29. April 2024 11:00

Gestahlfedert: Doppelmoral Krah versus Habeck

Zwei Fälle, die scheinbar nichts und doch so viel miteinander zu tun haben

von Michael Werner

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Bildquelle: Shutterstock Deutsche Polit- und Medienlandschaft: Doppelstandards, wohin man sieht

Zwei Skandale beherrschten in der letzten Woche mehr oder weniger die Medien, oder sagen wir mal so: Der eine mehr, der andere weniger. Nur in der falschen Gewichtung.

Fangen wir mit dem ersten Knaller an, der eigentlich gar keiner ist: Am 19. April gab Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für die im Juni anstehende EU-Parlamentswahl, auf dem Youtube-Kanal „Jung & Naiv“ des Journalisten Thilo Jung ein ausführliches Interview im Live-Stream und stellte sich anschließend noch Zuschauerfragen. Das ging exakt sechseinhalb Stunden lang und wurde von fast einer Million Menschen gesehen; knapp doppelt so viele, wie der doch recht beliebte Kanal an Abonnenten hat. Wie schon „Welt-TV“ zuvor, wo der Leibhaftige aus Thüringen zu Wort kommen durfte, wurde auch der eher links zu verortende Jung von seiner eigenen Bubble heftig kritisiert dafür, dem vermeintlich Bösen eine Bühne geliefert zu haben, obwohl er eigentlich nur seinen Job gemacht hat: Wer sich ernsthaft Journalist nennt, redet mit jedem, der relevant ist, und das ist der EU-Spitzenkandidat einer Partei, die bei Umfragen zwischen einem Viertel und einem Fünftel schwankt, nun einmal.

Ich selbst habe das Interview nicht gesehen, denn sechseinhalb Stunden sind fast ein ganzer Arbeitstag, und das wäre mir dann doch zu viel Zeit, um sie mit Etatisten-Bullshit-Bingo zu vergeuden; da liegt meine persönliche Schmerzgrenze bei anderthalb Stunden die Woche. Jedoch wussten alle, die sich das in voller Länge gegeben haben, zu berichten, dass Krah sich verdammt gut geschlagen haben muss und es nicht gelungen ist, ihn zu „grillen“; ganz im Gegenteil, er erhielt überwiegend Zustimmung. Das geht natürlich gar nicht!

Nur vier Tage später wurde ein gewisser Jian G., seines Zeichens Mitarbeiter Krahs im EU-Parlament, verhaftet: Der gebürtige Chinese mit deutschem Pass soll für das Reich der Mitte spioniert haben. Die Einzelheiten zu diesem Fall wurden in den letzten Tagen so lautstark und penetrant kommuniziert, dass sie jedem Interessierten bekannt sein dürften, weshalb ich hier nur ganz wenige relevante Punkte kurz anspreche:

Einen ersten Verdacht, dass Herr G. ein Doppelagent sein könnte, gab es bereits vor rund zehn Jahren, als er sich deutschen Geheimdiensten als Informant anbot. Seiner Einbürgerung stand das jedoch nicht im Weg, und die intensive Sicherheitsüberprüfung, der sich jeder Mitarbeiter des EU-Parlaments unterziehen muss, hat er ebenfalls beanstandungsfrei absolviert. Unsere Schlapphüte hielten es offensichtlich nicht für nötig, das EU-Parlament oder Krah zu informieren, bei diesem Herrn mal etwas genauer hinzuschauen. Aber kurz nach Krahs glorreichem Auftritt bei Thilo Jung und ebenso kurz vorm Auftakt des Europa-Wahlkampfs klickten dann die Handschellen. Zufälle gibt’s, die so zufällig sind, dass es nur Zufall sein kann!

Seitdem steht Krah unter einem derartig massiven medialen und politischen Beschuss, als hätte er höchstselbst für die Schlitzaugen spioniert. Dabei dürfte er hier doch eher das Opfer sein! Und mutet es zudem nicht irgendwie kurios an, dass ausgerechnet die Partei, der man unterstellt, alles „deportieren“ zu wollen, was keinen Arier-Nachweis bis zu Hermann The German führen kann, einen Chinesen einstellt?

Dass die Unschuldsvermutung in Deutschland nur für dem Establishment genehme Figuren gilt, dürfte spätestens seit der Causa Lindemann vor einem Jahr auch der letzte Depp kapiert haben. Doch halten wir fest: Bevor Maximilian Krah in die Pflicht genommen wird, persönliche Konsequenzen zu ziehen, müsste erst einmal gesichert festgestellt werden, dass Jian G. wirklich ein chinesischer Spion ist. Und selbst dann kann Krah sich immer noch darauf berufen, dass sein Mitarbeiter die Sicherheitsüberprüfung des EU-Parlaments unfallfrei überstanden hat. Man müsste Krah also schon nachweisen, von einer möglichen Spionage gewusst, sie gebilligt oder sie gar aktiv unterstützt zu haben, um ihn persönlich zur Verantwortung ziehen.

Doch all das hindert Sprechpuppen aller anderen Parteien bis hin zu unserer rührigen Innenministerin Nancy Faeser nicht daran, Krah direkt oder indirekt zum Rücktritt aufzufordern. Besonders schändlich finde ich jedoch, dass sogar seine eigene Partei ihn kaltgestellt hat, und damit wird sie sich bei der Wahl einen Bärendienst erweisen, gerade wo Krah aktuell für die AfD beim Publikum so massiv punkten konnte. Und das sage ich nicht, weil ich ein ausgemachter Fan von Krah bin – ganz im Gegenteil, bei meinem allerersten Auftritt auf Youtube am 3. Januar 2022 im Format „Ferngespräch“ (damals mit dem großartigen Enno Samp, nur zwei Monate vor seinem verfrühten, plötzlichen und unerwarteten Tod) auf dem Kanal von „eigentümlich frei“ bin ich ihn sogar argumentativ heftig angegangen, weil er bei seinem vorausgegangenen Auftritt im selben Format den Libertarismus für unreifen Unsinn und nur den Konservatismus zur wahrhaft erwachsenen Haltung erklärt hat.

Kommen wir zum zweiten Fall, der tatsächlich ein Knaller allererster Güteklasse ist, trotz aller Bemühungen, ihn kleinzuhalten: Nach den RKI-Files neulich wurden wieder einmal aufschlussreiche Akten über einen Vorgang von epochaler Tragweite freigeklagt, und wieder waren es nicht die selbsternannten Qualitätsmedien oder gar der öffentlich-rechtliche Rundfunk, die diesen Job gemacht haben, sondern das Magazin „Cicero“, welches – Sie ahnen es sicher schon – von der den Diskurs beherrschenden „Neuen Mitte“ (also linksaußen) als rrrääächz geframed wird. Robert Habecks Vetternwirtschaftsministerium musste nun die Akten zum Atomausstieg herausrücken.

Hier muss man sich, genauso wie beim Robert-Koch-Institut, ernsthaft die Frage stellen, warum freie Journalisten in einer angeblichen Demokratie, zu deren Kernmerkmalen politische Transparenz und Auskunftsfreudigkeit gegenüber der Presse gehören, es erst vor Gericht mit von Steuerzahlern finanzierten Top-Anwälten aufnehmen müssen, um Akten zu relevanten Themen langwierig und kostspielig freizuklagen. Dass nur jemand, der etwas zu verbergen hat, einen solchen Veitstanz aufführt, dürfte brüllend logisch sein. Allerdings grenzt es fast schon an ein Wunder, dass derartige Prozesse trotz einer an entscheidenden Stellen weitgehend ideologisch durchseuchten Justiz immer noch zugunsten der kritischen Journalisten ausgehen, aber ich gehe jede Wette ein, die dafür zuständigen Politiker arbeiten hinter den Kulissen längst schon unter Hochdruck daran, diese Lücke zu schließen.

Da ich auch in diesem Fall von einer gut informierten Leserschaft ausgehe, fasse ich das Ergebnis des Aktenstudiums in zwei Sätzen zusammen: Wir wurden nach Strich und Faden verarscht! Es wurde massiv gefälscht, verdreht, gelogen und betrogen. Mal wieder erwies sich eine „Verschwörungstheorie“ als Wahrheit, mal wieder lagen „Schwurbler“ und „Querdenker“ goldrichtig. Was in der libertären Szene jedoch nur ein müdes Lächeln hervorgerufen hat, aufgrund des gesicherten Informationsvorsprungs, dass die Regierung fast immer lügt und die Grünen immer und nur.

Nach dem initialen Artikel des „Cicero“, der sich hinter einer Bezahlschranke befindet, ging ein Beben durch die alternativen Medien, und spätestens, als „Achtung, Reichelt“ das Thema verarztete, detonierte die Atombombe.

Von den System-Medien kam zunächst, was man von ihnen erwartet: Brüllend lautes Schweigen, mal wieder in der Hoffnung, dass der Sturm vorüberziehen wird. Obwohl sie spätestens seit der multikulturellen Bunga-Bunga-Party Silvester 2015/16 auf der Kölner Domplatte gelernt haben müssten, dass diese Nummer im digitalen Zeitalter nicht mehr funktioniert. Weshalb sie ja auch alles daransetzen, jede noch so absurde Zensurmaßnahme fürs Internet zu promoten.

Erst als das Getöse unüberhörbar wurde, sah sich die „Tagesschau“ genötigt, lapidar festzustellen, dass Robert Habeck von alledem nichts gewusst haben will. Thema durch! So einfach kann es sein! Ach ja, hier gilt die Unschuldsvermutung!

Daraufhin stellten sich die alternativen Medien zwei entscheidende Fragen: Wie wahrscheinlich ist es wohl, dass Minister Habeck wirklich nichts gewusst haben kann, also selbst Opfer des hausinternen Betrugs wurde, wo sich für jenen doch sein damaliger Best Buddy Patrick Graichen federführend verantwortlich zeichnete? Und was wäre eigentlich schlimmer: Wenn Habeck tatsächlich nichts gewusst hat, also seinen Laden und seine Kumpels nicht im Griff hatte, oder wenn er die deutsche Öffentlichkeit dreist belogen hat?

Wie auch immer: Der sich die Taschen mit Millionen an Steuergeldern vollmachende grüne Filz lügt und betrügt in einer Dimension, die beispiellos und für normale Menschen unvorstellbar ist, um ein sinnloses Ideologie-Projekt durchzuziehen, das der deutschen Wirtschaft über kurz oder lang den Stecker ziehen wird und jeden einzelnen Bürger dieses Landes spürbar ärmer gemacht hat, also massiv um die Früchte seiner Arbeit und damit um seinen verdienten Wohlstand beraubt hat. Den dadurch verursachten Flurschaden dürfen noch künftige Generationen mühsam abbezahlen, und das auch nur, falls das Land sich überhaupt jemals davon erholen wird, was nur bei einer sofortigen Umkehr von diesem Irrsinn vielleicht noch möglich wäre.

Ist das nicht ein bisschen skandalöser, als dass irgendein Hilfsarbeiter im EU-Parlament möglicherweise seinen Genossen in China ein paar schallende Lachanfälle beschert hat, indem er ihnen regelmäßig von dem dort verbrochenen Schwachsinn berichtet?

Und was passiert jetzt? Wird irgendwer zur Rechenschaft gezogen? Klicken Handschellen? Gibt es Sondersendungen? Oder gar Rücktrittsforderungen seitens der Hofberichterstatter aus Mittelstrahl-Medien und Staatspropagandafunk?

Nicht? Komisch aber auch! Warum wohl nicht?

Falls Sie die Antwort auf diese Frage kennen, sprechen Sie sie bloß nicht laut aus, sonst sind Sie gesichert rechtsextrem!

Daher möchte ich diesen Artikel schließen mit einem unverdächtigen Ausspruch der weisen Vielflieger-Luisa Neubauer, die bekanntlich auch bei den Grünen ist: „Lieber Doppelmoral als gar keine Moral!“

Quellen:

Maximilian Krah (AfD), Spitzenkandidat bei der Europawahl - Jung & Naiv: Folge 701 (Youtube-Kanal „Jung & Naiv“)

Faeser sieht Krah in Verantwortung (Website der „Tagesschau“)

Libertär als Schritt zum Konservatismus (?) (Ferngespräch 32 mit Maximilian Krah) (Youtube-Kanal „eigentümlich frei“)

Meinungsfreiheit wegen oder trotz des Grundgesetzes? (Ferngespräch 33 mit ef-Autor Michael Werner) (Youtube-Kanal „eigentümlich frei“)

Wie die Grünen beim Atomausstieg getäuscht haben (Website des Magazins „Cicero“)

Habeck, der Täuscher der Nation! Achtung, Reichelt! vom 25.04.2024 (Youtube-Kanal „Achtung, Reichelt“)


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