Umgang mit künstlicher Intelligenz: Matt Walsh warnt vor Live-Deepfakes und ihren Gefahren
Nach ersten ungemütlichen Erfahrungen ruft der amerikanische Podcaster gleich nach dem Staat
Der amerikanische Podcaster Matt Walsh hat viele Feinde. Vermutlich so viele wie der im September ermordete Charlie Kirk hatte. Walsh ist Autor und Hauptdarsteller des Dokumentarfilms „What is a Woman?“, in welchem er sich, wie einst Günter Wallraff bei der „Bild“-Zeitung, in ein politisch feindliches Milieu einschlich und bloßstellte. Im Fall Walshs war es das Milieu der Transgender-Ideologie, deren Widersprüchlichkeit, Denkfeindlichkeit und Wissenschaftsignoranz er im 2023 veröffentlichten Film entlarvte und somit zu ihrem Verfall beitrug.
Diese neue Gefahr macht Walsh uns bewusst
Dieser Tage macht uns Walsh auf eine neue Gefahr aufmerksam. Genau genommen ist die Gefahr nicht ganz neu. Theoretisch besprochen ist sie schon seit einigen Jahren: sogenannte Deepfakes. Also mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) hergestellte, täuschend echt aussehende Repräsentationen realer Personen oder Orte. Die Gefahr besteht darin, dass Personen Worte und Handlungen untergeschoben werden können, die peinlich, „politisch unkorrekt“ oder gar strafbar sind.
Das Neue, auf das Walsh uns aufmerksam macht, ist, dass die Technologie fast soweit ist, Livegespräche im Netz mit Deepfake-Personen zu ermöglichen. Von ihm selbst gebe es bereits einige Deepfakes im Internet, sagt er, und demonstriert es an einem Beispiel – siehe Links unten. Er spricht sogar mit einem dieser Avatare, den irgendjemand anderes ohne seine Genehmigung, sein Wissen oder Zutun hergestellt hat. Noch ist die Qualität sehr grobschlächtig. Noch handelt es sich nur um eine Stimme. Diese krächzt etwas und verfällt schnell in unverständliches Gebrabbel. Und gibt, wenn sie verständlich ist, Unwahres über seine Familie wieder. Und behauptet, der echte Walsh sei ein KI-Chatbot.
Doch wie lange dauert es noch, fragt uns und sich der echte Walsh, bis eine täuschend echte Live-Repräsentation möglich ist? Fünf Jahre? Oder nur zwei? Oder noch weniger? Wie schnell kann dann jemand in Konflikt mit den Behörden oder gar der Öffentlichkeit geraten, und wie viel Mühen wird es kosten, zu beweisen, dass das echte Selbst die inkriminierenden Äußerungen oder Taten nicht begangen hat? Wie schnell können dadurch jede Menge und Variationen von Betrügereien vorgenommen werden?
Was also tun?
Hier macht Walsh den Fehler, nach dem Staat und nur nach dem Staat zu rufen. Es müsse ein Gesetz dagegen geben. Das ist aus zwei Gründen falsch. Einem prinzipiellen und einem praktischen. Der prinzipielle Grund ist der, dass wir es uns abgewöhnen müssen, bei jeder neuen Herausforderung sofort zum Staat zu rennen. Wir haben schon jetzt genug schier unlösbare, staatlich verursachte Probleme am Hals. Außerdem gibt es doch sicherlich auch in Amerika schon Gesetze gegen das Vortäuschen einer anderen Person. Was soll der Staat da also noch gesetzlich anders machen? Hinzu kommt: Da die Täter irgendwo auf der Welt sein können, liefert der Konservative Walsh, vermutlich unbedacht, den Vorwand für ein weltweit gültiges Gesetz, das selbstverständlich eine globale Durchsetzungsbehörde benötigt. Eine, die schnell und entschlossen handeln kann, bevor sich die Täuschung in vielen Gehirnen als „Wahrheit“ festsetzt.
Der praktische Grund ist der, dass der Staat – weder ein nationaler noch ein internationaler – kaum geeignet ist, diesem Problem Herr zu werden. Bis der Staat sich dazu bequemt, ein Gesetz zu erlassen, ist die Technik bereits weiter. Bis der Staat sich bequemt, gegen ein solches Deepfake zu handeln, ist der Schaden bereits immens und oft unheilbar. Ganz abgesehen davon, dass auch dieses Gesetz dem Staat als Gelegenheit dienen wird, sich noch mehr Macht anzueignen und damit gegen Oppositionelle vorzugehen.
Welche Alternativen gibt es?
Was aber sonst tun, um das Schindluder einzuschränken, das mit einer realistischen Videorepräsentation der eigenen Person getrieben werden kann? In Sachen innere Sicherheit, Raub, Diebstahl, Betrug und so weiter gibt es zwei grundsätzliche Alternativen zum Staat: Selbstschutz und – wie Hans-Hermann Hoppe in seinem Buch „Demokratie – Der Gott, der keiner ist“ detailliert darstellt – Versicherungen. In diesem Fall ist Selbstschutz wohl nur für sehr wenige, technisch hochversierte Menschen möglich. Versicherungen hingegen können solche Menschen ausfindig machen, ihre fortlaufend nötige Fortbildung finanzieren und sie langfristig anstellen. Und ihr Können und Wissen für den großen Rest erschwinglich machen. Und sie, nebenbei, davon abhalten, auf die schiefe Bahn zu geraten.
Voraussetzung für eine zur Zufriedenheit aller funktionierende Versicherungsindustrie ist natürlich die Zurückhaltung des Staates. Also der Abbau von Regulierungen und die Abschaffung von Versicherungssteuern. Solange Versicherungen in einer freien Marktwirtschaft im Wettbewerb miteinander stehen, sind sie gezwungen, ihren Kunden das bestmögliche Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten. Dazu gehört im Fall von Live-Deepfakes, unverzüglich die Quelle ausfindig zu machen, eine Löschung und Unterlassung zu erzwingen und nötigenfalls den Täter zu verklagen.
Im gegenwärtigen Umfeld ist das, wenn überhaupt technisch möglich, nur für die Reichsten leistbar. Wäre der Staat auf, sagen wir, zehn Prozent der Wirtschaftsleistung begrenzt (und hielte nicht mindestens 40 Prozent in seinen Bann), würden sich folgende Änderungen ergeben: Fast jeder, der durch Live-Deepfakes etwas zu verlieren hätte, könnte und würde sich eine solche Versicherung leisten. Die Gründe: Erstens wären Steuern niedriger, somit das verfügbare Realeinkommen deutlich höher. Zweitens wären, ebenfalls aufgrund der niedrigen Steuern sowie der nicht mehr vorhandenen Regulierungen, Produktionskosten niedriger. Drittens wären, aufgrund ausbleibender staatlicher Interventionen, Innovationen schneller auf dem Markt.
Einerseits ist es erstaunlich, wie jemand wie Walsh, der genau weiß, wie der Staat die Probleme heranzüchtet, die er selbst diskutiert und entlarvt hat und täglich diskutiert und entlarvt, dennoch nach dem Staat ruft, wenn eine neue Bedrohung auftaucht. Andererseits ist es verständlich, gerade nach dem Attentat auf Kirk und die weitverbreitete, öffentlich abgefeierte Häme darüber, dass jemand wie Walsh, der sich der Öffentlichkeit stellt, einen schnellen Schutz möchte. Als Konservativer vertraut er wohl eher dem Markt als ein Linker. Aber er glaubt auch nicht, dass der Staat eine staatsfreie Schutzstruktur zulassen wird. Solange wir diesen Teufelskreis des Unglaubens an staatsfreie Lösungen nicht durchbrechen, solange wird der Staat immer mächtiger und die Gesellschaft immer zerfaserter, chaotisch und gewalttätig.
Quellen:
AI Made My Life A Nightmare. Now It’s Coming for Yours.
This Should Be Illegal: My Conversation With A Matt Walsh Chat Bot
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