Politikberater am Limit: Schlechter Rat ist billig
Der Quatschplan der führenden Managementberater für Deutschland
von Oliver Gorus
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Am letzten Wochenende berichtete das „Handelsblatt“ über den sogenannten „Zukunftsplan“ von McKinsey, Boston Consulting und Roland Berger – die als die drei führenden Managementberatungen Deutschlands gelten. Die Berater hatten dabei auf 93 Seiten ein gemeinsames Konzept erstellt, um Deutschland „neu aufzustellen“. Das ganze Machwerk ist aber nichts anderes als ein katastrophaler Irrtum und ein Zeugnis des erschreckend schwachen Niveaus, auf dem sich das Establishment der Berater dem politischen Establishment andienen.
Die selbständige Redakteurin Britt Salewski erzählte dazu auf X den Witz nach, den Scharping mal erzählt haben soll: Was tut ein kastrierter Kater eigentlich, wenn er immer noch draußen herumstreunert? Er berät jetzt.
Falsche Ebene!
Erstens ist jeder Plan ein „Zukunftsplan“, und zwar ganz von alleine und automatisch. Oder haben Sie schon mal versucht, die Vergangenheit zu planen?
Zweitens ist es ein schlimmer Kategorienfehler, ein Land wie ein Unternehmen führen zu wollen und dementsprechend Politiker wie Manager zu betrachten, die über Investitionen, Finanzierung, Technologieauswahl, Arbeitskräfte et cetera entscheiden. Falsche Ebene!
Zwar schreiben die Berater von Boston Consulting ausdrücklich: „Deutschland ist kein Unternehmen.“ Aber nur, um dann fortzufahren: „Dennoch lassen sich gewisse Denkweisen aus der Unternehmensstrategie und -transformation übertragen.“ Und dann tun sie genau das, was sie immer tun: Den „Entscheidern“ sagen, dass das, was sie bislang entschieden hatten, total gut ist, wenn sie es nur noch ein bisschen mehr entschieden entscheiden.
Aber Politiker sind eben keine Manager und ihre Aufgabe ist nicht, darüber zu entscheiden, welche Technologien von Unternehmen eingesetzt werden, um Energie zu erzeugen oder um Waren und Personen von A nach B zu bringen. Oder in welche Branchen investiert werden soll. Oder welche Arbeitskräfte woher kommen und wofür eingesetzt werden. Wirtschaftliche Unternehmungen sind Aufgabe der Privatwirtschaft, der Staat muss sich da schlicht raushalten und ist schon genug gefordert, wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen bereitzustellen. Und das bedeutet vor allem: niedrige Steuern und Abgaben, wenig Bürokratie, Rechtssicherheit, innere Sicherheit, Frieden, politische Stabilität, Währungsstabilität und in einem Land mit vorwiegend staatlicher Bildung auch ein hohes Bildungsniveau. In all diesen Feldern hat Deutschland in den letzten 20 Jahren dramatisch abgebaut und es stagniert seitdem bei der Produktivität. Darüber aber verlieren die Berater kein Wort. Stattdessen ermutigen sie die Politiker, bestimmte Märkte (künstliche Intelligenz, „Klimatechnologien“, Mobilität der Zukunft und Gesundheitsbranche) zu entwickeln, als ob Politiker dazu in der Lage wären.
Oder sie fordern Politiker dazu auf, mehr zu investieren, mehr Innovationen zu schaffen und Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten – was für ein Nonsens!
Geld, das der Staat ausgibt, muss er zuvor erst den Bürgern und Unternehmen wegnehmen. Insofern ist jede sogenannte „Investition“ immer mit einer vorangegangenen Deinvestition verbunden. Politiker setzen kein eigenes Kapital sorgfältig ausgewählt ein, um Renditen zu erzielen, sondern sie verteilen lediglich das im Volk vorhandene Kapital zwangsweise um, um sich damit die Stimmen der Beschenkten zu erkaufen. Das ist keine Investition im wahren Sinne, sondern hat systematisch mehr mit Hehlerei zu tun!
Politiker können auch keine Innovationen schaffen. Auch Behörden können das nicht. Oder erinnern Sie sich an die letzte Produktinnovation aus dem Wirtschaftsministerium? Politiker können lediglich Innovationen ausbremsen und verhindern, nämlich dann, wenn man ihnen zu viel Geld anvertraut. Es ist kein Wunder, dass es ein Privatunternehmer ist, der gerade eine Rakete erfunden hat, die wiederverwendet werden kann, die direkt in ihrer Startrampe wieder rückwärts einparken kann und die nach wenigen Stunden wieder einsatzbereit sein kann für den nächsten Start. Die Kosten der Raumfahrt werden von Elon Musk dadurch gerade auf einen Bruchteil gesenkt. Eine brutal effiziente Innovation – die nur der Privatsektor schaffen kann, weil nur er mit eigenem Kapital wirtschaftet, also „skin in the game“ hat.
Und Politiker können auch Arbeitsplätze nicht attraktiver machen. Warum? Weil sie keine Arbeitsplätze anbieten! Sie bieten Dienststellen in Behörden an. Und sie tun ein gutes Werk, wenn sie die Zahl dieser Dienststellen drastisch auf das Notwendige reduzieren. Und dann können sie sie gerne auch noch attraktiv machen, wenn sie lustig sind. Aber die wertschöpfenden Arbeitsplätze finden sich nicht in Behörden, sondern in der Industrie und im Mittelstand, in den Familienunternehmen und den kleinen und mittleren Unternehmen. Diese echten Arbeitsplätze werden genau dann attraktiv, wenn der Staat die Finger aus dem Arbeitsmarkt lässt, sodass die Unternehmen mit freier Preisbildung für Arbeit um die Mitarbeiter konkurrieren können und sich ein Bein ausreißen, um die besten Mitarbeiter mit den besten Arbeitsplätzen anzulocken.
Oder die Berater faseln darüber, die Politiker sollten „Importpartnerschaften diversifizieren“ … Halleluja! Wie wäre es stattdessen, Handelsbeschränkungen aufzuheben, damit die Unternehmen einfach selbst entscheiden können, welche Grund- und Rohstoffe sie von welchen Lieferanten im Ausland importieren?
Also: Ein Land ist kein Unternehmen. Politiker sind keine Manager.
Die Korporatistenberater
Zweitens ist es Unfug, „Dekarbonisierung“ als Zukunftsmarkt zu betrachten. Diese Idee ist rein grüne Ideologie, sie hat uns schon jetzt Deindustrialisierung gebracht, weil sie alles verteuert, die Effizienz und Produktivität der Wirtschaft belastet und reduziert – und sie ist komplett unwirksam, weil sie den CO2-Ausstoß lediglich in andere Länder verlagert, die dann auf Kosten der deutschen Bürger prosperieren. Der Effekt einer angeblichen Dekarbonisierung ist, dass kein einziges Kohlenstoffmolekül weniger in die Atmosphäre gelangt, aber dass dafür der Wohlstand der Deutschen aufgezehrt wird. Ein verbrecherisches Ideologieprojekt!
Drittens: Schulden erhöhen. Wie kann man nur auf die abwegige und völlig unvernünftige Idee kommen, den aufgeblähtesten Staatsapparat aller Zeiten nicht etwa abzuspecken, sondern sogar noch weiter aufzublähen, und das auf Kosten der heutigen und der künftigen Bürger? Dazu muss man schon Politiker sein. Oder aber deren Berater.
Zu glauben, dass Deutschland ein Unternehmen sei, das primär in Dekarbonisierung „investieren“ müsse, führt direkt zu einer Umgehung der Schuldenbremse, was ja sogar konkret von den Beratern gefordert wird: „Zielgerichtet finanziellen Spielraum schaffen“, heißt es da. Was aber zu einem weiteren Ansteigen des Staatshaushalts, also auch der Staatsquote und dementsprechend zum weiteren Abwürgen der privaten Investitionen führt. Das ist der direkte Weg in die Staats- und Planwirtschaft.
Ein vernünftiger Berater, der nicht das Wohl seines eigenen Hauses, sondern das der Bürger im Sinn hätte, würde vorschlagen: Der deutsche Staat muss verpflichtet werden, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Basta!
Wie man auf ein solches, den Wohlstandsabbau lediglich fortsetzendes Konzept überhaupt kommen kann, dafür öffnete Björn Peters, der Vorsitzende des Deutschen Arbeitgeber Verband e.V. die Augen: Die Berater befragen bei ihren Datenerhebungen die Vorstandsmitglieder der großen Unternehmen – also exakt diejenigen, die für die gegenwärtige Misere mitverantwortlich sind. „Dass diese nach Korporatismus rufen statt nach Marktwirtschaft, braucht niemanden zu überraschen“, so Peters.
Insgesamt gilt: Die drei „führenden“ Berater empfehlen den Politikern einfach mehr von genau der Politik, die schon jetzt die Wirtschaft zerstört: Marktinterventionen, Klimawahn und Staatswirtschaft. Sie glauben an die Steuerung von Wirtschaft durch Politiker – kurz: Sozialismus und Planwirtschaft. Sie propagieren ein grün-ideologisches Missverständnis, was Politik und was Wirtschaft eigentlich sind.
Die nächste deutsche Regierung sollte diese drei Berater und überhaupt diese ganze Kaste von Managementberatern dringend ignorieren.
Kommentare
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