29. Oktober 2024 21:00

Freiheit der Popkultur Renfield: wenn Cage zu Dracula wird

Selbst Renfield findet Insekten essen nicht appetitlich oder empfehlenswert

von Sascha Blöcker

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Bildquelle: lev radin / Shutterstock Nicolas Hoult trägt Anzug von Tom Ford nimmt am 28. März 2023 an der Premiere von Universal Pictures Renfield bei der MoMA in New York teil

Renfield

Der Oktober neigt sich dem Ende und mündet schon sehr bald im großen Finale: Halloween. Ich liebe Halloween und alles, was dazu gehört: Kostüme, Süßigkeiten, Kürbisse – die Handwerk so wie Kreativität vereinen –, und natürlich liebe ich auch das Halloween-Kino. Es gibt so viele gute und noch deutlich mehr schlechte Filme für diese Zeit des Jahres. Meine Aufgabe war es also, einen Halloween-tauglichen Film zu finden, den nicht jeder kennt, der gut ist, und Sie, werte Leser, zum Klicken meines Artikels ermutigt. Die Wahl fiel auf Renfield, und wenn der Name ihnen etwas sagt, haben sie wahrscheinlich Bram Stoker gelesen oder eine der über 82 bei IMDB (Internet Movie Database)gelisteten Dracula-Filme gesehen. Ja, es geht genau um diesen Renfield und um diesen Dracula.

Handlung

Wir beginnen mit Renfield in einer Selbsthilfegruppe für toxische Beziehungen, denn es hat sich nach etlichen Jahren der Dienerschaft unter Dracula herausgestellt, dass dieses Leben doch nicht so verheißungsvoll ist wie einst angenommen. Dabei finden wir heraus, dass Renfield hauptsächlich „schlechte“ Menschen hernimmt, um sie an Dracula zu verfüttern. Dieser findet allerdings mehr Geschmack an unschuldigen und reinen Opfern, was unweigerlich zu einem Disput führt. Erschwerend hinzukommt, dass die vielen Jahre sowohl das Geld als auch die Ausweichmöglichkeiten für die beiden stark limitiert haben. Es kommt, wie es kommen muss: Renfield verlässt Dracula und versucht, sich ein Leben außerhalb seiner Vergangenheit aufzubauen. Ein Unterfangen, welches Dracula nicht zu akzeptieren bereit ist. Er selbst hat sich nämlich die Weltherrschaft als Ziel gesetzt und verbündet sich mit einer Verbrecherfamilie.

Der Film hat auch die eine oder andere schallende Ohrfeige für die staatliche Justiz übrig, welche aber wahrscheinlich wieder nur von sehr Freiheitlichen erkannt werden dürfte. Dass Renfield permanent Insekten essen muss und dass dieses nicht als appetitlich oder empfehlenswert dargestellt wird, kann auch gerne mal an die EU herangetragen werden. Was für Vampire- und Dracula-Fans aber wichtig sein dürfte, ist, dass der Film den Mythos aufrechterhält und keine der gängigen Regeln verletzt.

Das ist unser Szenario, welches tatsächlich sehr viel reizvoller ist, als man zunächst annehmen würde. Ich zum Beispiel wusste, dass das mein Film ist, als ich hörte: Nicolas Cage spielt Dracula. Womit wir zum Handwerklichen kommen.

Handwerkliches

Die beiden Hauptdarsteller Nicholas Hoult (Mad Max: Fury Road) und Nicolas Cage liefern einfach ab. Das größte Lob geht aber unbedingt an Cage. Denn sobald er die Leinwand betritt, gehört ihm der Kinosaal. Er ist charmant, wenn er charmant sein soll, er ist brutal, wenn er brutal sein soll, und er ist herrisch, wenn er herrisch sein soll. Auch ein großes Lob geht an die Kostüme. In den ersten 30 Minuten des Films haben wir einen arg in Mitleidenschaft gezogenen Dracula, und ich sage Ihnen, das Kostüm und die Maske sind brutal und abstoßend. Gleichzeitig wird Dracula nicht inflationär benutzt und wir wollen immer noch mehr von ihm sehen.

Und da wir ja über einen Halloween-Film sprechen, müssen wir natürlich auch über die brutalen Sequenzen sprechen. Dieser Film hat Unmengen Blut und Brutalität, aber auch echt gut sitzenden Humor. Das Genre könnte ich aber dennoch nicht bestimmen, vielleicht eine Horror-Action-Komödie. Über die Action habe ich ja noch gar nicht geschrieben. Also, Action ist bei mir so eine Sache geworden. Oft bin ich davon eher gelangweilt, da der Maßstab durch Filme wie John Wick oder Tyler Rake Extraction extrem hoch ist. Was Renfield zeigt, ist allerdings gut gemacht und immer auch mit einem Augenzwinkern, sodass ich der Nummer etwas abgewinnen kann.

Dracula ist nicht totzukriegen.

Seit der Veröffentlichung von Bram Stokers Kultroman hatte der ikonische Vampir in unzähligen Filmen und Serien seine Auftritte. Mal gesprochen von Adam Sandler in Hotel Tranzylvania über Dracula Untold bis hin zum wahrscheinlich besten Dracula-Film Bram Stoker’s Dracula von 1992. Francis Ford Coppola führte damals Regie, und der ist ja bekanntermaßen der Onkel von Cage. So schließt sich der Kreis. Vampire an sich scheinen immer wieder für Begeisterung beim Publikum zu sorgen. Selbst wenn Dracula selbst hier nicht die führende Rolle einnimmt. Erst kürzlich durften wir Marvels hauseigenen Vampir Blade auf der großen Kinoleinwand bewundern. Serien wie Buffy im Bann der Dämonen begeisterten ein Millionenpublikum, und selbst so ein Mist wie Twilight (Buffy in sehr schlecht) hatte fünf Filme und kommt jetzt wohl als Serie zurück. Nosferatu kommt im nächsten Jahr auch wieder in die Kinos und der Hype um das Blutsaugen scheint kein Ende zu finden.

Fazit

Renfield ist in meiner Oktoberfilmliste fest verankert und da wohl auch so schnell nicht wieder wegzubekommen. Cage zählt ohnehin zu meinen liebsten Darstellern, und speziell in diesem Film habe ich das Gefühl, dass er den Spaß seines Lebens hat. Ich habe wirklich eine große Achtung für Filme dieser Art und möchte ihn Ihnen, einem Holzpflock gleich, ans Herz legen.

Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meinen Artikel zu lesen.


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