04. Oktober 2025 16:00

Künstliche Intelligenz Der Halluzinator

Der Killervirus des digitalen Zeitalters

von Paul Siegenthal drucken

Menschen wollen menschliche Aufmerksamkeit und keine Chatbots.
Bildquelle: Paul Siegenthal Menschen wollen menschliche Aufmerksamkeit und keine Chatbots.

Im vorletzten Artikel habe ich den „Killervirus der Demokratie“ beschrieben: die Fraternité. Der Beweis sollte letzten Sonntag folgen. Die Stadtzürcher gönnten sich ein stark verbilligtes ÖV-Abo für alle Bewohner. Der Schweizer Stimmbürger ist auf Schnäppchenjagd. 

So wie die Demokratie ihren inhärenten Killervirus hat, so hat auch das digitale Zeitalter seinen.

Der Halluzinator

Das menschliche Gehirn extrapoliert Entwicklungen weit über die Physik hinaus. Verantwortlich dafür ist das „Hyperactive Agency Detection Device“ (HADD), der KI-Prozessor des Hirns. Er versetzt uns in die Lage, Szenarien jenseits des Wahrnehmbaren vorzustellen. Dank ihm nehmen wir uns vor Raubtieren in Acht, die wir noch gar nicht gesehen haben. Dieser KI-Prozessor ist jedoch hyperaktiv und liefert weit mehr mögliche Szenarien, als objektiv möglich sind. Intelligenz, Bildung und Erfahrung können diesen „Halluzinator“ kognitiv im Zaum halten. Sie sortieren die unwahrscheinlichsten Vorstellungen von den wahrscheinlichen aus. 

Die Medien füttern den Halluzinator fortlaufend mit Nachrichten, die unsere Empfindungen beeinflussen. Sie bedrücken uns oder lassen uns hoffen. Sind die Informationen von der Kathedrale einseitig vorselektiert, entsteht ein Bias. Beispiele hierfür sind der Klimawandel, Schuldgefühle, Hass auf einzelne Gruppen und so weiter. 

Die Künstliche Intelligenz (KI) ist die jüngste Sau, die durch das Dorf gejagt wird. Sie soll so mächtig sein, dass sie gar Gott ersetzen kann. Doch so einfach lässt sich der Allmächtige nicht vom Acker jagen. Er hat vorgesorgt.

Homo Socialis

Das Internet hat neue Formen der sozialen Interaktion ermöglicht, mit denen unser Primatenhirn nicht zurechtkommt. Obwohl wir angeblich mehr denn je miteinander verbunden sind, fühlen sich viele Menschen einsam und hungern nach echter positiver menschlicher Aufmerksamkeit. Die meisten Menschen gehören nicht mehr zu „Stämmen“ oder „Gruppen“, in denen der Einzelne geschätzt wird, wie es bei unseren Vorfahren seit Jahrtausenden der Fall war. Selbst die Familie wurde durch die Linke faktisch zerstört. Wer sie als Kern der Gesellschaft bezeichnet, dem wird schnell der Titel des „patriarchalen Faschos“ angehängt. 

Heute holt sich der Mensch seine Aufmerksamkeit auf dem globalisierten Markt der sozialen Medien. Statt Kinder haben Frauen heute das Handy in der Hand. Ohne dieses Gadget werden sie unsicher, nervös oder gar ängstlich. Nimmt die gewünschte Aufmerksamkeit ab, führt das zu Depressionen. Noch nie litten junge Frauen so sehr unter dieser Krankheit wie heute. 

Als soziale Wesen verlangen Menschen nach „menschlicher“ Aufmerksamkeit und nicht nach Chatbots. Intelligenz, Bildung und Erfahrung sind die intrinsischen Faktoren, mit denen wir den „Halluzinator“ unter Kontrolle halten. Die soziale Einbindung ist der extrinsische Faktor. Versagen diese Mechanismen, „drehen wir durch“.

Die Lösung ist 3.500 Jahre alt

Als Mose nicht rechtzeitig vom Berg Sinai zurückkam, beschlossen Teile seines Volks, einen Ersatz-Mose zu erschaffen und anzubeten: das goldige Kalb. Es waren nicht die Leviten, sondern die vielen Ägypter, die es erschufen. Sie hatten sich dem Tross angeschlossen. Auch sie sahen im Exodus die letzte Lösung, nachdem ihre Pharaonen das Land abgewirtschaftet hatten. 

Als Mose das Treiben seines Volkes sah, wurde er zornig und warf die Tafeln mit den Zehn Geboten auf den Boden. Das Volk erkannte, dass es Unrecht getan hatte, und Gott vergab ihm. Er sagte jedoch, dass nicht er, sondern ein Engel sie ins Gelobte Land führen werde. Daraufhin ging Mose erneut zu Gott und bat ihn, dies weiterhin selbst zu tun. Gott verließ das Volk nicht, er tat es. 

Diese uralte Geschichte erklärt, wie der Irrglaube entstand, wie die Menschen versuchten, das Problem zu lösen, wie sie erkannten, dass sie sich verlaufen hatten, und wie sie auf den richtigen Weg zurückfanden. Sie ist eine Offenbarung. 

Wäre die Künstliche Intelligenz dazu in der Lage? Niemals, sie ist eine Maschine, ein weiterer Götzenkult. Sie gibt uns Menschen weder Halt, Gewissheit noch Kraft.


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