Totalitarismus-Analyse: Bekämpft den Wahnsinn mit „besserer Erzählung“!
Jordan Peterson zerlegt unsere Herrscher tiefenpsychologisch und weist einen gangbaren Weg aus der Tyrannei auf
von Robert Grözinger
Wenn wir glaubten, was wir sehen, müssten wir zugeben, dass wir bereits in einer totalitären Gesellschaft leben. Das wird uns leichter fallen, wenn wir lernen, dass jemand einen realistischen Ausweg vorschlägt.
Vergangene Woche schrieb ich über eine Debatte zwischen Jordan Peterson und einem eher linken Podcaster namens Steven K. Bonnell II. Normalerweise würde ich nicht so schnell wieder einen Beitrag des kanadischen Psychologieprofessors zum Thema machen. Aber sein jüngstes Gespräch war einfach zu gut und zu grundsätzlich, um es zu ignorieren.
Vornehmlich ging es um das Trans-Thema und darum, wie es sich nach Endloskriegen, Klima- und Covidhysterie als viertes Standbein des aktuellen weltweiten Trends zum Totalitarismus herausschält. Gesprächspartner war diesmal Michael Shellenberger, der sich bereits als Kritiker der Klimahysterie, etwa mit dem Buch „Apokalypse, niemals!“ einen Namen gemacht hat.
Kürzlich hat Shellenberger auf seinem Blog Dateien veröffentlicht, die aus einer Organisation namens „WPATH“ durchgestochen wurden. „WPATH“, die „World Professional Association for Transgender Health“ ist die führende Gesellschaft von „Experten“, die sich in der Behandlung von „Gendervarianzen“ spezialisiert haben.
Was er in diesen Dateien entdeckt hat, habe er zunächst kaum glauben können, sagt Shellenberger im am 28. März veröffentlichten Gespräch mit Jordan Peterson. Es sei, so sind sich die beiden einig, „der größte medizinische Skandal unserer Zeit“. Das von zwei Leuten, die sich der vielen Covid-Skandale bewusst sind, will was heißen. Zum Beispiel gehe aus den WPATH-Dateien hervor, dass die sogenannten „Experten“ rücksichtslos über Bedenken hinweggehen, wenn es um die Gesundheit von Minderjährigen geht, die möglicherweise unter sogenannter Geschlechtsdysphorie leiden. Es sei klar erkennbar, dass die beteiligten Ärzte und Wissenschaftler sehr wohl wissen, etwa dass ein 14-Jähriger noch keine rechte Vorstellung davon haben kann, was eine Sterilisation bedeutet – und diese trotzdem durchführen.
Zweifel, ob es sich bei den betroffenen Jugendlichen wirklich um eine Dysphorie handelt oder nicht vielleicht nur um ein spezielles, mit Depressionen verbundenes Übergangsphänomen, tauchen nie auf. Wenn jemand Bedenken anmeldet, etwa von einem Schizophrenen eine Einverständniserklärung zu bekommen, sind andere schnell mit einer Moralkeule zur Stelle, dass es ungeheuerlich sei, einem Patienten eine verfügbare Gesundheitsfürsorge vorzuenthalten, nur weil er schizophren sei.
Parallelen mit Covid, Klima und Kriegstreiberei sind unverkennbar: So gebe es keine ernsthaften Anschlussstudien, berichtet Shellenberger – man will bei „WPATH“ einfach nicht wissen, ob es negative Nebenwirkungen gab. Wenn sich dennoch ein ehemaliger Patient meldet, etwa mit dem Bedauern, dass er jetzt kinderlos bleiben wird, habe einer der „WPATH“-Leute diese gefühllose Frage für ihn: „Der Hund tut’s nicht für Sie?“
Shellenberger bekennt, dass die Lektüre dieser Dateien sein letztes Vertrauen in das Gesundheitssystem zerstört hat. Im Gespräch mit Peterson kommt er zur Erkenntnis, dass das Problem ein strukturelles ist und nicht auf „WPATH“ oder das Gesundheitssystem beschränkt ist: „Wohltätigkeitsorganisationen haben ein Interesse daran, die Situation, in der sie helfen sollen, fortbestehen zu lassen.“
Von da an analysiert Peterson die Situation weiter und tiefer. Zunächst stellt er fest, dass es heutzutage verpönt sei, ein Ideal wertzuschätzen, denn Ideale sind anti-egalitär. Ihr Sinken in der Wertschätzung bedeutet automatisch die Aufwertung der Randzone. Das wiederum bedeutet die Aufwertung des Randes der Randzone. Und so weiter. Beispiel: Das Verpönen des Ideals heterosexueller Ehe und Familie führte automatisch zur Aufwertung homosexueller Verbindungen. Diese wiederum automatisch zur Aufwertung transsexueller Erscheinungen. Peterson an die Zuschauer: „Wenn das Sie jetzt nicht ängstigt, haben Sie nicht aufgepasst.“
An dieser Stelle vergleicht Shellenberger das Verhalten der „WPATH“-Leute mit dem von Kleinkindern. Sie agierten ohne jegliche Beachtung langfristiger Konsequenzen.
Es sei schlimmer als das, erwidert Peterson. Was wir sehen, sei die „verschlingende Mutter“. Das ist oft ein Thema des kanadischen Psychiaters. Es ist die dunkle Seite unserer weiblichen Natur. Die helle Seite ist die schützende und nährende Mutter. Diese helle und dunkle Seite gibt es auch in unserer männlichen Natur, nämlich den ermutigenden sowie den tyrannischen Vater.
„Der mütterliche Instinkt ist äußerst mächtig“, so Peterson. Aber im modernen Westen entstehe daraus folgendes Problem: „Was passiert, wenn kinderlose Frauen in die Politik gehen und dieser Instinkt keinen gesunden Ausfluss findet? Diese Frauen infantilisieren alles.“ Da kommen beim deutschen Betrachter die Worte „Wir schaffen das“ in den Sinn. Die Situation verschlimmere sich dadurch, so Peterson, dass Männer ihre spezielle Verantwortung aufgegeben hätten.
Der Kanadier geht noch weiter: Die Evolution habe dazu geführt, dass Frauen sehr gut darin sind, mögliche Gefahren für ihre Kinder und Schutzbefohlenen zu erkennen – früher waren es zum Beispiel Raubtiere, heute etwa der Straßenverkehr – oder andere Politiker. Manchmal kommt es zu Fehleinschätzungen, aber dann greift das Vorsorgeprinzip. Schade nur um die falsch identifizierte Gefahrenquelle. Denn an dieser Stelle kommt die weibliche Seite des Totalitarismus zum Vorschein: Wenn du gegen mich bist, bist du ein gefährliches Raubtier. Keine Strafe ist zu hart für dich.
Als Schellenberger erwähnt, dass Pubertätsblocker zu Reifungshemmungen führen, verweist Peterson auf das Märchen von Schneewittchen: „Das ist die übliche Form weiblicher Pathologie. So eliminieren Frauen den Wettbewerb.“ Auch hier denkt der deutsche Betrachter an ein spezielles Beispiel: Der „Lauch“ Friedrich Merz ist in Wirklichkeit ein Zwerg. Auf keinen Fall aber ein Prinz auf einem stattlichen Schimmel. Im Gegensatz zu psychopathischen Männern, die brutale Gewalt anwenden, hätten Frauen in diesem Zustand zudem eine „hinterrücks manipulative“ Art, ihre Gegner zu bekämpfen. Gegen diese Methode seien sowohl Männer als auch andere Frauen machtlos.
Shellenberger verweist auf das Buch „Politische Ponerologie“ von Andrej Lobaczewski, in dem der Autor Totalitarismus als ein System definiert, in dem Narzissten und Psychopathen die Macht in allen wesentlichen Institutionen übernommen haben. Die Psychopathen sind für die Androhung von Ausübung von roher Gewalt zuständig – der Autor dieser Zeilen weiß nicht, warum er jetzt gerade an Nancy Faeser denken muss. Die Narzissten dagegen seien Hypnotiseure und Zauberkünstler. Charismatische Politiker etwa oder, in Ermangelung dessen – wie derzeit in Deutschland – Medienstars und Erklärbären wie Markus Lanz und Jan Böhmermann.
Wenn jemand gewisse Maßnahmen auch nur anzweifelt, die von den Narzissten propagiert werden, dann sorgen die Psychopathen dafür, dass solche Leute auf Linie gebracht werden, oder eben verschwinden. Auch dieses Phänomen sehe man in den „WPATH“-Dateien, so Shellenberger. An dieser Stelle zieht Peterson den Vergleich zum Nationalsozialismus: „Jetzt wissen wir, warum die Deutschen nicht rechtzeitig aufwachten. Erst wollten sie nicht glauben, was sie sahen und steckten den Kopf in den Sand. Dann konnten sie es nicht glauben.“
Und heute, so Shellenberger, sei es so, dass, wenn wir glaubten, was wir sehen, wir zugeben müssten, dass wir bereits in einer totalitären Gesellschaft leben; was wiederum bedeutet, dass wir schleunigst daran arbeiten müssten, dort wieder heraus zu kommen. Es reiche jedoch nicht, das Problem zu identifizieren und die Akteure zu verurteilen. Ein wichtiger nächster Schritt sei die von Peterson vorgenommene Psychopathologie.
Auf dieses Stichwort hin analysiert Peterson das Problem noch tiefer: Der ganze Transskandal sei nur das schlimmste Symptom eines zugrundeliegenden, schwer zu charakterisierenden Problems. Die Täter-Opfer-Erzählung passe hervorragend zum fehlgeleiteten Mutterinstinkt. Das sei der Grund für die überproportionale Unterstützung für die US-Demokraten unter jungen Frauen. Oder, auf Deutschland übertragen, für die Grünen. Dieser Instinkt sei: Finde den Säugling und beschütze ihn. Was ist, wenn die Frau keinen Säugling hat – und auch keinen Hund? Der beste Ersatz sind „die Unterdrückten“. Einmal gefunden, müssen wir nur noch den Unterdrücker finden. Und dann gnadenlos verfolgen.
Gegen Ende der Diskussion geht es den beiden darum, wie eine effektive Gegenbewegung zum modernen Totalitarismus entstehen kann. Schellenberger sorgt sich im Hinblick auf Petersons oft christenumlastige Welterklärung, dass ohne eine säkulare Botschaft keine antitotalitäre Mehrheit zustande kommen wird.
Peterson begründet seinen Standpunkt so: „Ich glaube nicht, dass wir noch in einer säkularen Gesellschaft leben. Wir sind am Ende der Aufklärung angelangt. Der Säkularismus ist zusammengebrochen, weil er praktisch gesehen fehlerhaft ist.“ Das sei das Thema seines neuen Buches mit dem Titel „We Who Wrestle With God“ – zu deutsch etwa: Wir, die mit Gott ringen –, dessen Veröffentlichung für November dieses Jahres vorgesehen ist.
Auf die Frage, wie eine Mehrheit zustande käme, habe er derzeit keine Antwort außer, „dass wir die bessere Geschichte erzählen müssen“. Diese Geschichte sei eine über „den richtigen Weg nach vorn“ und müsse immer eine Einladung sein.
Die derzeit vorherrschende, von den Totalitären erzählte Geschichte sei jedoch keine Einladung, sondern die Behauptung, dass „Macht“ der Anfang und das Ende von allem sei. Das interpretiert der Betrachter so, dass die Erlösung von den Problemen von heute in der „richtigen“ Ausübung der Macht liegt.
Die Postmoderne, so Peterson weiter, habe entdeckt und habe in diesem Punkt recht, dass wir die Welt durch Wertestrukturen betrachten. Deshalb übrigens gehen der rohe Empirismus und die Aufklärung ihrem Ende entgegen. Wo die Postmoderne falsch liege, sei in ihrer Behauptung, dass alle menschlichen Beziehungen durch die Linse der Macht erklärbar sind. Richtig sei zwar, dass Beziehungen, wenn sie korrumpiert werden, sich in Richtung einer Machtausübung entwickeln. Aber als grundsätzliche Welterklärung sei „Macht“ schlicht falsch.
Die bessere Geschichte sei die eines „freiwilligen Opfers“. Deshalb sei jetzt, am Ende des Zeitalters der Aufklärung, der christliche Mythos so wichtig, denn der habe genau diesen Punkt richtig verstanden. Um Mitglied einer Gemeinschaft zu werden, opfert man sich auf. Die beste Art des Opfers sei eine, die einem selbst, aber auch der Gemeinschaft zugutekommt. Freiwillig vollbrachte Arbeit sei eine Form der Selbstaufopferung. Man opfert die unmittelbare, individuelle Bedürfnisbefriedigung – den Hedonismus – zugunsten der eigenen Zukunft und die der Gemeinschaft. Das stärkste Symbol für Selbstaufopferung sei das Kreuz. Der Hedonismus sei übrigens immer ein Begleitphänomen des Totalitarismus.
Shellenberger bekennt am Schluss, dass selbst Atheisten unter den Kriegs-, Klima-, Covid- und Transskeptikern die Betonung des „freiwilligen Opfers“ attraktiv finden könnten.
Was immer man von Peterson hält: Immerhin erscheint seine tiefenpsychologische Analyse des Wahnsinns, der dem Totalitarismus zugrundliegt, messerscharf und treffend. Außerdem hat er auf dieser Grundlage einen Ansatz entwickelt, wie der Totalitarismus zu bekämpfen sei. Einen Ansatz, der erfolgsversprechend ist. Man sollte Peterson nicht vorschnell abschreiben.
Quelle:
The Biggest Medical Scandal of Our Time, Jordan Peterson mit Michael Shellenberger (rumble.com)
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