17. November 2025 16:00

Medienkritik Ein Wachturm der internationalen Brandmauer fällt

BBC-Skandal und der Wandel der Finanzoligarchie

von Robert Grözinger drucken

Wachturm einer vorangegangenen, außer Dienst gestellten Brandmauer: Zurechtstutzung eröffnet Freiheitschancen
Bildquelle: KI-generiert (Chat-GPT) Wachturm einer vorangegangenen, außer Dienst gestellten Brandmauer: Zurechtstutzung eröffnet Freiheitschancen

Ein Wachturm der internationalen Brandmauer fällt. Wir können von einem Ende des Mythos neutraler Medien sprechen. Aber das ist nur ein Nebenprodukt eines Wandels in der Strategie der globalistischen Finanzoligarchie. Der Wokismus wird geopfert, um das Projekt „Weltherrschaft“ vor dem Populismus zu retten.

Theorie vom Ruheraum für die Finanzoligarchie

Vor wenigen Monaten stellte der Direktor der Libertarian Alliance des Vereinigten Königreichs, Alan Bickley, eine interessante Theorie auf: Die aus der Londoner City operierende Finanzoligarchie nutze Großbritannien spätestens seit dem Fall der Berliner Mauer als Basis für ihre globale „Rentenextraktion“ – böse Zungen würden sagen: für ihre globalen Ausbeutungszüge. Um Ruhe im eigenen Lebensraum zu bewahren, brauche diese Finanzoligarchie eine gespaltene, geschwächte und demoralisierte Bevölkerung. Eine unauslöschliche Schuldgefühle erzeugende Klimareligion, überall vermuteter „systemischer Rassismus“, „toxische Männlichkeit“ und was sonst noch als woker Wahn herumwabert, waren die für diesen Zweck genutzten Propagandainhalte. Verbreitet wurden diese Botschaften offen oder unterschwellig über Schulen, Universitäten und natürlich die alten Medien. Gegenpropaganda in den neuen Medien wurde überschattet. Führend unter den alten Medien ist natürlich jene Institution, die mehr als alle anderen offiziell der Neutralität verpflichtet ist und bis vor wenigen Tagen noch von diesem Nimbus lebte. Gemeint ist der zwangsgebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk, in Großbritannien also die „British Broadcasting Corporation“, die BBC.

Der BBC-Skandal

Bickleys „Ruheraumtheorie“ passt auf den ganzen Westen. Dazu gleich noch mehr. Zunächst aber ein Wort zur aktuellen Entwicklung bei der BBC. Die nämlich bestätigt die Theorie des britischen Libertären. Zur Erinnerung: Vergangene Woche wurde ein interner Prüfbericht durchgestochen, den die BBC-Führung ignorieren wollte, in dem nachgewiesen wurde, dass der Sender in unzähligen Veröffentlichungen alles andere als neutral ist, sondern eine deutliche linke Schlagseite aufweist. Für die meisten aufgewachten Leute ist das nichts Neues. Es wäre ein eigenes Thema wert, über das Ende des Mythos neutraler Medien zu schreiben. Auffällig und neu am gegenwärtigen Skandal ist erstens, dass der Bericht keine Ausrede im Sinne von „böser Verschwörungstheorie“ zulässt. Die Belege sind hieb- und stichfest. Und zweitens, dass die Veröffentlichung von einem anderen Altmedium durchgeführt wurde, nämlich der nominell konservativen Tageszeitung „Telegraph“. Auch dazu gleich mehr.

Der öffentlichkeitswirksamste Teil des Skandals betrifft eine Darstellung des US-Präsidenten. Seine Rede am 6. Januar 2021 wurde in mindestens zwei verschiedenen Sendungen der BBC so unzulässig und ohne entsprechende Hinweise zusammengeschnitten, dass der Betrachter den Eindruck haben musste, Donald Trump hätte seine Unterstützer direkt und unmissverständlich zur Anwendung von Gewalt gegen den demokratisch gewählten Kongress aufgerufen. Nun hat der Sender eine milliardenschwere Klagedrohung am Hals. Der potenzielle Kläger ist nicht bekannt dafür, sich mit Brosamen abspeisen zu lassen. Obwohl, nebenbei: Trump hat hier aus verschiedenen Gründen wenig Aussicht auf juristischen Erfolg. Aber er hat als Präsident andere Möglichkeiten, der BBC das Leben zumindest in den USA schwer zu machen. Ich erwarte, dass die Sache außergerichtlich beigelegt wird.

Dasselbe Dossier offenbarte viele andere Fälle offener, „linker“ Einseitigkeit, insbesondere in den Bereichen Klimawandel und Trans. Auffällig: Beides sind Bereiche, die in letzter Zeit ohnehin wieder etwas kritisiert werden dürfen, ohne dass man sofort in den Orkus geworfen wird, siehe die Entscheidung des obersten Gerichtshofs Großbritanniens im vergangenen Jahr, dass „Frau“ im juristischen Sinn „biologische Frau“ bedeutet, und vor wenigen Wochen die 180-Grad-Wende eines gewissen impfaffinen Softwareunternehmers in Sachen Klimahysterie. Ein spezieller Fall ist die arabischsprachige Sparte der BBC, in der während der Gazakrise mehrfach antisemitische Aussagen unwidersprochen verbreitet wurden. Ironischer Schlusspunkt: Der Sender hat einen eigenen Faktenchecker, genannt „BBC Verify“, der kürzlich selber eine Reportage über angeblich rassistische Kfz-Versicherungen herstellte, die er aber kurz darauf komplett zurückziehen musste.

Kontrollierte Sprengung eines Wachturms der globalen Brandmauer

Was wir hier sehen, ist das Zerbröckeln eines zentralen Wachturms der globalen Brandmauer gegen den antiglobalistischen, antiwokistischen Populismus. Bevor wir aber alle zum Hammer greifen und wieder enthusiastische Mauerspechte werden, sei Folgendes bedacht: Allem Anschein nach handelt es sich um eine kontrollierte Sprengung, ausgehend von der eigenen, globalistischen Seite. Diese opfert den nicht länger haltbaren Wokismus, um den Globalismus zu retten. Um das zu verstehen, müssen wir genauer hinschauen, wie es zur Anprangerung der BBC kam. Und damit kommen wir zurück zum nominell konservativen „Telegraph“.

Der Konservativismus dieser altehrwürdigen und anspruchsvollen Postille beschränkt sich darauf, angesichts des täglichen Wahnsinns „so geht das aber nicht“ zu murren, dann aber darüber zu schweigen, was denn stattdessen zu tun sei. Das ist selbstverständlich eine grobe Vereinfachung und tut vielleicht dem einen oder anderen „Telegraph“-Journalisten unrecht. Aber tendenziell stimmt es. Daher ist es mehr als ein wenig verdächtig, wenn diese handzahme Scheinoppositionsgazette plötzlich scharf gegen die BBC schießt. Also gegen das trotz unleugbarem – aber dennoch geleugnetem – Linksdrall große Aushängeschild globaler medialer Vertrauenswürdigkeit. Gegen eine weltweit bekannte britische Institution, die in Sachen Bekanntheit und Beliebtheit unmittelbar hinter der königlichen Familie rangiert. Diese Institution ist der Finanzoligarchie viel zu wertvoll, um zerstört zu werden. Hier sind keine Bilderstürmer am Werk, sondern fein ziselierende Gehirnchirurgen. Die, so vernimmt man, sich demnächst auch ARD und ZDF vorknöpfen werden.

Wokismus wird dem Ziel der Weltherrschaft geopfert

Um das zu erkennen, hilft die oben skizzierte Ruheraumtheorie Bickleys. Demnach hatte die Finanzoligarchie nach dem Fall der Sowjetunion den Plan, eine globale, unangreifbare Herrschaft zu errichten. Am vergangenen Samstag schrieb Bickley wieder einmal darüber, diesmal im Zusammenhang mit der Unfähigkeit der britischen Regierung, einen funktionierenden Haushalt zusammenzuschustern. Seine Überlegungen dort passen aber auch zum gegenwärtigen BBC-Skandal. Bickley zufolge ging der Plan der Finanzoligarchie nach dem Kalten Krieg davon aus, „dass 1990 das Ende der Geschichte gekommen sei. Die Chinesen würden weiterhin gehorsame Kulis bleiben. Die Russen würden eine betrunkene Parodie der Weimarer Republik bleiben. Großbritannien könnte ausgehöhlt und in eine Dienstleistungskolonie verwandelt werden: niedrige Qualifikationen, wenig Industrie, viel Überwachung, eine Bevölkerung, die zu gespalten ist, um Widerstand zu leisten oder der herrschenden Klasse Probleme zu bereiten. Lange Zeit schien dies machbar zu sein.“

Doch die Zeiten haben sich geändert. Bickley weiter: „Russland hat sich erhoben. China ist zur Werkstatt der Welt geworden. Amerika entdeckt den Protektionismus wieder. Die Welt belohnt nicht mehr diejenigen Länder, die Industrie durch NGOs und Callcenter ersetzt haben. Großbritannien ist von einer ‚kleinen Großmacht‘ zu einer ‚gespensterhaften Erinnerung seiner selbst‘ geworden.“

Die daraus entstehenden Turbulenzen unter der Bevölkerung – man denke an die gewaltsamen Proteste gegen den Mord an drei kleinen Mädchen in Southport im Sommer letzten Jahres oder an das massenhafte Hissen der rotweißen englischen Flagge überall im Sommer dieses Jahres als Protest gegen unkontrollierte illegale Einwanderung – gefährden den Ruheraum der Finanzoligarchie, so Bickley. „Daher“, so der britische Libertäre, „hat sich die sekundäre Agenda der herrschenden Klasse geändert. Nachdem sie dreißig Jahre lang die Bevölkerung atomisiert und in den Bankrott getrieben hat, benötigt sie nun ein Land, das ausreichend wiederhergestellt ist“, um als angemessener Gastgeber für die Oligarchen zu dienen. Er vergleicht diese Maßnahme mit der „Aufräumaktion“ des römischen Kaisers Augustus, welche „nach Jahrzehnten des Verfalls es der Elite ermöglichte, bequem zu regieren.“

Aufgeräumt, so kann man feststellen, wird jetzt mit dem Wokismus, jenem Geisteszustand, der aus dem Nervenzusammenbruch entwuchs, der sich nach dem Scheitern des Betonsozialismus auf der linken Seite des politischen Spektrums manifestierte. Aufgeräumt wird also mit der institutionalisierten Realitäts- und Diskussionsverweigerung. Der Globalismus jedoch – genauer gesagt, der sich globalisierende militärisch-industrielle, digitale Kontroll- und Überwachungskomplex – soll bleiben. Das scheint die Strategie der Oligarchen im ganzen Westen zu sein. Zum Beispiel in den USA, wo mit Trans, Scheinantirassismus und sonstigem Wokismus aufgeräumt wird, nicht aber mit dem Imperialismus und der Kriegspropaganda. Trump ist mit „America first"-Sprüchen in den Wahlkampf gegangen, hat aber dann den Schuss gehört, der sein Ohr streifte.

Finanzoligarchie will AfD auf pro-Ukraine-Kurs bringen

In dieses Erklärungsmuster passt auch der aktuelle AfD-interne Streit über den Umgang mit Russland und der Ukraine bei gleichzeitigen, vorsichtigen Lockerungsübungen seitens der CDU im Hinblick auf die „Brandmauer“. Der Umgang des deutschen Establishments mit der größten Oppositionspartei ist nur noch absurd und keinem „homo sapiens“ würdig. Aber: Allen Beobachtern fällt auf, dass jetzt die Nazikeule begraben wurde und nun stattdessen die Putinkeule geschwenkt wird. Das bedeutet, im Hinblick auf Bickleys Ruheraumtheorie: Die Oligarchen – denen gegenüber auch das deutsche Establishment rechenschaftspflichtig ist – verstehen den Populismus auch in Deutschland als ernstzunehmende Kraft und wollen ihn, bevor er die Macht übernimmt, in ihm genehme Bahnen lenken. Wir dürfen also davon ausgehen, dass, sobald die AfD auf pro-Ukraine-Kurs gebracht ist, die Brandmauer fällt. Die Oligarchen haben den Wunsch, sich Russland unter den Nagel zu reißen, noch nicht aufgegeben. Dass Teile der deutschen Antifa nun vom großen Bruder als Terrororganisation eingestuft werden, dürften die Blauen als wohlwollende, ermutigende Vorleistung verstehen.

Wird die AfD dieser Versuchung widerstehen können? Ich schätze, ihr ist eine unausgesprochene Frist gegeben, sich zu entscheiden: bis zum nächsten Sommer, sagen wir Ende Juni. In gesichertem zeitlichen Abstand also zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 6. September. Dort steht die Partei in der jüngsten Umfrage bei 40 Prozent. Eine absolute Parlamentsmehrheit ist in greifbarer Nähe. Bis dahin wird die Finanzoligarchie die AfD auf den – vom Wokismus befreiten – militärisch-industriell-imperialistischen Globalismus eingenordet haben wollen. Wird sie das mit sich tun lassen? Wir werden sehen.

Unabhängig davon ist Bickley ob der aktuellen Entwicklung seitens der Finanzoligarchie vorsichtig optimistisch, denn er sieht sie als eine Art Frontbegradigung, als einen taktischen Rückzug der herrschenden Klasse von ihren totalitären Allmachtsphantasien. Insofern hat der Populismus bereits eine Chance für die Freiheit eröffnet. Ob wir sie nutzen, mahnt Bickley, hängt allein von uns ab.

Quellen:

Starmer’s Thermidor: The Blairite Restoration - The Libertarian Alliance

The Budget that Cannot Yet Be Written - The Libertarian Alliance


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