21. Juli 2024 06:00

Antifa Das Gespenst des Antikapitalismus

Eine historische Analyse der „antifaschistischen“ Bewegung

von Antony P. Mueller

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Bildquelle: Markue / Shutterstock Antifa-Anhänger: Augenscheinlich äußerst angenehme Zeitgenossen …

Ein Phantom treibt schon seit längerer Zeit sein Unwesen: das Gespenst des Antikapitalismus. Gewalt gegen Sachen gehört ebenso zu den Kennzeichen der Antifa wie die Gewalt gegen Personen. Diese „antifaschistische“ Bewegung protestiert militant. Gewaltbereitschaft ist ihr Markenzeichen. Als Teil der extremen Linken sind die Mitglieder der Antifa-Bewegung selbsternannte Antikapitalisten. Alles, was nicht extrem „links“ ist, gilt dieser Bewegung als „rechts“. Das erklärte Ziel der Antifa ist die Überwindung des Kapitalismus durch einen Umsturz der gegenwärtigen Staats- und Gesellschaftsordnung.

Historisch geht der Antifaschismus als Bewegung auf die Zeit der Weimarer Republik zurück, wo er Anfang der 1920er Jahre von der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) als Kampfbegriff eingeführt wurde. 1932 rief die KPD die „Antifaschistische Aktion“ als kommunistische Sammlungsbewegung zur Aktion, um gegen den Kapitalismus zu kämpfen.

Zum zeitgenössischen Antifaschismus schreibt das Bundesamt für Verfassungsschutz in seinem Bericht von 2007 über die Antifa als Teil des Linksextremismus: „Gezielt wollen Linksextremisten unter von ihnen als ‚rechts‘ oder rechtsextremistisch ausgemachten Personen ein Klima der Angst erzeugen. So soll der politische Gegner um jeden Preis aus der Öffentlichkeit gedrängt und von der Bekundung unliebsamer Meinungen abgehalten werden … Neben Sachbeschädigungen, Brandstiftungen und Körperverletzungen gehören auch sogenannte ‚Outing-Aktionen‘ zum Repertoire gewaltorientierter Linksextremisten. Bei diesen werden Bilder und personenbezogene Daten von tatsächlichen oder vermeintlichen ‚Faschisten‘ auf Plakaten, Flyern oder einschlägigen Websites veröffentlicht, um diese in ihrem Umfeld zu brandmarken und sozial zu ächten. Zudem wird hierdurch die Möglichkeit eröffnet, selbst gegen die betroffenen Personen vorzugehen. Häufig werden die ‚Outings‘ mit einem mehr oder weniger verklausulierten Aufruf verbunden, Straf- und Gewalttaten zum Nachteil der Betroffenen zu begehen.“

Faschismus und Kommunismus

Was ist Faschismus und was ist der Inhalt dieser Ideologie? Darüber kann man endlos diskutieren, aber am besten ist es, hier auf die ursprüngliche Quelle zurückzugehen, um seinen Kern zu erfassen.

Das Faschistische Manifest wurde 1919 von Alceste de Ambris und Filippo Tommaso Marinetti proklamiert. In ihrem Pamphlet fordern die Autoren einen Achtstundentag und einen Mindestlohn. Sie verlangen eine politische Vertretung der in den Industriebetrieben tätigen Arbeiter und die Gleichberechtigung von Gewerkschaften, Industrieführern und öffentlichen Bediensteten.

Die Verfasser des Manifests des Faschismus forderten in ihrer Schrift einen progressiven Besteuerungstarif, den Ausbau eines staatlichen Sozialversicherungssystems und weitere Sozialleistungen sowie die Herabsetzung des Rentenalters. Die Faschisten von 1919 verlangten die Beschlagnahmung des Eigentums aller religiösen Institutionen und die Verstaatlichung der gesamten Rüstungsindustrie.

Im Manifest wird zur Abschaffung des Kapitalismus aufgerufen, der durch die Einrichtung eines korporatistischen Systems ersetzt werden soll. Dieser Korporatismus soll von „Nationalräten“ gebildet werden, die aus Experten bestehen, die von ihren jeweiligen Berufsverbänden zu wählen sind. Es wird eine Technokratie gefordert, in der diese „Nationalräte“ für ihren jeweiligen Bereich die gesetzgebende Gewalt innehaben sollten (hierzu mehr in: Antony P. Mueller: „Technokratischer Totalitarismus“, 2023).

Ein Vergleich des Faschistischen Manifests mit dem Manifest der Kommunistischen Partei, das von Marx und Engels verfasst und 1848 veröffentlicht wurde, zeigt deutlich die Verwandtschaft von Faschismus und Kommunismus.

Das Kommunistische Manifest forderte 71 Jahre vor der Veröffentlichung des Faschistischen Manifests nahezu dieselben Punkte.

Erstens: Stark progressive Steuern

Zweitens: Zentralisierung des Kredits in den Händen des Staates durch eine Nationalbank mit Staatskapital und einem ausschließlichen Monopol der Geldausgabe

Drittens: Zentralisierung des Verkehrssystems in den Händen des Staates

Viertens: Vereinheitlichung von Landwirtschaft und Industrie

Fünftens: Öffentliche Erziehung der Kinder

Sechstens: Verbindung von Schulbildung mit der materiellen Produktion

Zur Vervollkommnung des Sozialismus fordert das Kommunistische Manifest:

Erstens: Enteignung des Grundbesitzes

Zweitens: Beschlagnahme des Eigentums aller Emigranten und Rebellen

Drittens: Verpflichtung aller zur Arbeit

Viertens: Einrichtung eines militärisch geführten industriellen Heeres

Fünftens: Aufbau einer Volksarmee

Programm der NSDAP

Sowohl das Kommunistische als auch das Faschistische Manifest fanden ihren deutlichen Widerhall im offiziellen Parteiprogramm der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Adolf Hitler selbst war anwesend, als am 24. Februar 1920 die 25 Punkte des Programms der NSDAP verkündet wurden. Der Name National-Sozialismus ist Programm: Er ist die Abkürzung für NSDAP – National-Sozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Der heute so oft missbrauchte Begriff „Nazi“ wurde schon vorher geprägt, aber er kam mit dem Aufstieg der Hitler-Partei immer mehr in Umlauf und wurde als Gegenbegriff zum „Sozi“ für die Sozialisten und Sozialdemokraten gebraucht. Mit „Nazi“ als Schimpfwort bezeichnet man somit nichts weniger als eine andere Form des Sozialismus, wie es der „Sozi“ vertritt.

1925 erklärte die Generalversammlung der NSDAP das Programm von 1920 für „unveränderlich“, und 1941 beschloss Adolf Hitler, dass alle künftigen Führer des Reiches in den 25 Punkten vereidigt werden müssten.

Das Programm der NSDAP enthält Forderungen wie:

Erstens: Verstaatlichung von Monopolunternehmen

Zweitens: Kommunalisierung großer Warenhäuser

Drittens: Enteignung von Grundbesitz für gemeinnützige Zwecke

Viertens: Verbot von Immobilienspekulation

Fünftens: Ausbau des staatlichen Bildungssystems

Sechstens: Eine saubere Umwelt und die Förderung der Gesundheit und Fitness

Siebtens: Abschaffung des Einkommens ohne Arbeit

Achtens: Staatliche Gewinnbeteiligung an Großunternehmen

Neuntens: Großzügiger Ausbau der Altersvorsorge

Zehntens: Schaffung einer „Volksarmee“

Kollektivismus und Antiliberalismus

1927 veröffentlichte Joseph Goebbels die Schrift der „Nazi-Sozi. Fragen und Antworten für den Nationalsozialisten“. In diesem Pamphlet stellt Goebbels klar: „Jawohl, wir nennen uns Arbeiterpartei! Das ist der erste Schritt. Der erste Schritt abseits vom Bürgerstaat“ – „Jawohl, wir nennen uns sozialistisch! Das ist der zweite Schritt. Der zweite Schritt gegen den Bürgerstaat.“

Nach Goebbels will der Nationalsozialismus der „Internationale des Marxismus die Nationale eines deutschen Sozialismus entgegensetzen“. Für ihn ist das Proletariat „bedingungslos dem Kapitalismus ausgeliefert, der alle Produktionsmittel in seiner Hand vereinigt“. Da aber nach der nationalsozialistischen Weltanschauung alles dem Volk in seiner Gesamtheit gehört, was die Natur dem Volke gab, muss im Nationalsozialismus die Produktion „in den Besitz des Staates übergeführt“ werden. Goebbels verkündet: „Haben wir einmal den Staat erobert, dann ist dieser Staat unser Staat.“ Dann wird der Nationalsozialismus den „neuen Menschen“ in einem „neuen Deutschland“ schaffen. Nationalsozialismus will den Liberalismus durch den Sozialismus ersetzen.

„Der Liberalismus stirbt, dass der Sozialismus lebe“ 

Die Auswahl von Forderungen aus dem kommunistischen, faschistischen und nationalsozialistischen Katalog zeigt den hohen Grad der Übereinstimmung zwischen den Denkrichtungen dieser drei Ideologien. Was die Kommunisten in der Losung „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“ zum Ausdruck bringen, ist gleichbedeutend mit dem NS-Diktum „Gemeinnutz vor Eigennutz“ und dem faschistischen Motto von Mussolini „Alles im Staat, nichts außerhalb des Staates, nichts gegen den Staat“.

Es ist nicht verwunderlich, dass die kommunistischen, faschistischen und nationalsozialistischen Regierungen als repressive Regime agiert haben, die weder Wohlstand noch Gleichheit oder Frieden brachten, sondern Elend, Unterdrückung und Krieg. Kommunismus, Faschismus und Nationalsozialismus sind ideologisch gleichgesinnt. Ihr gemeinsames Band ist der Sozialismus. Die falsche Entgegensetzung von „links“ und „rechts“ vertuscht die Gemeinsamkeiten, die zwischen diesen politischen Bewegungen bestehen.

Als kollektivistische Ideologien sind Sozialismus und Faschismus in ihrer Stoßrichtung gleich und richten sich gemeinsam gegen den Individualismus des Liberalismus und Libertarismus. 

Fazit

Die Bezeichnung „Antifa“ ist ein Etikettenschwindel. Man bezeichnet sich als „antifaschistisch“ und erklärt den Faschismus zum Feind, aber ihrem ideologischen Inhalt nach ist die Antifa selbst eine faschistische Bewegung. Kommunismus, Sozialismus und Faschismus sind durch das gemeinsame Band des Antikapitalismus und des Antiliberalismus vereint. Der Feind dieser Bewegung ist nicht der Faschismus, sondern der Liberalismus und damit Freiheit, Frieden und Wohlstand.

Antony P. Mueller: „Kapitalismus, Sozialismus und Anarchie: Chancen einer Gesellschaftsordnung jenseits von Staat und Politik“ (Amazon KDP 2021)


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