20. April 2024 08:00

Ungehorsam – eine Tugend? Wie man einen Weltkrieg verhindert

Gegen das blinde Befolgen von Befehlen

von Manuel Maggio

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Bildquelle: Aleutie / Shutterstock Blinde Befehlsausführung: Führt zielsicher in den Abgrund

Durch ein Video von Larken Rose, das Peter bei uns auf dem Kanal der Voluntaristen veröffentlicht hatte, wurde mir mal wieder bewusst, wie viel Gefahr in blindem Gehorsam liegt. Das Video nennt sich „Nachricht an die Mitläufer“ und richtet sich an alle Menschen, die in den letzten Jahren bei den Pandemie-Maßnahmen freiwillig mitgemacht haben.

Das Befolgen von Anweisungen einer politischen Autorität wird im besagten Video als Ursache für Diktaturen in der Vergangenheit, aber auch für Unterdrückung in der Gegenwart beschrieben. Denn ohne Mitläufer keine Machtanhäufung bei den Anführern – oder sollte ich besser bei den Verführern sagen? Wenn also blinder Gehorsam in der Regel zu Unterdrückung und im schlimmsten Fall zu Kriegen führen kann, wie sieht es dann mit dem Gegenteil von Gehorsam aus? Wenn Gehorsam in der Entwicklung einer Gesellschaft zu Problemen führt, kann man dann die Aussage tätigen, dass Ungehorsam eine Lösung, wenn nicht sogar der Schlüssel für eine freie Gesellschaft sein könnte?

Mein Gedankengang sah wie folgt aus: Gehorsam, genauer gesagt blinder Gehorsam gegenüber einer politischen Autorität ist ein Problem. Da ich mich lieber mit den Lösungen als nur mit den Ursachen beschäftige, stellte ich mir die Frage, was das Gegenteil von Gehorsam ist. Denn gegen etwas zu sein, scheint mir nicht so produktiv, wie für etwas zu sein. Bedeutet gegen Gehorsam zu sein, automatisch für Ungehorsam einzustehen? Wir werden der Sache auf den Grund gehen. Als Erstes fällt mir auf, dass wir es beim Gegenteil von Gehorsam mit einem Unwort zu tun haben. Das stört mich direkt und zeigt mir, wie sehr auch unsere Sprache bereits als Mittel gegen Freiheit missbraucht wird. Da mir bis jetzt noch kein besserer Begriff eingefallen ist, werde ich zwar vorerst den Begriff „Ungehorsam“ verwenden, möchte ihn in seiner Bedeutung aber etwas vom Allgemeingebrauch abgrenzen. Mit „Ungehorsam“ beschreibe ich eine Haltung, die sich ausschließlich auf das Nichtbefolgen von Anweisungen einer politischen Autorität oder eines Anführers einer Gruppierung beschränkt. Der Ungehorsam eines Kindes seinen Eltern gegenüber ist hier nicht gemeint. Mein Ziel war es, eine Art aktive Handlungsgrundlage zu definieren, die es ermöglicht, genau das Gegenteil von blindem Gehorsam zu erreichen.

Vereinfacht gesagt, würde ich gerne folgende Gleichung aufstellen: Egal, in welcher Situation, egal, zu welcher Zeit, egal, an welchem Ort, ist es im Zweifel immer besser, den Anweisungen einer Autorität nicht zu folgen und diese ernsthaft zu hinterfragen – ganz egal, um welche Anweisungen oder Befehle es sich handeln mag. Puh, das ist schon eine Hausnummer, eine solche These in den Raum zu stellen, aber umso länger ich darüber nachdenke, desto klarer scheint mir hier die Logik zu greifen. Immer dann, wenn sich Anführer, Regierungen oder Staaten dazu entschließen, ein Land in Unfreiheit zu stürzen, ist der blinde Gehorsam eine Ursache dieser negativen Entwicklung. Kein Diktator hätte sonst jemals so viel Macht durch blinde Befehlsempfänger aufbauen können, um damit dann zum Beispiel ein anderes Land zu überfallen oder einen Polizeistaat gegen das eigene Volk zu errichten. Wenn also an einem Punkt der Geschichte Gehorsam in Unfreiheit geführt hat, dann müsste doch Ungehorsam als das Gegenteil von Gehorsam ein Konzept sein, um sich aus den Fängen der Politik zu lösen, ohne dabei auf konkrete Inhalte im Vorfeld eingehen zu müssen. Meine einfache, aber wirkungsvolle Regel lautet: im Zweifel sich einfach der Autorität widersetzen oder zumindest die Autorität hinterfragen.

Kann es wirklich so einfach sein? Könnte diese Formel ausreichen und als Handlungskompass gegen Diktaturen und Kriege funktionieren? Eigentlich müsste ich für das Gegenteil von politischem Gehorsam noch eine neue Wortkreation erfinden, denn das Unwort „Ungehorsam“ sagt mir, wie beschrieben, überhaupt nicht zu. Hingegen gefällt mir der Gedanke, mit einer aktiven Geisteshaltung gegen die Gefahren der Manipulation und Unterdrückung gewappnet zu sein, sehr gut. Daher lautet meine Frage, unter Berücksichtigung meiner Definition des Begriffes: Ist Ungehorsam eine Tugend?

Bei Ungehorsam, wie ich es hier beschreibe, handelt es sich nicht um Empfehlungen eines Fachmanns oder um das freiwillige Befolgen guter Ratschläge. Vielmehr geht es um eine Haltung der Reife und Festigkeit gegen Manipulation von außen, ohne sich immer mit allen Fakten und Details beschäftigt zu haben. Wenn man selbst die Ursache seiner Handlungen ist, dann hat man den von mir hier als Ungehorsam beschriebenen Zustand erreicht. Auch der Informationsvorsprung einer Regierung gegenüber den Steuersklaven fällt weniger ins Gewicht, falls meine Idee hier keine Luftnummer ist. Gibt jemand mit politischem Einfluss einer breiten Masse ungefragt Handlungsvorgaben, dann ist meine Lösung, diese nicht zu befolgen und stattdessen eigene Alternativen zu suchen. Ganz egal, um was es auch geht.

Was denken Sie – ist Ungehorsam immer ein Dienst für die Freiheit?


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