13. Mai 2025 11:00

Fass ohne Boden Das Fahrradbarometer von Dresden

Digitale Signale der neuen Religion

von David Andres drucken

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Bildquelle: Mo Photography Berlin / Shutterstock.com Jetzt auch in Dresden: Postmoderne sakrale Objekte in Gestalt von „Fahrradbarometern“

Ich fahre gerne Rad. Das einmal vorweg. Schon als kleiner Junge folgte ich den Eltern am Sonntag über zwanzig, dreißig Kilometer auf der Landpartie. Die Sonne brannte ebenso wie der Hintern, doch das „Einkehren“ auf halber Strecke in einem Gasthaus am Waldrand belohnte mit leckerem Kuchen, einem großen Eis oder Limonade. Wespen summten, Frauen tratschten, die Männer tranken große Gläser Bier. Radfahren, das war früher eine Freizeitbeschäftigung, eine Möglichkeit, bewusst die Gegend zu erkunden, ein Familienritual.

Heute ist es eine Religion.

In Dresden huldigen sie dem Gott des Klimaschutzes und des persönlichen Verzichts seit April mit sogenannten Fahrradbarometern – digitalen Anzeigetafeln, die tagtäglich verkünden, wie viele Menschen statt im bösen Kraftfahrzeug, auf dem seligen Fahrrad an der Stelle vorbeigekommen sind. Um genau zu sein, steht dann dort: „Radfahrende heute: 119. Und darunter die Gesamtzahl für das bisherige Jahr: 6685.“

Ja, es sind „Radfahrende“ und nicht „Radfahrer“, die das Gerät registriert, denn die Religion ist komplex und fordert neben der Unterwerfung unter die Ziele der Agenda 2030 und der vermeintlichen Ressourcenschonung auch Gender-Fragen. Offiziell dienen die Anzeigetafeln dazu, die Verkehrsplanung zu optimieren, sind also gleichsam ein Forschungsobjekt. Tatsächlich lassen sie als Erbauungsinstrument für Gläubige lesen, das den Autofahrern zugleich Schuldgefühle induzieren soll. Wer mit dem Pedal unterwegs ist, fühlt sich als Teil der Mission. Wer auf dem Display lesen muss, dass bereits über hundert Dresdner ihren Weg heute ohne Spritverbrauch zurückgelegt haben, soll hinter dem Steuer den Kopf senken.

„Fahrradbarometer sind kein Allheilmittel, aber ein sichtbares Zeichen für die Anerkennung des Radverkehrs im Stadtbild“, zitiert der „MDR“ Nils Larsen vom „ADFC“ in Dresden. Als Küster der Religion hat er allerdings nicht im Blick, wie viele Ungläubige es in Dresden unter den einfachen Bauern und Arbeitern gibt. Zu Hunderten stürmten diese den virtuellen Dorfplatz, als sie davon erfuhren, dass ihr sauer verdientes Geld in die rund 100.000 Euro teuren Glaubens-Säulen fließt. Die Tatsache, dass 65 Prozent davon der Bund aus Fördertöpfen bezahlt, die zweckgebunden sind, so dass sich das Geld gar nicht für andere Zwecke ausgeben ließe, konnte die Meute nicht beruhigen. Im Ergebnis sperrten die Obersten den digitalen Dorfplatz schließlich ab, so dass keine weiteren Pamphlete verteilt oder ans schwarze Brett genagelt werden konnten.

Ausstellen lassen hat die Säulen der Huldigung der grüne Baubürgermeister Stephan Kühn – Bischof der Religion, wenn man so will –, studierter Soziologe und schon damals als Jugendlicher im Netzwerk „Grüne Liga“ gegen den Bau der A17 aktiv. In seiner politischen Karriere als Bundestagsabgeordneter war er unter anderem im Untersuchungsausschuss zum Abgasskandal tätig sowie ordentliches Mitglied und Obmann seiner Fraktion im Untersuchungsausschuss zur Pkw-Maut. Er ist außerdem Mitglied der überparteilichen Europa-Union Deutschland, die sich für nichts weniger einsetzt als die „Vereinigten Staaten von Europa“ – was sogar Wikipedia so bezeichnet.

Gegen die Fahrradsäulen ihres grünen Bischofs mit großeuropäischen Träumen stänkerten in Dresden die oppositionellen Politiker von CDU bis Linke, gern mit Verweis auf alles, was sonst noch so im Argen liegt. Oder in der Elbe – die Carolabrücke ist noch lange nicht geborgen, geschweige denn repariert. Und laut CDU-Stadtrat Holger Zastrow „schalten wir in Dresden gerade die Brunnen nicht an, weil 400.000 Euro im Haushalt fehlen.“

Doch was sind Brunnen, was sind Brücken? Fehler der menschlichen Zivilisation, Kinkerlitzchen gegenüber einer Monstranz, die „Radfahrende“ zählt. Wer anders denkt – oder sich an die Radtouren mit Kirschkuchen erinnert – ist ganz bestimmt ein Nazi.

Quellen:

Stadt sperrt Kommentare wegen wütender Bürger (BILD)

Europa-Union Deutschland (Wikipedia)

Europäischer Föderalismus (Wikipedia)

Fahrradzählung: In Dresden ein Aufreger, in Leipzig nicht (MDR)


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