05. Oktober 2025 06:00

Technokratie Der schleichende Weg zur globalen Kontrolle

Ein Angriff auf die Freiheit

von Antony P. Mueller drucken

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Bildquelle: carlos castilla / Shutterstock Transhumanismus: Der Traum von der „Optimierung“ des Menschen

Die Technokratie ist mehr als eine historische Fußnote – sie ist eine Ideologie, die die individuelle Freiheit bedroht. Geboren in den USA der 1930er Jahre, versprach sie eine Welt, in der Wissenschaftler und Ingenieure die Gesellschaft wie eine Maschine optimieren. Doch hinter dem Versprechen von Effizienz und Wohlstand verbirgt sich ein System, das zentrale Kontrolle, Überwachung und die Abschaffung persönlicher Autonomie zum Ziel hat. Für Libertäre ist die Technokratie der Gegensatz zu allem, wofür sie stehen: Eigenverantwortung, freie Märkte und ein Staat, der sich auf das Nötigste beschränkt.

Die technokratische Bewegung entstand in den USA während der Großen Depression. 1932 gründete Howard Scott Technocracy Inc., eine Organisation, die ein radikales Umdenken der Gesellschaft forderte. Inspiriert vom Progressivismus des frühen 20. Jahrhunderts und den Ideen des „wissenschaftlichen Managements“, wollten die Technokraten die Unternehmer durch Experten ersetzen. Ihr Ziel war ein neues Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das auf wissenschaftlicher Planung basiert. Statt Geld sollte ein Energiesystem die Verteilung von Gütern regeln: Jeder Bürger würde ein lebenslanges „Energiezertifikat“ erhalten, das seinen Zugang zu Ressourcen kontrolliert. Dieses Zertifikat wäre nicht übertragbar und man sollte es nicht sparen können, womit jede Form von privatem Vermögensaufbau unmöglich sei. Das Technokratische Manifest von 1933 formulierte fünf Hauptziele:

Erstens: Ein neues Wirtschafts- und Gesellschaftssystem unter Expertenherrschaft

Zweitens: Die Abschaffung des Geldsystems zugunsten eines Energie-Buchhaltungssystems

Drittens: Die Förderung neuer Technologien zur Lösung von Umwelt- und Ressourcenproblemen

Viertens: Die Beseitigung von Armut und Arbeitslosigkeit durch Effizienzsteigerung

Fünftens: Der Ausbau wissenschaftlich-technischer Bildung

Diese Ziele klingen zunächst fortschrittlich, doch sie bergen eine dunkle Kehrseite: Sie setzen auf zentrale Planung und opfern individuelle Freiheit für vermeintliche Effizienz. Für Libertäre ist dies ein Albtraum – ein System, das den freien Markt zerstört und den Einzelnen zu einem Rädchen in einer bürokratischen Maschine degradiert.

Während die Technokratie als eigene Bewegung in den 1940er Jahren an Bedeutung verlor, sickerten ihre Ideen in die Politik ein. In den USA beeinflusste sie Roosevelts New Deal, eine Reihe von staatlichen Programmen, die zentrale Planung und Regulierung in den Vordergrund stellten. In Deutschland fanden technokratische Ansätze während der NS-Zeit Anwendung in der Rüstungsindustrie, Medizin und Propaganda – ein düsteres Beispiel für die Gefahren, wenn Expertenherrschaft mit autoritärer Kontrolle kombiniert wird.

Nach dem Zweiten Weltkrieg globalisierte sich die Technokratie. Die Gründung der Vereinten Nationen (Uno) 1945, der Bilderberg-Gruppe 1954, des Club of Rome 1968, des Weltwirtschaftsforums (WEF) 1971 und der Trilateralen Kommission 1973 markierte den Aufstieg technokratischer Netzwerke. Diese Organisationen – von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die Weltbank (IBRD) bis zur Welthandelsorganisation (WTO) – sind heute in nahezu jeden Aspekt der Weltwirtschaft verwickelt. Sie agieren ohne demokratische Kontrolle und setzen auf Experten, die Entscheidungen über Finanzen, Handel, Energie, Gesundheit und Ernährung treffen. Die WHO kann Pandemien ausrufen und weltweite Maßnahmen auslösen; die UN-Organisation FAO steuert die globale Ernährungspolitik; die ITU der Vereinten Nationen reguliert die Telekommunikation und digitalen Technologien. Diese Institutionen sind die sichtbaren Vertreter einer weltumspannenden Technokratie, die zum Teil über den nationalen Regierungen steht und zunehmend Freiheit und Selbstbestimmung untergräbt.

In den 1970er Jahren fand die Technokratie ein neues Einfallstor: den Ökologismus. Der Club of Rome veröffentlichte 1972 seinen Bericht „Die Grenzen des Wachstums“, der vor Ressourcenknappheit und Umweltzerstörung warnte. Obwohl die Prognosen des Berichts sich durchwegs als falsch herausstellten, schuf er die Grundlage für die globale Umweltbewegung. In Deutschland wurde der Ökologismus mit der Gründung der Partei Die Grünen 1979 politisch etabliert. Heute ist „Nachhaltigkeit“ ein Schlagwort, das von Regierungen, NGOs und Konzernen gleichermaßen genutzt wird, um Eingriffe in die Wirtschaft und das Leben der Bürger zu rechtfertigen. Die Vereinten Nationen übernahmen die Führung in der globalen Umweltpolitik. 1983 legte die Brundtland-Kommission der Uno mit ihrem Bericht „Our Common Future“ die Grundlage für die Agenda 21 und später die Agenda 2030. Der Leitbegriff „Nachhaltigkeit“ fordert, dass wirtschaftliche Entwicklung nur in Verbindung mit Umweltschutz stattfinden darf – unter globaler Steuerung. Die Uno-Konferenz in Rio de Janeiro 1992, bekannt als der „Erdgipfel“, führte zur Agenda 21, einem 300-seitigen Dokument, das als Blaupause für nachhaltige Entwicklung dient. Die daraus resultierende Rio-Erklärung und spätere Abkommen wie das Kyoto-Protokoll (1997) und das Pariser Abkommen (2015) haben die globale Klimapolitik geprägt. Heute wird über CO2-Konten für Bürger diskutiert, die jeden Einkauf und jede Aktivität überwachen sollen. Überschreitet jemand sein CO2-Limit, müsste er zusätzliche „Punkte“ kaufen. Dieses Konzept ist kein Zukunftsroman, sondern eine moderne Variante der Energiezertifikate von Technocracy Inc. Es zielt auf totale Kontrolle ab: Jeder Aspekt des Lebens – von der Mobilität bis zur Ernährung – würde durch ein zentrales System reguliert. Für alle, denen der Erhalt der Freiheit am Herzen liegt, ist dies nicht nur ein direkter Angriff auf die Menschenwürde, sondern auch auf den Wohlstand, da das technokratische Programm es vorsieht, den Marktmechanismus durch staatliche Vorgaben zu ersetzen.

Die Technokratie beschränkt sich nicht auf Wirtschaft und Gesellschaft. Der Transhumanismus, eine ihrer radikalsten Ausprägungen, zielt auf den Menschen selbst ab. Angeführt von Figuren wie Julian Huxley, dem ersten Generaldirektor der Unesco, will der Transhumanismus die menschliche Natur durch Technologie „verbessern“. Huxley, ein Verfechter der Eugenik, prägte den Begriff „Transhumanismus“, um die Idee einer wissenschaftlich gesteuerten Evolution zu beschreiben. Sein Ziel war eine „neue Art des Daseins“, in der der Mensch seine Grenzen überwindet – durch Künstliche Intelligenz, genetische Manipulation und digitale Vernetzung. Das „Transhumanist Manifesto“ von 1983 formulierte die Vision eines „Übermenschen“: unsterblich, allwissend und technologisch optimiert. Dieser Vision kommt man rasant schnell näher. Künstliche Intelligenz ist Teil des Alltags, von Sprachassistenten bis zu Überwachungssystemen. Doch die Kehrseite ist alarmierend: Kleine Eliten könnten diese Technologien nutzen, um die Menschheit zu kontrollieren. Digitale Zentralbankwährungen (CBDCs), die mit CO2-Konten verknüpft werden könnten, sind ein weiterer Schritt in diese Richtung. Sie ermöglichen es den technokratischen Herrschern, den Geldfluss jedes Einzelnen zu überwachen und zu steuern – ein Werkzeug, das jede finanzielle Freiheit auslöschen könnte.

Die Technokratie ist zu einer existenziellen Bedrohung geworden. Sie ersetzt individuelle Entscheidungen durch zentrale Planung, freie Märkte durch bürokratische Vorgaben und persönliche Verantwortung durch staatliche Kontrolle. Die Ausweitung der Exekutive – Gesetze werden durch Verordnungen ersetzt, Parlamente umgangen – untergräbt die Demokratie. Institutionen wie die Europäische Zentralbank, die amerikanische Notenbank oder die Weltgesundheitsorganisation agieren ohne Rechenschaftspflicht gegenüber den Bürgern. Bezeichnend ist die Entwicklung der europäischen Einigung. Ausgehend von der Leitidee, nach den Katastrophen der beiden Weltkriege Frieden und Wohlstand in Europa zu schaffen, hat sich die EU zunehmend in ein technokratisches Monster verwandelt. Lobbygruppen und Beratungsfirmen, die in Brüssel und Berlin Milliardenumsätze generieren, bilden ein Schattennetzwerk, das die Politik lenkt. Die Verbindung von Technokratie und Ökologismus führt zu einer beispiellosen Machtkonzentration. Schlagworte wie „Klimawandel“, „Nachhaltigkeit“ oder „Smart Cities“ werden genutzt, um Eingriffe in das Leben der Bürger zu legitimieren. CO2-Konten, digitale Währungen und transhumanistische Visionen bedrohen die Souveränität des Individuums. Wenn der Staat jeden Aspekt des Lebens – von der Energiebilanz bis zur persönlichen Entwicklung – kontrolliert, bleibt von der Freiheit nur ein Schatten.

Technokratie verspricht Effizienz, Sicherheit und Wohlstand, doch der Preis ist untragbar: die Aufgabe der individuellen Freiheit. Nicht nur das: Je mehr Aktionsraum der Technokratie eingeräumt wird, desto weniger leistet sie ihre hauptsächlichen Versprechen des Wohlstandes und der Effizienz. Die Technokratie ist zu einer Gefahr geworden, indem sie die Grundlagen der Freiheit und des Wohlstandes aushebelt: Privateigentum und freie Märkte.  

Antony P. Mueller: „Technokratischer Totalitarismus. Anmerkungen zur Herrschaft der Feinde von Freiheit, Frieden und Wohlstand“ (2023)


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