Die Idee, die niemals stirbt(?): Vier Gründe, warum der Sozialismus scheitert
Sein wahres Gesicht
Die Sozialisten wollen ihren Anhängern weismachen, man könne Reichtum und Einkommen umverteilen und einen großen Teil der Wirtschaft vergesellschaften, ohne Produktion und Produktivität zu beeinträchtigen. Sie behaupten, dass eine umfassende Kontrolle der Wirtschaft durch den Staat mehr Gerechtigkeit und mehr Wohlstand bringen würde. Die demokratischen Sozialisten wollen mehr Planung und weniger Markt. Dieses Postulat ignoriert jedoch, dass der Sozialismus nicht durch Zufall oder Umstände scheitert. Der Sozialismus scheitert, weil er an vier grundlegenden Konstruktionsfehlern leidet.
- Erstens löscht der Sozialismus das Privateigentum und die Märkte aus und eliminiert damit rationale Wirtschaftsrechnung.
- Zweitens erlaubt der Sozialismus sogenannte „weiche Budgets“, sodass es keinen Mechanismus gibt, um ineffiziente Produktionsmethoden zu verwerfen.
- Drittens verzerrt die Abschaffung des Privateigentums und dessen Ersetzung durch den Staat die Anreize, wirtschaftlich rational zu handeln.
- Viertens: Das sozialistische System mit seiner Abwesenheit von Privateigentum und freien Märkten hemmt die ökonomische Koordination des Systems der Arbeitsteilung und des Kapitals.
Die Bedeutung von Marktpreisen
Sozialismus kann keinen Wohlstand bringen, weil er die Marktfunktionen des Eigentums zerstört. Im Sozialismus gibt es kein Privateigentum an den Produktionsmitteln mehr, und damit gibt es keine Marktpreise für Kapitalgüter. Institutionell besteht der Sozialismus darin, die Marktwirtschaft abzuschaffen und durch eine Planwirtschaft zu ersetzen. Durch die Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln eliminiert man die Informationen durch die Bewertungen auf dem Markt. Selbst wenn die sozialistische Verwaltung die Konsumgüter mit Preisschildern beklebt und das Volk Konsumgüter besitzen mag, gibt es keine ökonomische Orientierung über die relative Knappheit von Kapitalgütern.
Viele Anhänger des Sozialismus gehen davon aus, dass die Unternehmensführung nichts anderes ist als eine Art Registrierung oder einfache Buchhaltung. Wie einst der russische Revolutionär Wladimir Lenin glauben auch viele Sozialisten heute noch, dass die Kenntnis des Lesens und Schreibens, eine gewisse Sachkenntnis in der Anwendung der Grundrechenarten und eine gewisse Ausbildung in Buchhaltung für die Führung der Geschäftstätigkeit ausreichen würden. Die Sozialisten fördern Technik und Wissenschaft, aber sie glauben, dass es keine Notwendigkeit für den Unternehmer gibt. Das Regime mag viel Geld für Bildung ausgeben, aber wenn es keine unternehmerische Wirtschaft gibt, werden die Menschen trotzdem arm bleiben.
Die Rolle der Knappheit
Die Sozialisten ignorieren die Knappheit. Sie gehen davon aus, dass ein Plan die Allokation von Gütern und Dienstleistungen nach Bedürfnissen und Wünschen leisten könnte. Doch die Planer müssen beantworten, wie und woher ein solcher Plan seine Bewertungsmaßstäbe finden soll. Ohne Preise und Märkte gibt es keine Orientierung darüber, welche Produktionsfaktoren mehr und welche weniger wertvoll sind. Die sozialistischen Planer haben keine Kenntnis von den Kosten des Produktionsprozesses. Ohne Märkte bleibt die jeweils vorherrschende Wertstruktur unbekannt.
Das knappe Angebot im Verhältnis zum Bedürfnis macht Güter wertvoll. In einer Marktwirtschaft zeigen die relativen Preise den Grad der Knappheit an. Durch die Beobachtung der Preise erhalten die Marktteilnehmer die Informationen, die sie dazu anleiten, ihre wirtschaftlichen Entscheidungen an den Marktsignalen auszurichten. Das Preissystem informiert über relative Knappheiten. Es besteht kein Bedarf an einem umfassenden System detaillierter Informationen über die Herkunft und Art der Knappheit, die über die Preise hinausgehen, um eine rationale Entscheidung zu treffen. Das Preissystem reduziert die Komplexität für den einzelnen Entscheider auf die eine eindeutige Zahl: die des Preises. In einer Marktwirtschaft benötigen die Wirtschaftsteilnehmer nur Teilwissen, um rational zu handeln. Im Kapitalismus wirkt die Motivation, Profite zu erzielen und Kosten zu vermeiden, als Anreiz, sich wirtschaftlich rational zu verhalten. In einer Marktwirtschaft bieten die Preise gleichzeitig, uno actu, sowohl die Informationen als auch die Anreize für Verkäufer und Käufer.
Jede Produktion steht vor dem Problem einer fast unbegrenzten Anzahl von Möglichkeiten, ein Gut herzustellen. Man kann eine Ware mit sehr unterschiedlichen Rohstoffen, Technologien und Kombinationen der Produktionsfaktoren und in einer unendlichen Vielfalt von Ausführungen herstellen. Ohne Preise steht man diesem Problem ratlos gegenüber.
Prioritäten setzen
Neben der technologischen Machbarkeit eines Projekts muss auch seine Rentabilität berechnet werden. Ohne Kosten im Verhältnis zum Umsatz macht eine technische Bewertung keinen Sinn. Dass ein Projekt technisch realisierbar ist, bedeutet nicht, dass sich auch seine Realisierung lohnt. Was aus technischer Sicht effizient erscheint, muss es unter dem Gesichtspunkt der wirtschaftlichen Opportunität nicht sein. Wenn die Kosten nicht berücksichtigt werden, ist die sozialistische Produktion blind für das Risiko, Güter zu produzieren, die mehr kosten, als sie wert sind. In einer sozialistischen Wirtschaft könnte selbst ein wohlwollender Diktator nicht den richtigen Gütermix in Bezug auf Preis und Qualität bereitstellen.
Die Sozialisten gehen davon aus, dass es nur nötig ist, die privaten Unternehmen zu sozialisieren, das Management auszutauschen und Arbeiterräte einzusetzen, um ihre Herrschaft in der Wirtschaft durchzusetzen, und die neue Wirtschaftsordnung würde florieren. Die Frühsozialisten rechneten damit, dass dadurch Überfluss folgen würde, nicht zuletzt deshalb, weil sie meinten, dass nun die Arbeiter das bekommen würden, was vorher als Gewinn in die Hände der Kapitalisten ging. Doch die Sozialisten ignorierten, dass die Vergesellschaftung der Produktionsmittel erst der Anfang war. Sie haben kläglich versagt, wenn es darum ging, die Wirtschaft am Laufen zu halten.
Der Irrtum der sozialistischen Wirtschaftsplanung besteht darin, anzunehmen, dass die Unternehmensführung auch dann noch so weitergehen könnte wie bisher, wenn die sozialistischen Betreiber die kapitalistische Leitung übernommen haben. Während das sozialistische Regime Verwalter und Ingenieure ausbilden und die Parteimitglieder in die Position von Direktoren versetzen kann, können diese neuen Führer nicht nach relativen Knappheiten entscheiden, weil es kein privates, auf Eigentum basierendes unternehmerisches Preissystem mehr gibt.
Die Wirklichkeit des Sozialismus sind das Gebot und der Gehorsam. Ohne Orientierung an Märkten und Preisen herrscht rohe Gewalt über die Allokation der Güter. Die Behauptung, Sozialismus und Demokratie zu vereinen, ist ebenso ein Betrug wie die Behauptung, der Sozialismus würde Wohlstand bringen. Das wahre Gesicht des Sozialismus ist der totalitäre Despotismus.
Es ist kein Wunder, dass selbst noch ein entarteter Kapitalismus, so wie er heute existiert, mehr Wohlstand produziert als der bestmögliche Sozialismus. Daher kann die vor uns liegende Aufgabe nicht darin bestehen, den Kapitalismus zugunsten des Sozialismus zu beseitigen, sondern darin, den Kapitalismus besser zu machen. Mit anderen Worten: Die Aufgabe besteht darin, den Kapitalismus kapitalistischer zu machen.
Dieser Beitrag beruht auf der spanischen Version eines Artikels, der seit langem zu den am meisten aufgerufenen Artikeln der spanischen Ausgabe des Mises Wire zählt. Inzwischen ist es so, dass man auch in Deutschland wieder daran erinnern muss, dass der Sozialismus nicht funktionieren kann, auch wenn er statt im roten im grünen Gewand einherkommt.
Antony P. Mueller: „4 razones de por qué el socialismo falla“
Antony P. Mueller: „Kapitalismus, Sozialismus und Anarchie“
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