17. September 2024 11:00

Top Spin: Haustierfressende Haitianer Trump will verlieren!

Wie der Präsidentschaftskandidat (absichtlich) alles verspielt

von David Andres

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Bildquelle: Shutterstock Nahrungsmittelkrise unter Haitianern: Was ist dran an den Gerüchten?

Er hatte den Wahlsieg im Sack.

Wir haben es alle gesehen. Es wurde auf ihn geschossen, er stand wieder auf, blutig und mutig, reckte die Faust unter der wehenden amerikanischen Flagge.

„Fight, fight, fight!“

Er hatte den Wahlsieg im Sack.

Nach den ikonischen Bildern vom 13. Juli hätte Donald Trump nichts weiter tun müssen. Einfach seriös bleiben, Pathos nur als Stilmittel nutzen, aber nicht als Inhalt. Den Ball zur Überraschung seiner Gegner flach halten. Er hat Kamala Harris gegen sich, nicht Michelle Obama. In der Fußballsprache würde man sagen: „Stell dich hinten rein und spiele das Ding einfach nur nach Hause.“

So.

Und nun geht dieser Mann, der Berater hat, der intelligent sein dürfte, der eigentlich weiß, was er tut, hin und erzählt während einer Präsidentschaftsdebatte davon, wie die haitianischen Einwanderer in Springfield den autochthonen Einwohnern die süßen Haustiere aus den Gärten stehlen und sie aufessen.

Wie die Zombies.
Wie die Barbaren.

Auch wenn Presseerzeugnisse wie die „NZZ“ darüber schreiben, dass er damit Gerüchte aufgreift, die seit Längerem in den sozialen Medien kursieren und daher glauben mochte, Öl in dieses Feuer sei eine gute Idee – selbst wenn es im Einzelfall sogar geschehen sein mag, dürfte kein Mann mit Verstand dieses Bild zeichnen. Er muss wissen, welchen Steilpass er damit seinen Gegnern zuspielt, welches Geschenk er allen Teilen der Welt macht, die ihn vernichtet sehen wollen.   

Vor allem: Der Spin, der sich daraus gegen ihn machen lässt, braucht keine Agenturen und keine etablierte Presse. Zu Tausenden gestalten jetzt die ganz normalen Leute Memes in den sozialen Medien, in denen sie den O-Ton einspielen und ihre Haustiere dazuschneiden, wie sie die Augen aufreißen und weglaufen. Besonders findige „Creator“ haben bereits Rhythmen und Melodien unter Trumps Worte gelegt und ganze Songs daraus erzeugt. Der unten bei den Quellen verlinkte Song von „The Kiffness“ nähert sich den zwei Millionen Aufrufen.

„They’re eating the dogs. They’re eating the cats.“

Für diese Worte steht Donald Trump nun, nur wenige Wochen nach „Fight, fight, fight!“ und entgegen seines eigentlich unzerstörbaren Slogans „Make America Great Again!“ Jeder Wechsel- und Protestwähler, der vor allem angesichts der peinlichen Lachorgien von Kamala Harris bis vor Kurzem noch mit gutem Gewissen für Donald Trump einstehen konnte, muss sich jetzt wieder schämen. Aus dem coolen Helden, der mit Streifschusswunde für sein Land einsteht, ist der verwirrte Opa geworden, der von haustierfressenden Haitianern fantasiert. Oder eben genau der billige Populist, den alle immer in ihm sehen.

Die Frage lautet: „Warum? Warum nur?“

Und die Antwort, die ich jetzt einfach hier als These zur Diskussion in den Raum stelle: „Weil er verlieren will.“ Oder verlieren soll.  

Wer immer derzeit das Drehbuch für die Weltbühne schreibt, hat Donald Trump die Rolle zugeteilt, das absolut Unwahrscheinliche möglich zu machen und Kamala Harris gewinnen zu lassen. Wäre es anders, würde Trump versuchen, die Sache einfach auf sich beruhen und das mediale Gras darüber wachsen zu lassen, mit dem sogar er heute rechnen darf, wenn nächste Woche frische Viren, Naturkatastrophen oder Konfliktherde die Nachrichten bestimmen. Macht er aber nicht. Stattdessen wärmt er die Geschichte erneut auf, indem er bei einer Kundgebung in Arizona nach der Debatte noch hinzufügt, dass die haitianischen Vielfraße in den Parks der besagten Gegend auch noch die Gänse mitnehmen. Und nochmal: Selbst wenn dem so ist, mache ich mich mit diesen Tiergeschichten als kluger Kandidat nicht zum Affen.

Also, was denken Sie?
Wieso will er verlieren?
Wer hat ihn davon überzeugt?

Und ist ihm klar, dass die fiktive Stadt der Simpsons, die seit Jahrzehnten Ereignisse vorauszusagen scheinen und mehr als ein Spiegel des Weltgeschehens sind, Springfield heißt?

Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare.

Quellen:

Trump verbreitet weiter rassistische Lüge über Menschen aus Haiti (Frankfurter Rundschau)

The Kiffness - Eating the Cats ft. Donald Trump (Debate Remix)

«Sie essen die Haustiere der Einheimischen» – hinter Trumps Katzen-Geschichte steckt politisches Kalkül (NZZ)


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