11. Juli 2025 18:00

Ein deutsches Drama Biedermann, Merz und die Brandstifter

Die brandgefährliche Gutgläubigkeit

von Thomas Jahn drucken

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Bildquelle: Dr. Frank Gaeth (CC BY-SA 4.0) / Wikimedia „Biedermann“ Dieter Hallervorden mit den beiden Brandstiftern: Frischs Drama als perfekte Metapher für unsere Zeit

Wer kennt es nicht, das 1958 uraufgeführte berühmte Drama „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch? Es handelt von Gottlieb Biedermann, einem wohlhabenden Bürger, der zwei Fremde, Schmitz und Eisenring, in sein Haus aufnimmt, obwohl er von Bränden in der Stadt weiß und diese beiden verdächtig sind. Biedermann, naiv und von guten Absichten geleitet, ignoriert beharrlich alle Vorzeichen für die bevorstehende Brandstiftung. Auch als Schmitz und Eisenreich Benzinfässer auf Biedermanns Dachboden lagern, schlägt Biedermann die Warnungen seiner Ehefrau Babette in den Wind und glaubt lieber den Ausflüchten der Brandstifter, es handele sich trotz des intensiven Geruchs nicht um Benzin, sondern um harmlose Substanzen. Am Ende zünden die Brandstifter Biedermanns Haus an und die Stadt geht in Flammen auf. Das Stück ist eine bittere Satire auf die bürgerliche Naivität und Konfliktscheue und die feige Weigerung, beherzt gegen offenkundige Bedrohungen einzuschreiten.

„Biedermann und die Brandstifter“ steht auch als Metapher für die politischen Verhältnisse in Deutschland. Obwohl Freiheit und Wohlstand der Bürger seit mittlerweile 25 Jahren immer weiter schwinden und Parteien wie SPD, Grüne und Linke immer unverhohlener zum Angriff auf das Eigentum der hier schon länger Lebenden übergegangen sind, reden sich unverbesserliche Optimisten und vor allem die verbliebenen Anhänger der CDU immer noch ein, dass es die linken Brandstifter sicher nur gut meinen würden. Jene Biedermänner empfinden den linken Kulturkampf gegen die Meinungsfreiheit keineswegs als freche Übergriffigkeit oder inakzeptablen Machtanspruch, sondern als witziges Spektakel oder skurriles Phänomen des Zeitgeists, das sicher wieder verschwindet, so wie die Schlaghosen der 70er Jahre oder ein lästiger Hautausschlag. Die bürgerlichen Biedermänner mit ihrer politischen Speerspitze, der Union, allen voran geltungsaffine Selbstdarsteller wie Markus Söder, sorgen sich nicht um die Brandstifter. Ihre Angst ist es, nicht mehr anschlussfähig zu einem in Wahrheit brandgefährlichen Umfeld zu sein, das sich vom Minimalkonsens des Grundgesetzes längst verabschiedet und die freie Rede durch Genderstern und die Regenbogenflagge als neue Gesslerhüte ersetzt hat. Weil die Union unbedingt gefallen will, trennt sie sich mit einer Brandmauer von den eigenen Wählern, grüßt sie brav alle linken Gesslerhüte und macht überall mit: bei CSD-Paraden und Demos gegen Rechts oder beim Abnicken der linken Agenden in den Parlamenten.  

Die bürgerlichen Biedermänner glauben immer noch an Friedrich Merz, der die Knabenmorgenblütenträume der Linken nach unbegrenzten Staatsschulden in Erfüllung gehen ließ, indem er das wichtigste Wahlversprechen der Union brach. Sie reden sich ein, dass Merz ihr konservativer Fürsprecher sei, der, endlich angekommen im Bundeskanzleramt, die Brandstifter stoppen werde. Die bürgerlichen Biedermänner reden sich ein, dass Merz, sobald er außenpolitische Gefahren gebannt habe und seine Partei Zuspruch bei den nächsten Landtagswahlen erhalte, sicher loslegen werde. Wenn er nur endlich frei agieren könnte, würde er schon gründlich mit allen linken Umtrieben aufräumen.

Es scheint, als hätten nicht einmal die denkwürdigen Ereignisse der Bundestagssitzung am vergangenen Mittwoch die Gutgläubigkeit dieser Biedermänner erschüttern können. Die an Bundeskanzler Merz gerichtete Frage, ob er es mit seinem Gewissen vereinbaren könne, mit Frauke Brosius-Gersdorf eine Richterin in das Bundesverfassungsgericht zu wählen, die straffreie Abtreibungen bis zur Geburt befürworte, beantwortete er nur mit „Ja“. Wohlgemerkt! Es wäre für Friedrich Merz sehr leicht gewesen, der Frage auszuweichen. Seine Antwort stellt nun aber klar, dass er das nächste SPD-Projekt politisch befördern will, nämlich die Abschaffung jeglicher Strafbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen, nach britischem Vorbild vermutlich bis zur Geburt.

Friedrich Merz ist selbst gewiss kein Biedermann. Er und die Führungsmannschaft in CDU und CSU wissen sehr genau, dass ihr eigener Koalitionspartner gerade dabei ist, ein Benzinfass nach dem anderen auf den Dachboden zu schaffen. Mit Nancy Faeser hat vor allem die SPD schon früher bewiesen, dass sie es nicht bei Ankündigungen belässt und natürlich bereit ist, mit einem gegen zehn Millionen Wähler gerichteten Verbotsverfahren, die politischen Grund- und Mitwirkungsrechte Andersdenkender nach dem Vorbild Russlands, Venezuelas oder der Türkei auszuschalten.     

Das bekannteste Zitat der mutigen Autorin und Freiheitsphilosophin Ayn Rand lautet: „Man kann die Realität ignorieren, aber man kann nicht die Folgen der ignorierten Realität ignorieren.“ Friedrich Merz und Markus Söder versuchen daher gerade mit der Methode „Gaslighting“ die Folgen ihrer verfehlten Politik und die Taten der Brandstifter zu ignorieren. Das Wort „Gaslighting“ geht auf das Drama des britischen Autors Patrick Hamilton „Gas Light“ (zu Deutsch: „Gaslicht“) aus dem Jahr 1938 zurück. Darin versucht ein Mann, seine Ehefrau in den Wahnsinn zu treiben, indem er Alltagsdinge leugnet, die aber natürlich in der Realität vorhanden sind und von seiner Ehefrau wahrgenommen werden, wie zum Beispiel eine flackernde Gaslaterne.

Die Methode „Gaslighting“ dient der Beruhigung der Biedermänner. Sie steht für den Versuch, den Menschen ihre alltäglichen Wahrnehmungen der Wirklichkeit auszureden, sie zu manipulieren und jeglichen Sinn für die Realität zu zerstören. Beispiele gefällig? Die deutschen Grenzen stehen weiterhin unkontrolliert sperrangelweit offen, aber der Bundesinnenminister behauptet entgegen der für jedermann erlebbaren Realität, dass illegal einreisende Ausländer angeblich zurückgewiesen würden. Der Massenexodus der deutschen Industrie ist in vollem Gange, während Friedrich Merz in einer CDU-Verlautbarung auf „X“ behauptet, dass die Stimmung in der Wirtschaft seit seinem Amtsantritt merklich besser sei. Markus Söder verkündet bei jeder Gelegenheit, dass die Bürger jetzt spürbar entlastet würden, obwohl er die riesigen Haushaltslücken kennt und weiß, dass der Koalitionspartner keinen einzigen Cent bei den horrenden staatlichen Transferausgaben einzusparen bereit ist.     

Damit sind wir abschließend bei den wohl gefährlichsten Komplizen der Brandstifter angelangt, den deutschen Mainstream-Medien, die die Methode Gaslighting, gemeinsam mit anderen manipulativen Propagandatechniken wie Astroturfing oder Framing, seit vielen Jahren leider erfolgreich einsetzen und die Masse der Biedermänner dadurch am Leben erhalten. Aber das ist ein anderes Drama, das uns sicher auch noch viele dunkle Jahre beschäftigen wird.   


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