25. August 2025 16:00

Gespräch mit englischem islamkritischen Rebellen Interview mit Tommy Robinson markiert Wendepunkt in der Migrationsdebatte

„Jiu-Jitsu-Taktik“ des massenhaften Flaggenhissens entlarvt anti-englischen Hass und Doppelmoral im britischen Establishment

von Robert Grözinger drucken

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Bildquelle: Sean Aidan Calderbank / Shutterstock.com Ruft zu einer Massendemonstration für die Meinungsfreiheit am 13. September in London auf: Islamkritiker und Rebell gegen das Establishment Tommy Robinson

Auf Youtube wurde am 10. August ein Video hochgeladen, das sich als historisch erweisen könnte. Es handelt sich um ein langes Interview mit Tommy Robinson. Die Podcaster Konstantin Kisin und Francis Foster von der britischen Podcastplattform „Triggernometry“ gaben dem notorischen englischen Anti-Islamisten und mehrfach zu Gefängnisstrafen verurteilten Rebellen viel Zeit, sich und seine Sicht der Welt zu erklären.

Über „Triggernometry“ heißt es im deutschen Wikipedia-Eintrag über Kisin: „Seit April 2018 ist Kisin Co-Moderator (mit Francis Foster) von Triggernometry, einem Youtube-Kanal und Podcast. Das Hauptformat des Kanals ist das aufgezeichnete Interview; der Kanal bezeichnet sich selbst als ‚ehrliche Gespräche mit faszinierenden Menschen‘, und wurde von The Times als ‚anti-woke‘ und von openDemocracy als ‚hard-right‘ bezeichnet“ – oder, besser gesagt, aufgrund dieser Bezeichnungen mit dem Ritterschlag versehen. Der Youtube-Kanal von „Triggernometry“ hat etwa 1,5 Millionen Abonnenten. 

Die politische Hochbrisanz des Interviews mit Robinson ergibt sich aus dem zeitlichen Kontext. In Großbritannien ist die Stimmung aufgeheizt. Es gibt steigenden Druck von der Straße gegen illegale Einwanderung – ich berichtete und kommentierte darüber vor drei Wochen an dieser Stelle.

Der befürchtete heiße Sommer mit Straßenschlachten mit der Polizei blieb zwar aus. Bislang. Die drakonischen Maßnahmen der Regierung vor einem Jahr gegen die Proteste nach dem Mord an drei kleinen Mädchen zeigen Wirkung. Das bedeutet aber nicht Unwirksamkeit auf Seiten der Protestler. Die Unzufriedenen entwickelten jetzt eine höchst kreative Maßnahme: Die „Operation Raise the Colours“ – eine Aufforderung, die englische und/oder britische Flagge zu hissen. Nicht nur im eigenen Garten oder am eigenen Haus, sondern im öffentlichen Raum, an Laternemasten, Brücken und so weiter. Im ganzen Land folgten und folgen viele diesem Aufruf.

Gerade die englische Fahne – rotes Kreuz auf weißem Grund – gilt in etablierten Kreisen als rotes Tuch. Es ist die Fahne, die sie mit Fußball-Hooligans und rassistischen Weißen assoziieren. Mit Hilfe der von ihnen beherrschten Medien tragen sie diese Assoziation nach außen. Genau das aber macht die Genialität dieser Graswurzelmaßnahme aus. Es ist gewissermaßen eine Jiu-Jitsu-Maßnahme. Das heißt, die Wucht des Gegners wird gegen ihn selbst gerichtet. Youtube-Podcaster „Landeur“ stellt dar, wie das geht. Die Aktion zwingt England-Hasser, ihren Hass auf England unverhüllt Ausdruck zu verleihen. Sie zwingt Politiker wie Premierminister Keir Starmer, sich zur Fahne zu bekennen – was soll er anderes tun –, was ihm aber den Zorn seines linken Flügels einbringt. Sie zwingt die Behörden, ihre Doppelmoral zu entlarven, wenn sie die Englandfahnen entfernen, da sie nichts dergleichen unternehmen, wenn Unterstützer der Palästinenser deren Flagge im öffentlichen Raum hissen.

Und in diesem Kontext erscheint nun ein Interview mit Tommy Robinson, welches das Potenzial hat, den ganzen britischen Diskurs über Einwanderung, den radikalen Islam, die Feigheit und Unbedarftheit der Politiker und Behörden und den Nationalstolz vom Kopf auf die Füße zu stellen.

Robinson betont, dass er nichts gegen Einwanderer als solche hat. Er wiederholt mehrfach, dass er nichts mit „Ethnonationalisten“, also Rassisten, am Hut hat. Später informieren uns die Interviewer, dass Robinson in einem weiteren Interview hinter der Bezahlschranke ihres Substacks sagte, der Spruch mancher Politiker, „Multikulturalismus ist gescheitert“, sei falsch. Gescheitert sei die Integration nur einer ganz bestimmten Kultur. Im frei einsehbaren Interview wird klar, wen genau Robinson damit meint: Beim Aufwachsen in der Stadt Luton habe er gesehen, wie in der Schule Kinder und Jugendliche verschiedenster Kulturen und Ethnien bestens miteinander auskamen. Sie spielten zusammen und saßen gemeinsam und bunt gemischt an den Schulkantinentischen. Mit einer Ausnahme. Moslems spielten und interagierten in den Pausen nur miteinander, getrennt von den anderen. Auch in der Kantine saßen sie als Gruppe getrennt von allen anderen. Er habe lange nicht verstanden, warum das so ist.

Später im Interview sagt Robinson, dass er den Grund für dieses Absonderungsverhalten im Koran fand. 2010 saß er – ironischerweise wegen illegalen Betretens der USA – in einem britischen Gefängnis, wo er begann, die Heilige Schrift der Moslems zu studieren. Dort habe er, so der Engländer, unzählige Male in verschiedenen Formulierungen wiederholt das Gebot gefunden, dass gläubige Moslems auf keinen Fall „mit Juden und Christen befreundet sein dürfen“. Robinson betont mehrfach, er habe nichts gegen individuelle Moslems. Aber die „Doktrin des Islams“ sei ein gewaltiges Integrationshindernis und mit westlichen Freiheitswerten unvereinbar.

Was ihn zum Islamkritiker machte, erklärt Robinson weiter, waren vor allem die „Grooming Gangs“ – Gruppen von meist pakistanischstämmigen Männern, die in sehr vielen britischen Städten minderjährige Mädchen vor allem aus der weißen Arbeiterklasse verführten, sexuell missbrauchten und „herumreichten“, also mit ihnen Menschenhandel betrieben. Diese Entwicklung hätten er und seine Freunde schon in den frühen Nullerjahren beobachtet. Seine Cousine sei 14-jährig von einer Gruppe solcher Leute erst mit Drogen gefügig gemacht und dann vergewaltigt worden. Die Behörden hätten nichts unternommen. Im Gegenteil. Wer sich zu laut beschwerte, bekam von ihnen Ärger. 

Robinson wurde lange Zeit von den Medien verteufelt. Selbst „Mr. Brexit“ Nigel Farage und seine Reform UK-Partei, die britische Entsprechung der AfD, hält bis heute strenge Distanz zu ihm. Nun aber bekam der von vielen Ausgestoßene dieses lange Interview mit „Triggernometry“ gewährt. Zwei Stunden und 40 Minuten lang. Zusätzlich produzierten die beiden Podcaster ein mehr als einstündiges Gespräch miteinander über dieses Interview, das ebenfalls auf Youtube zu sehen ist. Sie sagen darin, dass Robinson im Interview ihre Meinung über ihn und über das Problem illegaler Einwanderung verändert habe.

Schon fünf Tage nach Veröffentlichung hatte das Robinson-Interview 1,5 Millionen Klicks gesammelt. Am gestrigen Sonntag waren es mehr als 1,8 Millionen. Bereits knapp 22,000 Kommentare haben sich angehäuft. Das Interview wird Wellen schlagen. 

Gegen Ende des Gesprächs kommt die unvermeidbare Frage nach dem „Was tun?“ auf. Robinson sagt dazu wenig – im Zwiegespräch später räumen Kisin und Foster ein, dass dies nicht zwingend von einem Aktivisten zu erwarten ist, der die Probleme beleuchtet, die andere ignorieren wollen.  Im Interview selbst jedoch verweisen alle drei Gesprächspartner darauf, dass mehrere islamische Staaten den radikalen Islam nicht tolerieren: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Usbekistan werden genannt. Länder, die den Islam natürlich besser verstehen als der Westen. Was sie nicht erwähnen, ist etwas anderes, was diese Länder vom Westen unterscheidet. Nämlich, dass dort andere Sitten herrschen bezüglich der Menschenrechte und des Strafvollzugs. Robinson betont, die radikalen Islamisten verstehen nur die Sprache der Stärke. Zeichen der Schwäche würden sie sofort ausnutzen.

Das sind nur ein paar Streiflichter aus dem langen Interview. Ich verlinke es unten beim Zeitstempel von etwa 100 Minuten, da die letzten 60 Minuten meiner Ansicht nach die wichtigsten sind. Ich verlinke auch das Zwiegespräch zwischen Kisin und Foster, und zwar beim Zeitstempel von etwa einer halben Stunde, denn erst ab dem Punkt fangen die beiden an, intensiv über das Interview selbst zu sprechen.

Für mich als Beobachter und Einwohner fügt sich dieses Interview und Zwiegespräch in ein Gesamtbild der politischen Entwicklung in Großbritannien ein. Es fühlt sich an, als sei das Land im Prozess einer Art politischen Aggregatzustandsveränderung. Noch vor wenigen Wochen wäre das massenhafte Zeigen und Hissen der rotweißen England-Flagge außerhalb eines Sportereignisses undenkbar gewesen. Während ich diesen Text verfasse, finde ich ein aktuelles Video, in dem zu sehen ist, wie Anwohner die Zufahrt zu einem Hotel blockieren und somit die Lieferung von Lebensmitteln für die dort untergebrachten Asylbewerber verhindern. Die gerufene Polizei, drei Mann stark, muss unverrichteter Dinge abziehen. Proteste gegen sogenannte „Migrantenhotels“ haben sich in den vergangenen Wochen im ganzen Land ausgebreitet und intensiviert. 

Die Regierung ist, nicht nur im Hinblick auf die Migrationsdebatte, in einer denkbar schwachen Position. Jeder weiß, dass der ehemalige Labour-Premier Tony Blair (1997–2007) die Massenimmigration vor einem Vierteljahrhundert lostrat. Jeder weiß, dass die Konservativen in ihrer jüngsten Regierungszeit (2010–2024) nichts dagegen unternahmen. In den neuesten Umfragen liegt Farages Reform UK stabil vorn. Die jetzige Labour-Regierung hat zwar eine satte Mehrheit im Parlament. Aber kürzlich zeigte sich, wie hohl diese Mehrheit ist. Als die Regierung Sozialleistungen kürzen wollte, verweigerte sich eine hinreichende Zahl der eigenen Fußtruppen im Unterhaus. Infolgedessen werden demnächst Steuern erhöht und mehr Schulden gemacht werden müssen.

In der aktuellen Migrationsdebatte sitzt Labour zwischen zwei Stühlen. Sie will die weiße Arbeiterklasse zurückgewinnen, gleichzeitig aber nicht ihren links-woken Flügel und ihre neuen moslemischen Stammwähler vergraulen. Ihre derzeitige satte Mehrheit übertüncht, dass viele Parlamentarier in einer sehr prekären Situation sind. Aufgrund des relativen Mehrheitswahlrechts – die Entsprechung der Erststimme (und nur diese) für den Bundestag – sitzen viele Parlamentarier, weit mehr als in der Vergangenheit, auf hauchdünnen Wahlkreismehrheiten, wie eine von der Parlamentsbibliothek veröffentlichte Analyse zeigt (siehe Link unten).       

Es scheint derzeit, dass sich Labour für ein deutliches Entgegenkommen hin zu den Anti-Migrationsprotestlern entscheiden wird. Es mehren sich Stimmen in der Partei, die dieses fordern. Sogar David Blunkett, der unter Blair Innenminister war, schlug vergangene Woche vor, die Regierung sollte die Mitgliedschaft im Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte „aussetzen“, tausende abgelehnte Asylbewerber „ausweisen“ und so die Migrationskrise „in den Griff“ bekommen. Das sind Worte, die genau so von Nigel Farage stammen könnten.

Kein Zweifel, die Proteste in Großbritannien sorgen dafür, dass die Migrationsdebatte hier vom Kopf auf die Füße gestellt wird. Mit anderen Worten: Es findet hier derzeit tatsächlich so etwas wie eine Revolution statt. Am 13. September wird es spannend. Robinson organisiert an diesem Tag eine Großdemonstration in London. Unter dem Motto „Unite the Kingdom“ soll für Meinungsfreiheit demonstriert werden. Er erhofft eine Million Teilnehmer, und lässt sein Publikum wissen, wie die Demonstration friedlich bleiben kann, was ihm höchst wichtig zu sein scheint, siehe Link unten. 

Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Entwicklung auf die Politik auch im Rest Europas auswirkt.

Quellen:

Triggernometry Interview mit Tommy Robinson (Zeitstempel: Eine Stunde und 42 Minuten, Youtube)

Konstantin Kisin und Francis Foster (Triggernometry) sprechen über ihr Interview mit Tommy Robinson (Zeitstempel: 31 Minuten, Youtube)

Operation Raise the Colours (Landeur, Youtube)

Polizei machtlos gegen Blockade eines Migrantenhotels (Preston Journalist, Youtube)

2024 general election (Marginality; House of Commons Library)

Tommy Robinson wirbt für Großdemonstration in London am 13. September (Youtube)


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