02. Mai 2025 18:00

Altersvorsorge Wer ist schuld am deutschen Rentendesaster?

Mögliche Lösungen

von Thomas Jahn

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Bildquelle: Wolfilser / Shutterstock Steigende Rentenbeiträge: Der Kollaps ist vorprogrammiert

Steht Deutschland neben vielen anderen Krisen und gesellschaftlichen Spaltungen auch vor einem schweren Generationenkonflikt? Die Rentenkasse ist bekanntlich seit Jahren pleite und muss mit immer höheren Milliardenbeträgen aus dem Steueraufkommen gestützt werden, zuletzt mit 116 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt 2024. Die junge Generation sieht sich im Abseits, denn dass eine riesige Lücke zwischen Beitragszahlern und Rentenbeziehern klafft, war seit über 35 Jahren bekannt, spätestens als klar wurde, dass es auch mit der „Generation Z“, die nun ins Berufsleben tritt und damit Rentenbeiträge zahlt, keinen neuen Babyboom geben würde. Kann man den heutigen Rentnern der Jahrgänge 1960 und älter vorwerfen, sie hätten in Saus und Braus gelebt, während die Generation Z leer ausgeht?

Teile und herrsche auch an der Rentenkasse?

Klar ist, dass es keine individuelle Verantwortung für das heutige deutsche Rentendesaster gibt, ausgenommen für die politischen Entscheidungsträger und für Leute, die seit Jahren ihr Wahlkreuz bei einer der zahlreichen sozialistischen Umverteilungsparteien machen. Wie auch bei anderen staatlichen Eingriffen, reagieren Menschen auch beim Thema Altersvorsorge auf Anreize. Die noch aus dem 19. Jahrhundert stammende und seit Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts in ein umlagefinanziertes System umgewandelte „Rentenversicherung“ sozialisiert persönliche Lebensrisiken zulasten der Allgemeinheit. Das 1957 schrittweise begonnene und 1969 endgültig eingeführte Umlageverfahren, das kein persönliches Rentenkonto mehr kennt, erinnert an die Tragik der Allmende, bei der ein begrenztes, allerdings im Gemeineigentum stehendes Gut durch individuelle Übernutzung erschöpft wird und niemand den Anreiz hat, sparsam und pfleglich mit der betroffenen Ressource umzugehen. Dieses zwangsläufige Systemversagen wird im Falle des deutschen Rentensystems aber seit Jahren gezielt ausgeblendet, weil Politiker das Umlagesystem als praktisches Werkzeug zur Wählerbeeinflussung entdeckt haben, um unmittelbar vor Wahlen das Füllhorn staatlicher Zuwendungen in Form von Rentenerhöhungen auszuschütten, natürlich um sich die Gunst der Rentner zu erkaufen und natürlich auf Kosten der jungen Generation. Die Rentenkasse wurde so zum Spielball einer Teile-und-herrsche-Politik, bei der die Plünderung dieser Kasse zu politischen Zwecken als Generationenkonflikt zwischen geburtenstarken Rentnern und gebärfaulen Jungen getarnt wird.

Die finanziellen Verwerfungen, die die zusätzlichen politischen Eingriffe in dieses System mit willkürlichen Erhöhungen und Ausweitungen des Kreises der Rentenberechtigten (Stichwort Mütterrente und Armutsmigration) verursachen, werden von den politischen Urhebern mit der sogenannten demographischen Krise erklärt. Auch dieses Ablenkungsmanöver folgt einem altbekannten Muster, wonach diejenigen, die die Allmende am schamlosesten ausplündern, am lautesten „Haltet den Dieb!“ schreien. Man kennt ähnliche politische Erklärungsmuster aus der Wirtschaftspolitik: Wenn Unternehmen durch Überregulierung und horrende Steuern zur Aufgabe gezwungen werden, sprechen die verantwortlichen Politiker von einem angeblich unvermeidbaren „Strukturwandel“, der wohl wie ein Unwetter das Land heimgesucht haben soll. Wie beim Strukturwandel ist auch die demographische Krise politikgemacht, denn Menschen, denen „Sozialgesetze“ einen späteren Rentenanspruch versprechen, verlieren wichtige Anreize zur Eigenvorsorge und vergessen, dass die unmittelbarste und seit Jahrtausenden am besten funktionierende Alterssicherung die eigene Familie, also der persönliche Generationenverbund aus Eltern und eigenen Kindern ist.              

Die Politik der letzten 50 Jahre hat, unterstützt durch die politiknahen Medien, ein allgemeines Gesellschaftsklima etabliert, in dem die Alten auf die „Auszahlung“ der vermeintlich von ihnen „eingezahlten“ Rentenbeiträge wie bei der Auszahlung eines Sparbriefs oder einer Lebensversicherung pochen und sich die Jungen als Opfer eines Systems sehen, das sie nicht gestalten konnten, weil sie in der Demokratie durch die älteren geburtenstarken Jahrgänge regelmäßig überstimmt wurden. Mit steigenden Rentenbeiträgen, stagnierenden Löhnen, explodierenden Lebenshaltungskosten und immer höheren Steuern fühlen sie sich ausgeliefert. Die Lösung kann natürlich nicht darin liegen, die Alten zu enteignen oder immer noch mehr Systemeingriffe und Umverteilung zu fordern. Natürlich ist der Staat, der dieses System überhaupt erst geschaffen hat, der wahre Verursacher des Generationenkonflikts.

Die Rentenpläne der neuen Regierung

Statt die Systemfehler zumindest zu korrigieren und Anreize für soziales Verhalten zu schaffen, hat die neue schwarz-rote Bundesregierung ein Rentenpaket vorgelegt, das die Probleme verschärft und die Spannungen zwischen den Generationen weiter anheizt. Kern des Pakets ist die „Stabilisierung“ des Rentenniveaus bei 48 Prozent des Durchschnittslohns bis 2039, kombiniert mit der Einführung einer sogenannten Aktienrente. Der Bund plant, 2025 etwa ein Viertel des Bundeshaushalts, also rund 121 Milliarden Euro erneut in die Rentenkasse zu pumpen, während die Rentenbeiträge mittelfristig auf bis zu 22 Prozent steigen sollen, obwohl absehbar ist, dass dieser Satz angesichts immer geburtenschwächerer Jahrgänge und der Zusatzbelastung der Rentenkasse durch die fortwährende millionenfache Armutsmigration nach Deutschland nicht haltbar ist. Die Aktienrente, die als Reform verkauft wird, führt dabei nicht zu dem notwendigen Ausstieg aus der Tragik der Allmende in Form des umlagefinanzierten staatlichen Rentensystems, denn künftig wird nur zusätzlich ein verschwindend kleiner Teil der Renten kapitalgedeckt finanziert. Doch selbst dieser kleine Anteil bleibt in den Fängen des Staates, indem dieser die Anlagen verwaltet und sie, wie alle anderen staatlichen Vermögenswerte auch, sicher nicht profitabel entwickeln wird.

Die freiheitliche Lösung

Das deutsche Rentensystem ist nicht reformierbar, weil es nach dem Prinzip funktioniert, dass drei Wölfe und ein Schaf darüber abstimmen werden, was es zum Abendessen geben wird. Ein System, das nur Fehlanreize produziert und ohne Bundeszuschüsse im dreistelligen Milliardenbereich längst insolvent wäre, muss abgeschafft werden. Anstatt die junge Generation ständig stärker zu belasten, müsste an die Stelle der gesetzlichen Rentenversicherung schrittweise ein System der privaten, also individuellen Altersvorsorge treten. Der Staat wäre gehalten, lediglich Übergangslösungen zu schaffen, um bestehende Rentenansprüche zu sichern, derzeit wohl zwangsläufig durch Steuermittel oder Privatisierungserlöse. Gleichzeitig müssten die Bürger dazu ermutigt werden, selbst Verantwortung für ihre Zukunft zu übernehmen. Dies würde nicht nur die finanzielle Belastung der Jungen reduzieren, sondern auch die Abhängigkeit vom Staat verringern. Den umverteilungsfreudigen Sozialisten in allen Parteien würde eine gefährliche Waffe zur Beeinflussung von Wahlen genommen. Die der staatlichen Rentenkasse und dem Bundeshaushalt abgetrotzten Finanzmittel könnten dem privaten Kapitalmarkt zugeführt werden und würden, freien Wettbewerb vorausgesetzt, die profitabelsten und sichersten Anlageformen suchen, sodass für die wertschöpfenden Produktivkräfte und die Zinsgewinne künftiger Rentengenerationen eine Win-win-Situation entstünde. Gleichzeitig würde auch die notwendige Debatte um wichtige Fragen der Geldwertstabilität und der Inflationsvermeidung angestoßen, in der Hoffnung, dass nach dem Ausstieg aus dem bankrotten staatlichen Zwangsrentensystem auch der Anfang vom Ende des Fiat-Money-Systems beginnt. 


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