30. März 2025 06:00

Innovation Der Schlüssel zum Wirtschaftswachstum

Von „falschen“ und „echten“ Unternehmern

von Antony P. Mueller

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Bildquelle: mayam_studio / Shutterstock „Innovation ist keine Garantie gegen das Scheitern: Aber ohne Innovation ist das Scheitern garantiert“ (Thomas Watson)

Innovation ist kreative Zerstörung. Die Durchsetzung gewinnträchtiger Innovationen zeichnet den Typ von Unternehmer aus, den Joseph Alois Schumpeter (1883–1950) in seiner Schrift über die wirtschaftliche Entwicklung aus dem Jahre 1911 charakterisiert. Nach Schumpeter ist der Unternehmer jemand, der Produktions- und Vermarktungsideen am Markt durchsetzt. Echte Unternehmer in diesem Sinne sind rar. Ihr hohes Vermögen kommt durch ihre außergewöhnliche Leistung zustande.

Die Effekte des technischen Fortschritts sind nicht auf die Wirtschaft beschränkt, sondern greifen auf die Gesellschaft über und rufen die Politik auf den Plan. Wenn der gesellschaftliche Widerstand stark genug ist, dass er sich der Politik bemächtigen kann und wenn diese dann versucht, die Innovation zu blockieren, werden Innovationen unterbleiben.

Je mehr die Politik die Widerstände von den durch die Innovation ungünstig Betroffenen aufgreift und innovative Projekte blockiert, desto mehr kommt es zu schwächerem Wirtschaftswachstum. Diese Blockade hat über Jahrtausende existiert. Sie wurde erst in der industriellen Revolution durchbrochen.

Dass dies vor etwas mehr als zweihundert Jahren der Fall war, heißt aber nicht, dass Innovationen freie Bahn hätten. Die Gegenkräfte sind stets vorhanden. Sie finden ihre Verbündeten nicht nur in der Politik, sondern nicht selten auch bei den etablierten Wirtschaftsführern, die um ihre Pfründe fürchten, wenn neue Erfindungen das eigene Imperium bedrohen. Während der Effekt des Schutzes für die Betroffenen unmittelbar sichtbar ist, bleibt der fehlende Wohlstandszuwachs aufgrund unterbliebener Innovationen unentdeckt und hat somit keine unmittelbare Repräsentanz im politischen Spiel der Kräfte.

Indem Innovation zurückgedrängt wird, erlahmt das Wirtschaftswachstum. Der Ruf nach Tätigwerden des Staates nimmt dann zu, obwohl es gerade die Politik war, die das Problem hervorgerufen hat. Die Wähler wollen höhere Einkommen und Umverteilung zu ihren Gunsten und die Regierung folgt dem Ruf - nur um alles noch schlimmer zu machen.

Heute tun Regierungen beides: Auf der einen Seite unterdrücken und verlangsamen sie den durch die Innovation hervorgerufenen Strukturwandel, auf der anderen Seite aber, vor allem im militärischen Bereich, wird Forschung für bestimmte Projekte gefördert. Während es offensichtlich ist, dass der Staat, der Innovation unterdrückt, das wirtschaftliche Wachstum hemmt, ist es weniger deutlich, dass dies auch der Fall ist, wenn der Staat Innovation und Forschung antreibt.

Bei einem privaten Forschungsprojekt muss das Unternehmen von Beginn an die Kosten tragen und erhält nur dann dafür eine Vergütung, wenn das Ergebnis des Projektes erfolgreich auf dem Markt ist. Bei der öffentlichen Förderung beginnt das Problem bei den Auswahlkriterien und setzt sich fort bei der Art und Weise, wie gefördert werden soll. Im Unterschied zur privat finanzierten Forschung und Entwicklung werden bei der öffentlichen Förderung die Kosten ganz oder zum Teil sogleich vergütet, unabhängig davon, welche Erträge in der Zukunft auftreten. Bei der staatlichen Förderung – sowohl für die Universitätsforschung wie bei Subventionen für private Firmen – erhält man die Fördermittel nicht für das Ergebnis, sondern während der Entwicklungsphase. Anders formuliert: Der Staat belohnt nicht die Innovation, sondern beteiligt sich an den Kosten eines Projekts, das eine Innovation verspricht. Die Anträge zum Erhalt der Fördermittel fallen entsprechend aus – genauso wie die Ergebnisse dieser Art der Förderung. „Außer Spesen nichts gewesen“ ist oft das Ergebnis. Es ist eben unmöglich, dass Regierungsbehörden imstande sein könnten, die technologische Zukunft vorauszusehen. Allerdings kann die Regierung durch Subventionen die Wirtschaft in eine bestimmte Richtung treiben, wie es bei der Klimapolitik der Fall ist. Dabei liegt es auf der Hand, dass solche Industriepolitiken sich nicht an den Wünschen und Bedürfnissen der Nachfrager orientieren, sondern eben politische Ziele zum Inhalt haben.

Die Schwierigkeit bei Innovationen besteht nicht darin, irgendetwas Neues zu erfinden. Es geht darum, ein Produkt anzubieten, das Käufer findet, sodass beim Unternehmen ein Gewinn entsteht. Erfindungen sind nicht rar – Innovationen schon. Es gibt einen Überfluss an unbrauchbaren Erfindungen und auch an nützlichen herrscht kein Mangel. Es gibt keinen Grund dafür, dass der Staat dies auch noch extra fördert. Was zur Nutzung der Erfindungen fehlt, ist Kapital, und Kapital fehlt, weil zu wenig gespart wird. Aufgrund von Kapitalmangel gibt es mehr mögliche Technologieprojekte, als aktuell genutzt werden können.

Indem Haushaltsdefizite das gesamtwirtschaftliche Sparaufkommen mindern, erweist sich die staatliche Schuldenpolitik als Feind des technischen Fortschritts und somit des wirtschaftlichen Wachstums. Wenn die Regierung Innovation fördert und dazu Schulden macht, schädigt sie doppelt dem Wachstum: erstens, indem das volkswirtschaftliche Sparaufkommen sinkt, und zweitens, indem die öffentliche Forschungsförderung die private Forschungstätigkeit verdrängt.

Im Staatskapitalismus macht sich allerdings der Typ des falschen Unternehmers breit, der seinen Reichtum politischen Kontakten verdankt. Je freier die Wirtschaft, desto weniger sind die falschen Unternehmer zu fürchten und desto größer ist der Spielraum für die echten Unternehmer. Für den Außenstehenden ist der Unterschied zwischen beiden Typen meist nicht erkennbar. Man sieht den Erfolg, der im Tageslicht glänzt, aber nicht den Weg, der dorthin geführt hat. 

Wenn der freie Markt funktioniert, werden seine Schwachstellen laufend ausgemerzt, sodass sich das System dem Optimum nähert. Auf Wettbewerbsmärkten müssen die Prämien für die Gewinner hoch genug sein, um das hohe Risiko des Scheiterns zu kompensieren. Wenn aber der große Erfolg gekommen ist, droht auf Wettbewerbsmärkten Konkurrenz durch verbesserte Imitation und neue Innovation, die die frühere obsolet werden lässt. Monopolgewinne, die aufgrund von Innovation zustande kommen, sind nicht dauerhaft. Gerade deshalb müssen sie hoch sein, um den Anreiz zur Innovation aufrechtzuerhalten. 

Neue Technologien und Industrien werden im Wettbewerbsprozess entdeckt.

Man kann sich diesen wettbewerblichen Erkundungsprozess so vorstellen, dass die Pionierunternehmen laufend die Märkte erkunden und erschließen, während der Rest die Innovation imitiert und verbessert. Pioniergewinne sind nötig, um als Anreiz zu dienen, das Wagnis der Innovation einzugehen. Je freier eine Wirtschaft ist, desto eher können die anderen Firmen die Entdeckung nachvollziehen und diese ihrerseits kreativ weiterentwickeln. Im Zuge dieses Prozesses schmilzt der Pioniergewinn und wird in Form von mehr, billigeren und verbesserten Gütern an die Konsumenten weitergegeben.

Innovation verlangt, dass einzelne Unternehmen wie Pfadfinder den Weg in die Zukunft erkunden. Keiner weiß von vornherein, welche neuen Produkte beim Kunden Anklang finden werden und wie und wo technologische Durchbrüche erfolgen werden. In diesem Sinne ist der Wettbewerb ein Entdeckungsverfahren.

Eine wirksamere Förderung von Innovation besteht in niedrigen Steuersätzen auf die Gewinne, sodass bei Firmen der Anreiz entsteht, innovativ tätig zu werden und neue marktgängige Produkte zu entwickeln. Der Markttest besteht nicht in der Innovation als solcher oder in der sogenannten „Forschungsleistung“, sondern darin, inwieweit die Neuerung sich am Markt bewährt, sprich, dass sie gewinnträchtig ist.

Joseph A. Schumpeter. „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ (1934)

Antony P. Mueller: „Kapitalismus, Sozialismus und Anarchie. Chancen einer Gesellschaftsordnung jenseits von Staat und Politik“ (2021)


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