiter Klasse. Bis auf die Aufseher, selbstredend. Denn er ist ja nicht auf die Holzklasse angewiesen, er kann auch mit dem Auto fahren. Oder fliegen, nach dem Vorbild seiner Freundin. Abrechnen kann er das dann zu Lasten des Zwangsgebührenzahlers. It’s funny, isn’t it?
Als Libertärer fordere ich stattdessen: Weg mit der zweiten Klasse! Ich will, dass alle Menschen nicht gleich arm sind, sondern unterschiedlich reich; vor allem reich genug, um immer erster Klasse zu reisen!
Quellen:
Professor Campino spricht über die Ursprünge des Punk (Website der HNA)
Rechts ist der neue Punk (Website „Freilich-Magazin“)
Der Antizyniker (Zeit Online)
„Die Prinzen“ Sebastian Krumbiegel traf die falsche Entscheidung: „Ich war so gerne Millionär“ (Website „Schlagerplanet“)
Warum Frank Plasberg mit seinem Nachfolger abrechnet (Website „Rheinische Post“)
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