08. Juni 2024 22:00

Ausbruch aus der Illusion Auf die eigene Wahrnehmung vertrauen

Covid, Mannheim und die Europawahl

von Thorsten Brückner

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Bildquelle: Albertiniz / Shutterstock Was uns von Staat und Medien als Wahrheit gespiegelt wird: Oft nur eine Illusion

In der vergangenen Woche bin ich zufällig über einen Text gestolpert, der mir noch Tage danach Stoff zum Nachdenken und Reflektieren gegeben hat. Selten genug kommt das mittlerweile vor, vielleicht auch deswegen, weil selbst die meisten alternativen Medien selten Grundsätzliches hinterfragen und oft genauso im Klein-Klein der Tagespolitik rühren wie die Mainstreampresse auch.

Davon hob sich der Artikel „Die Macht der Illusion“ von Felix Feistel auf der Plattform Manova wohltuend ab. In dem Text stellt Feistel schön dar, wie die Unterdrückung der Menschen meist nur auf Basis von Illusionen funktioniert, an die die Menschen dank eines von Staat und Medien kontrollierten Narrativs glauben. Der Text ist auch deswegen so anschaulich und nachvollziehbar, weil der Autor dies anhand guter Beispiele illustriert und eine verständliche Sprache verwendet.

Da wären etwa die Sicherheitskontrollen an Flughäfen, die vor 9/11 kein Mensch akzeptiert hätte und die heute, nicht einmal ein Vierteljahrhundert später, als Schutz vor einem herbeiphantasierten internationalen Terrorismus fast niemand mehr hinterfragt. „Der Aufwand, der betrieben wird, um Menschen und Gepäck zu überwachen und zu kontrollieren, steht in keinem Verhältnis zu einer real existierenden Gefahr, denn eine solche Gefahr gibt es so gut wie gar nicht“, stellt Feistel zu Recht fest.

Im Gegenteil würden Staaten eine solche Bedrohung durch ihre Geheimdienste oft künstlich herbeiführen, sie dann „internationalen Terrorismus“ nennen, um dann angebliche Gegenmaßnahmen einzuführen, auf die sie es in erster Linie abgesehen hätten, so Feistel. Denn: „Wem nützt schon der vollkommen überwachte und durchleuchtete Bürger, außer dem Staat?“

Auch den Staat bezeichnet Feistel als Illusion: „Dass ein bestimmtes Gebiet einem bestimmten Volk zugewiesen sein und über diese Menschen dann ein Apparat herrschen soll, der sie unterdrückt – und jeder Staat unterdrückt die ihm Unterworfenen –, ist ebenso eine Illusion wie die, dass es Grenzen gibt. Nähme man die Illusion nicht ernst, dann wären all die Beamten und Regierenden nur unbedeutende Mitarbeiter in staubigen Büros, die irgendwelche Papiere hin- und herschieben, aber keinerlei Außenwirkung entfalten.“ 

Feistel weiter: „Die Illusion lebt nur von dem Glauben der Menschen, der sie bis zu einem gewissen Grad in Realität umsetzt. So kann eine fiktive Grenze zu einer tatsächlichen werden, indem Mauern und Zäune gebaut und diese von Menschen bewacht werden. Dennoch gründet die Idee einer Grenze auf einer Illusion, die keine Entsprechung in der Wirklichkeit hat.“ Dieser Sichtweise kann ich mich nur vollumfänglich anschließen. 

Ich könnte noch so viele gute Passagen zitieren, möchte Ihnen die Lektüre aber gerne selbst überlassen und springe daher gleich zu dem für diese Kolumne entscheidenden Satz des Textes: „Konzentrieren wir uns wieder auf das, was wir in der Welt tatsächlich wahrnehmen, und nicht auf die Interpretation der Ereignisse im Kontext einer Erzählung, die uns von anderen erzählt wurde.“

Ist es nicht so, dass die meisten unserer heutigen Ängste keine Entsprechung in der Wirklichkeit haben? Die Angst vor Covid war ein gutes Beispiel, die sich oft mit einem Blick auf das nähere Umfeld schon hätte abschwächen lassen. Das Massensterben fand doch vor allem im Fernsehen statt. Ich kannte während der ganzen Plandemie keinen Einzigen, der ohne vorherige Impfung schwer an Covid erkrankte, womit ich freilich nicht sagen will, dass es das nicht gegeben hätte. 

Doch Covid und mein Umgang mit den damaligen Nachrichten haben bei mir auch zu einer schmerzlichen Erkenntnis geführt. Nicht nur die maskierten Angsthasen, die Drosten an den Lippen hingen, waren Teil des Problems, sondern ganz konkret auch ich, obwohl ich alle Regierungsdiktate vom ersten Tag an abgelehnt hatte und mich so gut es irgendwie ging nicht daran gehalten habe. Und dennoch habe ich mich anfänglich genauso zum nützlichen Idioten der Covid-Tyrannen gemacht, indem ich ständig in den sozialen Medien deren Narrativ diskutiert und damit verbreitet habe, mich selbst dadurch in einer digitalen Spirale aus Angst und Wut eingemauert und dabei noch mitgeholfen habe, den Fokus anderer auf Regierungsverlautbarungen zu lenken anstatt auf die Familie, einen Spaziergang in der Natur oder das Grillen mit Freunden. Ich habe Söder und Co dadurch, dass ich mich ständig mit ihnen und ihren Schandtaten anstatt mit meinem Leben und meinem unmittelbaren Umfeld beschäftigt habe, Macht über mich gegeben. 

Covid als virale Menschheitskatastrophe war eine Illusion, die erst durch die Angst der Menschen und die ständige Beschäftigung mit dem Thema solche Ausmaße annehmen konnte. Dass die Situation in Deutschland trotz staatlicher Vorschriften kein vom Himmel gefallenes Naturereignis war, habe ich erst so richtig begriffen, als ich im Frühjahr 2021 Deutschland Richtung Albanien verlassen habe.

Offiziell herrschte damals, als ich in Tirana landete, noch Maskenpflicht in Innenräumen und im Freien – also auf dem Papier schärfere Restriktionen als in Deutschland. Eine Ahnung, was mich in dem Land erwarten würde, bekam ich allerdings bereits am Memminger Flughafen. Ich staunte nicht schlecht, als ich nach der Passkontrolle ans Gate kam, wo sich Dutzende Albaner, darunter auch zwei Großfamilien, angeregt und vor allem mit nackten Gesichtern unterhielten. Die diensthabenden bayerischen Landespolizisten, die sonst selbst einer unmaskiert durch die Fußgängerzone wackelnden Oma ein Bußgeld aufdrückten, waren sichtlich nicht an einer Konfrontation interessiert. 

Dass eine Illusion erst durch den Glauben der Menschen daran zur Realität wird, habe ich so richtig erst durch den Kontrast zwischen Deutschland und Albanien während Covid verstanden. Denn während man in Deutschland aus Angst vor Ansteckung oft selbst den Kontakt zu Freunden mied, sah ich in Tirana plötzlich, wie sich die Menschen in brechend volle Busse quetschten, in denen kein Einziger den Lappen trug. Menschen, die einfach an den Türstehern der Shopping Malls, die zum Maskentragen aufforderten, vorbeiliefen oder die sich von ihnen, was ich auch oft gesehen habe, eine Maske geben ließen und diese dann über den Kopf spannten oder anderweitige Faxen damit machten. Ein ganzes Volk, das das Covid-Theater mehr oder weniger geschlossen nicht ernst nahm – und siehe da: Der Kaiser war nackt. Polizisten, die anfänglich noch Ausgangssperren und andere Schikanen durchsetzten, trugen bald selbst keine Masken mehr und dachten irgendwann nicht mehr daran, den Maskenzwang auch einzufordern. Was hätten sie auch machen sollen gegen 98 Prozent Freiatmer? Vielleicht hat die Tatsache, dass die Albaner der Covid-Illusion nie glaubten, auch mit der Geschichte des Landes zu tun. Denn Albaner und ganz besonders die im Süden wissen aus den Zeiten des Bürgerkriegs von 1997 noch sehr gut, dass auch Staat und Regierung Illusionen sind, die in dem Moment ihre Macht verlieren, in dem die Menschen aufhören, sie ihr zu geben. Ihre Freiheit haben die Albaner während Covid wohlgemerkt nicht durch Demonstrationen oder gar gewaltsamen Widerstand gesichert, sondern indem sie völlig frei von Angst ihr Leben einfach ganz normal weiterlebten, als gäbe es keinen weltweiten Covid-Irrsinn. Und gelungen ist ihnen das maßgeblich durch den Fokus auf ihr engeres Umfeld. Für den Albaner ist im Zweifel wichtiger, wie der Vater, Bruder oder Cousin mit so einer Situation umgeht, als Empfehlungen einer Regierung, die der Albaner ohnehin für korrupt und verbrecherisch hält und deswegen im Zweifel eher das Gegenteil von dem macht, was ihm von offizieller Stelle geraten wird.

An Illusionen, die erst durch den Glauben der Menschen zur traurigen Realität werden, mangelt es auch aktuell nicht. Nach Mannheim ist es wieder der islamische Terrorismus, der als Sau durchs Dorf getrieben wird, was natürlich sofort mit den erwartbaren Rufen nach Konsequenzen für völlig Unbeteiligte aus Politik und Medien einhergeht. Wenn man sieht, welche Kampagnen auf sowas dann oft aufgebaut werden und wie vorbereitet das alles wirkt, wirft das bei mir schon Fragen auf. Ganz allgemein gesprochen und völlig unabhängig vom Fall Sulaiman A. sollte man eine mögliche Kooperation zwischen „radikalisiertem Einzeltäter“ und Inlandsgeheimdienst zumindest nicht von vornherein als Möglichkeit ausschließen. Menschen in Angst sind Knetmasse in den Händen autoritärer Polit-Psychopathen. Herrschaft braucht Angst. Menschen, die Angst vor Muslimen haben, sind natürlich auch weniger geneigt, auf Muslime zuzugehen, Freundschaften mit ihnen zu knüpfen, was wiederum Selbstsegregation und Ausgrenzungsgefühlen unter Muslimen Vorschub leistet. Wer hätte wohl Angst vor radikalislamischen Messerterroristen in der eigenen Stadt, im eigenen Umfeld, wenn er gar keine Nachrichten konsumieren würde? Ich habe im Nahen Osten gelebt, habe aber noch nie einen islamischen Terroristen mit meinen eigenen Augen gesehen, dafür aber viele ganz gewöhnliche Muslime, darunter auch teilweise sehr religiöse, die unter entsprechenden Vorurteilen leiden. 

An einer weiteren Illusion ruft der Staat Sie dieses Wochenende dazu auf, daran teilzuhaben. Und zwar geht es um die Illusion von Demokratie und Mitbestimmung. Wähl dir deine Herrscher selber! Selbst wenn das tatsächlich möglich wäre, wie töricht wäre es, sich an sowas zu beteiligen! Denn letzten Endes legitimiere ich durch meine Stimmabgabe dieses Unrechtssystem und füttere die Illusion, dass wir überhaupt Herrscher bräuchten, um friedlich mit unseren Mitmenschen zusammenzuleben. Und mal ehrlich: Wann hat der Versuch, anderen mit den Mitteln des Staates seinen Willen aufzuzwingen (und nichts anderes passiert bei Wahlen), jemals zu einem besseren und friedlicheren Miteinander geführt?


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