„Marke“ Elsässer: Faesers Fächer: Frischer Wind für Gammel-Hirnfleisch
Verbot überflüssig: „Compact“ hätte sich ganz von selbst totgelaufen
von Axel B.C. Krauss
Dass Deutschland sich derzeit wirtschaftlich auf dem absteigenden Ast befindet, dürfte sich herumgesprochen haben. Ebenso, dass die Politik der Ampel diesbezüglich als Turbolader bezeichnet werden kann. Was für Energie- und Wirtschaftspolitik gilt, lässt sich leider auch auf andere Bereiche übertragen, und zwar nahtlos.
Nancy Faeser hat sich nun ins eigene Knie geschossen dadurch, ein Magazin verbieten lassen zu wollen, das sich irgendwann sowieso totgelaufen hätte. Ganz von selbst. Inwiefern?
Die Sache ist ganz einfach: In jedem Land, jeder Kultur, jeder Gesellschaft gibt es einen gewissen Prozentsatz kluger, gebildeter, gut informierter Menschen, die seriöse von unseriösen Informationen unterscheiden und Qualitätsunterschiede klar erkennen können.
Und dann gibt es eben solche, die Kreml-Agitprop und Putin-Idolatrie Marke Elsässer mit Journalismus verwechseln. Wer die Welt für einen Walt Disney-Film à la „Schneewittchen“ halten will – „Die Guten ins Töpfchen, die Bösen ins Kröpfchen“ –, wer Geopolitik auf Abzählreime für Kinder herunterbricht und dabei höchstens vergisst, jedem Abonnenten zur „Aufklärung“ noch einen Gratis-Schnuller mitzuschicken, braucht nicht verboten zu werden. Denn so dumm ist die Bevölkerung nun wirklich nicht, auf solche Maschen stets zuverlässig hereinzufallen. Mit anderen Worten: Es gehört zur Meinungs- und Pressefreiheit, dass jeder Mensch das Recht hat, sich bei anderen dadurch zu blamieren, als Putins private Samenbank aufzutreten.
Wie Abraham Lincoln einmal gesagt haben soll: „Man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen und das ganze Volk einen Teil der Zeit, aber nicht das ganze Volk die ganze Zeit.“ Es überrascht nicht, dass man bei „Compact“ in den letzten Jahren Probleme hatte, neue Leser zu gewinnen: Simplizistische Stimmungsmache im Tenor „Westen böse – Osten gut!“ ist auf Dauer nun mal kein tragfähiges Erfolgsrezept. Auch nicht, Dauerwerbung zu machen für gefährliche Ideologen und geistige Brandstifter wie einen Alexander Dugin oder, peinlich genug, einen Martin Sellner zum regelrechten Volkshelden aufbauen zu wollen. Demagogie für Amateure.
Die Aufhebung des Verbots gibt den Machern nun immerhin die Möglichkeit, diesen Sackgassen-Kurs zu ändern, sich etwas einfallen zu lassen und ihren Lesern in Zukunft nützliche, wissenswerte, substanzielle Informationen zu liefern – oder so weiterzumachen wie bisher und sich damit in die lange graue Reihe derer einzureihen, die der Publizist Alexander Benesch ganz zu Recht als „Russenstusser“ bezeichnet. Um Leute mit Köpfchen zu überzeugen, wird es auch nicht genügen, hin und wieder Putin- durch Trump-Messianismus zu ersetzen, wie ihn das Magazin ebenfalls ausgiebig predigte. Da wird mehr kommen müssen – aber das hängt eben davon ab, welches Zielpublikum man im Auge hat. Alles findet seine Konsumenten – siehe RTL2.
Nancy Faesers „Erfolg“ besteht nun darin, Elsässer auch noch eine Steilvorlage geliefert zu haben. Denn nun kann er, neben dem Dorian Gray wie der uneitelste Mensch der Geschichte dasteht, sich unverdientermaßen – was er bekanntlich nur zu gerne tut, wie schon in der Vergangenheit so natürlich auch jetzt wieder – als großer „Star“, „Märtyrer“ und „Held“ inszenieren.
Wie kaum anders zu erwarten, gibt es bereits Stimmen, die dahinter noch mehr vermuten. So erhielt ich letzte Woche eine E-Mail aus der Schweiz in dieser Angelegenheit, deren Verfasser behauptete, pensionierter Mitarbeiter eines Nachrichtendienstes zu sein. Es sollte sich von selbst verstehen, dass solche Informationen natürlich mit Vorsicht zu genießen sind. Er schrieb mir jedenfalls Folgendes: „Glaubt man bei euch in Deutschland wirklich, ein Elsässer, der sein ganzes Leben stramm links war und nichts mehr hasste und verachtete als Rechte und Rechtsextreme, hätte einfach unversehens die Seiten gewechselt, um sich diesen Kreisen plötzlich anzubiedern? Jemand, der sich immer sehr lautstark gegen Deutschland und ‚Deutschtümelei‘ aussprach und der sogar davon träumte, das Land zu zersplittern, ist also auf einmal ein glühender Patriot? Jemand, der sehr genau weiß, wie stark die rechtsextreme Szene unterwandert ist, veröffentlicht urplötzlich massig rechtlich grenzwertige Inhalte aus diesem Spektrum? Wie naiv kann man denn bitte sein?
Kaum jemand bei euch scheint die Möglichkeit in Betracht ziehen zu wollen, dass Elsässer ein V-Mann sein könnte. Sein Magazin dient als Sammelbecken, um rechte Elemente leichter erfassen und identifizieren zu können. Jeder, der ein Abonnement der ‚Compact‘ abschließt, Kommentare unter Artikeln auf ihrer Website hinterlässt und so weiter, wird natürlich elektronisch registriert – so läuft das übrigens bei allen Publikationen. Da Sie selber auf Ihrer Website genug dazu veröffentlicht haben, brauche ich Ihnen nicht zu erklären, dass alles, was online publiziert wird, sich heutzutage mühelos sammeln, speichern und auswerten lässt. Es werden Nutzerprofile angelegt, und zwar massenhaft. Und wer sich ‚verdächtig‘ macht, landet gleich auf einer Beobachtungsliste. Da der deutsche Verfassungsschutz nicht das nötige Personal und die technischen Ressourcen hat, kooperiert man in dieser Hinsicht mit ausländischen Diensten wie zum Beispiel der NSA.
Die ganze Aktion des deutschen Innenministeriums diente nur dem Zweck, Elsässer frischen Wind zuzufächeln und seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Diese Entwicklung ist gewollt. Vergessen Sie bitte nicht, dass die rechte/neurechte Bewegung nicht nur in der deutschen, sondern in der europäischen Politik insgesamt ein Elitenprojekt ist. Sie dient unter anderem dazu, böses Blut aufzukochen und die Stimmung anzuheizen, um dann staatlicherseits leichter dagegen vorgehen zu können. So wie erst kürzlich in England, als ein paar rekrutierte Aufpeitscher absichtlich Falschmeldungen über Southport im Internet verbreiteten, worauf es in vielen Teilen des Landes zu gewalttätigen Ausschreitungen kam. Die Regierung ließ sich natürlich nicht lange bitten und kündigte sofort schärfere Maßnahmen an. Zweck erfüllt.
Es ist außerdem klar, dass die Massenmigration politisch gewollt ist. Wenn die Zeit gekommen ist und sich die Probleme sowohl in der Wirtschaft als auch in den Sozialsystemen nicht mehr mit Krediten übertünchen lassen werden, werden die auch bei euch über Jahre sorgfältig aufgebauten rechten Influencer erst richtig aufdrehen und losschlagen. Die hauen ja jetzt schon auf die Pauke und bei manchen ist deutlich sichtbar, dass es ihnen mit dem ‚Bürgerkrieg‘ oder, so wie bei Elsässer, dem ‚Regimesturz‘ gar nicht schnell genug gehen kann. Sobald eine größere Gewaltspirale in Gang kommt – falls eine in Gang kommt –, wird die Regierung selbstverständlich mit eiserner Faust zuschlagen und zügig Gesetze verabschieden, die das Spektrum der ‚erlaubten‘ Meinungen weiter einschränken werden. Entsprechende Vorlagen liegen bereits in den Schubladen und müssen nur noch rausgezogen werden.
Als jemand mit 35 Jahren nachrichtendienstlicher Berufserfahrung weiß ich, dass solche Experimente heikel sind. Sie schlagen oft genug fehl, nämlich dann, wenn die Bevölkerung nicht anbeißt, den Lockstoffen einer konzertierten Propaganda also nicht auf den Leim geht. Bislang ist das in Deutschland glücklicherweise nicht passiert, und ich wünsche Ihnen und Ihrem Land auch weiterhin, dass es dieser Taktik nicht anheimfallen wird. Passt auf, wem ihr hinterherlauft, und seid nicht so naiv, das Internet für ein unberührtes Freidenkerparadies zu halten. Da wimmelts von solchen Bauernfängern.“
Bis nächste Woche.
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