„Join the Resistance“: Eine Veranstaltung, die Hoffnung macht
Läutet die gestrige Versammlung in der US-Hauptstadt das Ende der Woodstockära ein?
von Robert Grözinger
Am gestrigen Sonntag fand in Washington, D.C. unter freiem Himmel eine Großveranstaltung unter dem Motto „Rettet die Republik“ statt. Ich schreibe diesen Artikel noch vor Beginn der Veranstaltung, also kann ich über Verlauf, Erfolg und Zahlen nichts berichten. Jedoch die Tatsache, dass eine solche Veranstaltung geplant wurde, gibt allen, denen etwas an individueller Freiheit und ihrer Quelle, der westlichen Zivilisation, liegt, Anlass zur Hoffnung.
Der Grund für diese Hoffnung ist die Rednerliste, ich komme gleich darauf zurück. Die URL der Veranstaltungswebseite lautet „jointheresistance.org“, also „Schließt euch dem Widerstand an!“ Dieser Widerstand gilt nicht etwa Donald Trump, auch nicht Kamala Harris, sondern dem verwobenen Regime verschiedenster „industrieller Komplexe“, also etwa dem militärisch-industriellen Komplex, aber auch dem medizinisch-industriellen Komplex und sechs weiteren „Komplexen“.
Das Bemerkenswerte an den Rednern gegen diese wuchernde Glibbermasse aus von Privatinteressen gekaperten Behörden, korrupten Universitäten, Medien und Bildungseinrichtungen ist, dass sie zum größten Teil ehemalige Unterstützer oder Mitglieder der Demokraten sind, also der Partei des gegenwärtigen Präsidentendarstellers.
Einer der prominetesten unter ihnen, der unabhängie Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy, der inzwischen seinen Wahlkampf eingestellt und sich dem Team Trumps angeschlossen hat, erklärt in einem Interview mit einem weiteren Redner, dem weltbekannten kanadischen Psychiater Jordan Peterson, was ihn und andere Teilnehmer antreibt.
Kennedys Partei habe sich zur Partei des Krieges und der anderen „Komplexe“ entwickelt. Es habe eine völlige Neuausrichtung der beiden großen Parteien stattgefunden. Gewissermaßen hätten sie die Plätze getauscht. Die Demokraten, die früher die Partei der Arbeiter war, sei jetzt die Partei der Reichen und Mächtigen. Die Republikaner hingegen, die früher von der reicheren Mittelschicht gewählt wurden, seien jetzt die Partei der Arbeiterschicht. Bei der vergangenen Präsidentschaftswahl, in der beide Kandidaten ungefähr 50 Prozent der Stimmen erhielten, verteilt sich das Vermögen der Wähler auf etwa 70 zu 30 Prozent zugunsten der Demokraten.
Weitere prominente Redner sind zum einen der britische Vlogger Russel Brand, der sich vom linken Spaßvogel mit scheinbarem Spatzenhirn zum bissigen und kenntnisreichen Kritiker der linksgewirkten Regimeblase des westlichen Imperiums entwickelt hat, der sich zudem vor kurzem hat taufen lassen. Zum anderen das ehemalige Vorstandsmitglied der Demokraten, die ehemalige Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard. Letztere hatte die Frechheit besessen, die damalige Parteigenossin und Außenministerin Hillary Clinton wegen zu aggressiver Außenpolitik zu kritisieren, wofür sie parteiintern viel Schelte bekam. Im Anlauf zur Wahl von 2020 sorgten Äußerungen von ihr dafür, dass eine Mitbewerberin um die Präsidentschaftskandidatur, eine gewisse Kamala Harris, vorzeitig aus dem Rennen schied. Zuvor hatte Gabbard nach 17 Jahren ihre Karriere beim Militär beendet, wo sie zum Oberstleutnant aufgestiegen war.
Unter den weiteren Rednern sind viele prominente Kritiker der Corona-Maßnahmen und des Ukraine-Krieges, vor allem also der Politik der jetzigen Regierung. Dem Protest dieser Veranstaltung geht es jedoch um viel mehr. Die Webseite macht mit der Schlagzeile auf: „Warum ist unsere Republik es wert, bewahrt zu werden?“ Eigentlich gehe es sogar um die Rettung der westlichen Zivilisation, so der Initiator Bret Weinstein in einem Interview ebenfalls mit Jordan Peterson. Er und die anderen hätten sich aber geeinigt, sich zunächst auf die „Republik“ zu konzentrieren, da sich alle Probleme des Westens in den USA bündeln.
Der Evolutionsbiologe Weinstein, der 2017 aus seiner Universität vertrieben wurde, weil er sich weigerte, bei einem „Tag der Abwesenheit“ für Weiße mitzumachen, hofft, dass die gestrige Veranstaltung „wie Woodstock“ zu einer Initialzündung einer neuen Ära wird und die „Ära Woodstock“ zum Abschluss bringt. Immerhin sind auch einige Musikgruppen angekündigt. Aber: Wie realistisch ist der Vergleich?
Auf die Frage „Was ist der Westen?“ bietet die Webseite diese Antwort: „Im Kern handelt es sich um eine Vereinbarung, jedem so viele Chancen und Gelegenheiten wie möglich zu bieten.“ Weiter führt die Webseite aus: „Heute steht das Fundament, das den Westen ausmacht, unter Beschuss. Dieser Moment erfordert einen radikalen Wandel und verlangt von Liberalen, Konservativen und Unabhängigen jeder Hautfarbe und jedes Glaubens, sich zu vereinen, um den Westen zu retten.“
Das Woodstock-Festival vom August 1969 war tatsächlich äraprägend. Es ist die Ära der pflichtlosen Rechte, der hedonistischen Gegenwartsorientierung und der Negierung der Existenz des Bösen. Im Schatten des Vietnam-Krieges hatte Woodstock zudem den Anspruch, für Frieden zu stehen. Es stellte sich allerdings heraus, dass der Impuls zur Friedensbewegtheit unter jungen Menschen in Amerika nur so lange anhielt, wie es eine reale Gefahr gab, zum Dienst an der Waffe einberufen und an die Front geschickt zu werden. Als diese Gefahr schwand, blieb nur noch der angeblich religionsbefreite Anspruchshedonismus übrig. Das gleiche Phänomen in grün sehen wir jetzt in Deutschland im Hinblick auf den Ukraine-Krieg. Die größten Kriegshetzer sind bei den „Frieden schaffen ohne Waffen“-Grünen zu finden.
Etabliert als Eltern, Lehrer und Professoren gaben die Kinder der 1960er-Jahre den Anspruchshedonismus mit missionarischem Eifer an die nächsten Generationen weiter. Er ist inzwischen Mehrheitsmeinung und -haltung im Westen. Er war das Hauptvehikel der antizivilisatorischen, postmodern gefärbten, poststalinistischen Linken, die in Deutschland bei den Grünen ihren politischen Haupthebel fanden. Im ganzen Westen verbreitete sich diese Haltung aber auch ohne explizite Partei und durchdrang die Gesellschaft. Es wurde dabei immer deutlicher, was Theologen und Philosophen schon lange wussten: Extremer Hedonismus braucht, um irgendeinen Bestand zu haben, als festigende Struktur extremen Totalitarismus.
Der Vergleich mit Woodstock mag – noch – weit hergeholt wirken, ganz von der Hand zu weisen ist er nicht. Seit einigen Jahren brodelt in vielen westlichen Ländern ein nicht mehr zu unterdrückender Widerstand gegen den moralischen und materiellen Ausverkauf der größten zivilisatorischen Errungenschaft der Menschheit. Er besteht aus Leuten, die sich zwar nicht immer der Ursache der Zersetzung bewusst sind, die sich aber ihren Verlockungen gegenüber letztendlich als resistent erwiesen haben.
Der Nervenzusammenbruch bei den deutschen Grünen, der Taschenspielertrick, mit dem das BSW sein totalitäres Erbe verstecken will, der kopflose Hühnerhaufen, der sich „die demokratischen Parteien“ nennt, sind alles Zeichen, dass auch in Deutschland eine Ära zu Ende geht.
Weitere Zeichen sind die immer konkreteren Formierungen von Gruppen, die eine ähnliche Stoßrichtung haben wie die „Republikretter“ in Washington, etwa die von Peterson vor zwei Jahren ins Leben gerufene „Alliance for Responsible Citizenship“ oder, im kleineren, nationalen Rahmen, vor einem Monat der erfolgreiche Stuttgarter Bürgergipfel mit 900 Teilnehmern, den Freiheitsfunken-Autor Oliver Gorus organisierte.
Was Spannung und Wandel betrifft, hält das Jahr 2024 bisher, was es versprochen hat.
Quellen:
Veranstaltungswebseite von „Rescue the Republic“
You can join the resistance (Bret Weinstein und Heather Heying im Gespräch mit Jordan Peterson, Youtube)
Zusammenfassung des jüngsten Gesprächs Jordan Petersons mit Robert F. Kennedy Jr. (Podcast Summaries, Youtube, englisch)
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