31. Juli 2025 10:00

Zollabkommen EU-USA Das gerupfte Huhn

Erfahren Sie hier konkrete Zahlen statt Meinungen

von Paul Siegenthal drucken

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Bildquelle: Paul Siegenthal (Montage und Bearbeitung) USA-EU: Saldo der Handelsbilanz

Der Handelsdeal zwischen den USA und der EU steht. Bis jetzt kommentieren nur Journalisten, nicht die Ökonomen. Der Mainstream versucht, den Deal möglichst schnell zu vergessen, auch wenn er die politische Landschaft in Europa gehörig verändern wird.

Hier also die Fakten und Zahlen.

Ausgangslage

Die EU exportiert in die USA Waren im Wert von circa 530 Milliarden US-Dollar und importiert im Gegenzug 330 Milliarden US-Dollar. Der Überschuss im Warenhandel beläuft sich auf circa 200 Milliarden US-Dollar zugunsten der EU.

Bei Dienstleistungen (Software, Tourismus et cetera) ist das Verhältnis umgekehrt. Die EU importiert 148 Milliarden US-Dollar mehr, als dass sie exportiert.

Insgesamt beträgt das Defizit aus Waren und Dienstleistungen 50 Milliarden US-Dollar. Setzt man das ins Verhältnis zum Gesamtvolumen, sind das „Peanuts“.

Energiekäufe in den USA: Der Sargnagel für den Green Deal

Die EU musste sich dazu verpflichten, bis zum Jahr 2028 Energie (Öl, Kohle und LNG-Gas) im Wert von 750 Milliarden US-Dollar zu kaufen. Bisher sind es 70 Milliarden US-Dollar pro Jahr gewesen. Legt man den geforderten Betrag aufs Jahr um, entspricht das einer Verdreifachung des aktuellen Volumens. 

Bereits heute deckt die EU 60 Prozent ihres LNG-Bedarfs in den USA. Eine Verdopplung der Abnahmemenge ist somit nicht möglich. Das heißt, die EU muss große Mengen an Erdöl und Kohle in den USA zukaufen, die dort nicht besonders billig sind. Die Energiepreise, vor allem in Deutschland, sind wegen des Green Deals jetzt schon kaum mehr zu stemmen. Wenn man die Industrie nicht zum Kollabieren bringen will, muss die Subventionierung der grünen Hirngespinste bald eingestellt werden.

Welches Land wird wie viel Energie aus den USA abnehmen? Vor allem Deutschland wird betroffen sein, Italien und Frankreich werden Zusagen machen und sich wie immer nicht daran halten.

Investitionen in den USA: Bizarr!

Die EU verpflichtet sich, bis 2028 600 Milliarden US-Dollar zusätzlich (!) zu investieren, also jährlich 200 Milliarden US-Dollar. Doch sie kann Unternehmen nicht dazu zwingen. Trump hätte sich auch 2.000 Einhörner versprechen lassen können. Wahrscheinlich ist die Verpflichtung „pour la galerie“, damit er zu Hause erzählen kann, wie gut er war. Umgerechnet auf das Gesamtvolumen der Investitionen in den USA, sind es etwa 20 Prozent. Allenfalls wird das Investitionsvolumen organisch erreicht, wenn die Autoindustrie ihre Produktion in die USA verlagert.

Rüstungsausgaben: Dream on!

Die EU gibt derzeit (2024) 400 Milliarden US-Dollar für den Einkauf von Rüstungsgütern (Direktkäufe und Lizenzen) in den USA aus, obwohl sie nur zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Verteidigungsausgaben aufwendet. Sie hat erklärt, sie wolle die Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des BIP erhöhen. Proportional würde dies Rüstungsausgaben von einer Billion (tausend Milliarden) US-Dollar bedeuten. Diese Summe müssten Länder aufbringen, die fast alle über 100 Prozent verschuldet sind. (Hinweis: Bei Lizenzen erfolgt die Produktion ganz oder teilweise im Inland.)

Zölle schaden auch der USA

In Zukunft werden auf Waren aus der EU in den USA generell 15 Prozent Zoll erhoben. Bisher waren es offiziell 4,8 Prozent, auf das exportierte Gesamtvolumen jedoch nur 1,8 Prozent.

Trump erhofft sich davon, dass die Amerikaner dann heimische Produkte kaufen. Das ist bei Fahrzeugen durchaus der Fall, weshalb die europäische Autoindustrie versucht, sich schnellstmöglich in die USA abzusetzen. Doch sie macht nur elf Prozent der EU-Exporte aus.

Ein Viertel der EU-Exporte sind pharmazeutische Produkte, die sich aufgrund des Patentschutzes nicht einfach ersetzen lassen. Der Rest der Importe aus der EU verteilt sich auf alle möglichen Produktgruppen: Halbfertigprodukte, Fabrikationsmaschinen und so weiter. Der amerikanische Markt wird nicht in der Lage sein, diese Produkte zu ersetzen. Die Zölle bringen der amerikanischen Zollverwaltung hohe Einnahmen, den Konsumenten jedoch vor allem Inflation.

Umgekehrt werden Waren aus den USA in allen EU-Ländern von Zöllen befreit. Europäische Konsumenten sehen amerikanische Produkte jedoch selten, es sei denn, sie kaufen einen Tesla oder eine Harley. Allerdings stammt das in vielen Lebensmitteln enthaltene Soja, ebenso wie ein Großteil der Rüstungsgüter, meistens aus den USA.

Unklar ist, inwiefern amerikanische Farmer von diesem Zollabkommen profitieren können. Trump hat zwar davon gesprochen, doch werden diese vor allem durch nichttarifäre Maßnahmen vom Markt ferngehalten, was nicht Gegenstand des Abkommens ist. Da stellt sich die Frage, inwiefern Trump das akzeptiert. Auf der anderen Seite steht die europäische Agrarindustrie, die es gewohnt ist, recht lautstark für ihre Interessen einzutreten.

Das Resultat: Zehn zu eins für Trump!

In den nächsten drei Jahren erleichtert Trump die EU jährlich um mindestens 350 Milliarden US-Dollar. Rechnet man die zusätzlichen Rüstungsausgaben dazu, sind es 450 bis 500 Milliarden US-Dollar. Und das bei einem gesamten Handelsdefizit von nur 50 Milliarden US-Dollar. Die Hauptlast entfällt auf Deutschland – schätzungsweise 200 Milliarden US-Dollar.

Trump holt das Zehnfache des realen Defizits heraus: Was für ein Deal! Von der Leyen gratulierte zu Recht. Der Bully auf der Weltbühne hat sich durchgesetzt.

Fazit

Der Deal ist noch nicht in allen Details bekannt. Der Hammer liegt aber eindeutig im Energieteil. Die EU wird zur Ukraine der USA. Statt Putin sagt nun Trump, was es kostet. Faktisch ist damit der Green Deal in Europa erledigt. Hätte Europa die Kernkraft ausgebaut, wäre sie jetzt nicht in dieser Bredouille.

Zölle sind ein zweischneidiges Schwert. Sie werden der europäischen Exportwirtschaft schaden und den Amerikanern höhere Preise bescheren.

Man hat den Eindruck, dass seitens der EU die Verhandlungen von wirtschaftsfernen Partei-Apparatschiks geführt wurden, die sich bereits in die Ferien abgemeldet hatten. Jetzt hat man die Quittung.

Viel Glück und Von der Leyen alles Gute.

Ausblick

Die USA nutzen ihre Marktmacht gnadenlos aus, um sich selbst zu bereichern. Trump wird zunehmend als der Bully auf dem Schulhof empfunden, der den anderen Kindern Geld abpresst. Er verschont niemanden. Freunde macht er sich damit keine.

Die Europäer sind selbst schuld an ihrer Misere. Die linksgrüne Politik der letzten 20 Jahre hat sie in diese missliche Lage gebracht. Eine militärische Abkopplung ist jetzt auch keine Option mehr – Trump erwartet massive Rüstungsaufträge, für eigene Rüstungsprojekte fehlt das Geld.

Zunächst empfanden Nicht-EU-Bürger Schadenfreude, als sie sahen, wie Trump die korrupte Von der Leyen in den Senkel stellte. Zwei Tage später empfinden sie jedoch zunehmend Mitleid.


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