Kriegswirtschaft und Freiheit: Kriegswirtschaft 2025: Wie Staaten im Namen der Sicherheit Freiheit und Wohlstand opfern
Eine kritische Analyse der Rückkehr militärischer Kontrolle in Wirtschaft und Gesellschaft
Kriegswirtschaft 2025: Wie Staaten im Namen der Sicherheit Freiheit und Wohlstand opfern
Unter dem Vorwand der „Sicherheit“ kehrt die Kriegswirtschaft zurück – schleichend, aber unaufhaltsam. Was als Schutzmaßnahme beginnt, endet in Kontrolle, Bürokratie und Wohlstandsverlust.
Nach dem Ende des Kalten Krieges glaubte man, die Geschichte wäre an ihr Ende gekommen. Der Sozialismus war gescheitert, die Märkte breiteten sich aus, und die Welt schien auf einen dauerhaften Frieden zuzusteuern. „Handel statt Waffen“ hieß die neue Devise. Drei Jahrzehnte später ist von diesem Optimismus wenig übrig. Weltweit steigen die Militärausgaben, Allianzen formieren sich neu, und Regierungen rufen erneut zur „Sicherheitspolitik“ auf – ein Euphemismus für das, was Ludwig von Mises bereits 1940 in seinem Buch „Nationalökonomie“ als Kriegswirtschaft bezeichnete: die Unterordnung des gesamten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens unter militärische Ziele.
Die Parallelen sind unübersehbar. Was einst ein Notregime war, das man nur im Ernstfall aktivierte, wird nun Schritt für Schritt zur Dauerordnung. Energiepolitik, Industriepolitik, Lieferketten, Arbeitsmarkt – alles wird „strategisch“ gedacht. Und immer öfter heißt das: zentralisiert, gelenkt, kontrolliert. Die alte Versuchung kehrt zurück – und sie trägt das bekannte falsche Versprechen: Sicherheit. Doch wie jede Generation neu lernen muss: Sicherheit, die auf Zwang beruht, ist keine Sicherheit, sondern nur eine Illusion.
Eine freie Wirtschaft ist mehr als nur Produktion und Konsum. Sie ist ein System freiwilliger Kooperation. Millionen von Menschen handeln täglich miteinander, weil sie alle voneinander profitieren. Diese Form des Zusammenwirkens ist friedlich, weil sie auf Tausch, nicht auf Zwang basiert. Die Kriegswirtschaft zerstört dieses Fundament. Sie ersetzt Kooperation durch Kommandostrukturen. Sie verwandelt Unternehmer in Befehlsempfänger, Arbeiter in Staatsdiener, Märkte in Planbüros. Preise, die sonst Informationen über Knappheit und Nachfrage transportieren, werden zu politischen Anweisungen degradiert. Unternehmerisches Denken braucht Freiheit, Risiko und Wettbewerb – keine Lenkung. Wenn der Staat vorgibt, was produziert und subventioniert wird, entstehen keine besseren Produkte, sondern politische Projekte.
Sobald der Staat beginnt zu bestimmen, was, wie und wofür produziert wird, wird Wirtschaft zu einem Werkzeug der Macht. Die Produktion richtet sich nicht mehr nach den Bedürfnissen der Menschen, sondern nach den Vorgaben der Regierung – oder nach dem, was sie für „notwendig“ erklärt. Das Ergebnis ist nicht Sicherheit, sondern Abhängigkeit: Abhängigkeit von Bürokratie, Etat und der Willkür politischer Macht. Mises nannte das „Kriegssozialismus“. Heute heißt es „strategische Industriepolitik“ oder „nationale Resilienz“. Doch der Mechanismus ist identisch: Zentralisierung, Kontrolle und die moralische Überhöhung staatlicher Eingriffe.
Der Übergang ist fließend. Erst werden Wirtschaftssektoren als „systemrelevant“ erklärt, dann Lieferketten als „strategisch kritisch“, schließlich sollen ganze Gesellschaften „wehrhaft“ sein. Am Ende ist die gesamte Bevölkerung Teil einer ständigen Mobilmachung – wirtschaftlich, ideologisch, psychologisch. Das hat drei Folgen: Erstens: Bürger werden funktionalisiert – als Steuerzahler, Arbeiter, Konsumenten im Dienst einer propagierten Agenda. Zweitens: Propaganda unterdrückt Aufklärung: Medien, Bildung und Kultur werden auf „Zusammenhalt“ eingeschworen. Kritik gilt als unsolidarisch. Drittens: Innovation wird bürokratisch gelenkt, um „sicherheitsrelevante“ Ziele zu bedienen. So entsteht ein Zustand, den Mises bereits zum Beginn des Zweiten Weltkriegs erkannte: Der Staat führt Krieg nicht nur mit Waffen, sondern mit der gesamten Gesellschaft.
Zum Gesamtbild gehört zentral auch der Protektionismus. In Zeiten der Unsicherheit klingt Autarkie verführerisch: „Wir müssen unabhängig werden.“ Doch diese Forderung, die heute in vielen westlichen Hauptstädten zum politischen Konsens geworden ist, ist ökonomisch ein Rückschritt. Autarkie ist eine gefährliche Illusion. Sie bedeutet, dass ein Land versucht, alles selbst zu produzieren – unabhängig vom Weltmarkt, unabhängig von „feindlichen“ Staaten. Doch dieser Versuch ist teuer und ineffizient. Wer auf internationale Arbeitsteilung verzichtet, verschwendet Ressourcen, mindert Qualität und senkt den Wohlstand.
Autarkie ist nicht nur wirtschaftlich unsinnig, sondern auch moralisch gefährlich. Sie nährt Nationalismus, fördert Misstrauen und untergräbt den Frieden. Handel verbindet Menschen – Autarkie trennt sie. Kriegswirtschaft zerstört die Marktwirtschaft.
Auch gesellschaftlich ist Kriegswirtschaft zerstörerisch. Sie zwingt Menschen, für ein Kollektiv zu funktionieren, dessen Ziele andere definieren. Sie ruiniert Wohlstand, mindert Lebensqualität und erzeugt Frustration. Eine Gesellschaft, die verarmt, verliert nicht nur ihre Kaufkraft, sondern auch ihre Moral.
Europa liefert derzeit ein Lehrbuchbeispiel. Der Bruch mit russischen Energielieferungen wurde „geopolitisch“ gerechtfertigt, doch die ökonomischen Folgen sind verheerend: höhere Preise, schwächere Industrie, Energiearmut. Der Versuch, sich „unabhängig“ zu machen, hat die Abhängigkeit nur verlagert – von Russland zu den USA und den Nahen Osten, von Gas zu Subventionen. Schon jetzt zeichnen sich deutlich die Folgen dieser Fehlentwicklung ab. Um die Wirtschaft noch einigermassen am Laufen zu halten, sind immer mehr Staatsausgaben notwendig. Die öffentliche Verschuldung steigt. Die Privatwirtschaft wird verdrängt.
Der Gang in die Kriegswirtschaft wird oft mit „Verteidigung“ gerechtfertigt. Man müsse „krisenfest“ werden, „wehrhaft“ und „robust“. Doch in Wahrheit schwächt diese Logik genau das, was sie zu schützen vorgibt. Wer den Frieden will, muss den Markt verteidigen. Wer Wohlstand will, muss den Staat begrenzen. Und wer Sicherheit will, darf niemals glauben, dass sie aus Kontrolle entsteht. Denn Kontrolle ist das Gegenteil von Freiheit – und ohne Freiheit gibt es nichts zu verteidigen.
Eine Welt, in der Menschen freiwillig miteinander handeln, hat kein Interesse daran, sich gegenseitig zu zerstören. Die Kriegswirtschaft hingegen lebt von Feindbildern. Sie braucht Misstrauen, um Eingriffe zu rechtfertigen. Sie braucht Angst, um Gehorsam zu erzwingen. Und sie braucht Opferbereitschaft, um das Unmögliche zu finanzieren. Doch das, was Politiker als „Sicherheitsinteresse“ verkaufen, ist in Wahrheit ein Angriff auf die Freiheit. Jeder zusätzliche Eingriff, jede neue Subvention, jedes neue „strategische“ Gesetz verschiebt die Machtbalance weiter – vom Bürger zum Staat. Die freie Marktwirtschaft ist deshalb nicht nur ein System des Wohlstands – sie ist ein System des Friedens. Sie ersetzt Gewalt durch Tausch, Planung durch Kooperation, Zwang durch Freiheit. In ihr gibt es keine Feinde, nur Handelspartner.
Wer heute aufmerksam hinsieht, erkennt, dass die Kriegswirtschaft längst begonnen hat – schleichend, aber systematisch. Wir erleben bereits die Militarisierung des Alltags. Regierungen sprechen von „Wirtschaftssouveränität“, meinen aber Subventionen und Protektionismus. Energiepolitik wird als „Klimaschutz“ etikettiert, dient jedoch der geopolitischen Kontrolle. Medien berichten im Kriegsmodus: Schwarz-Weiß, Freund oder Feind, Loyalität oder Verrat. Unternehmen werden in moralische Pflicht genommen, „staatstragend“ zu wirtschaften.
Die Kriegswirtschaft ist die ultimative Form dieses Selbstbetrugs. Sie verspricht Schutz, liefert aber Abhängigkeit. Sie ruft zur Einheit auf, produziert aber Gehorsam. Sie fordert Opfer, ohne Sieg zu garantieren. In Wahrheit kann keine Nation sich stark machen, indem sie ihre Bürger entmündigt. Kein Staat wird frei, wenn er seine Märkte fesselt. Kein Volk bleibt friedlich, wenn es dauerhaft in Alarmbereitschaft lebt.
Ludwig von Mises schrieb seine Analyse der Kriegswirtschaft unter dem Eindruck eines Weltbrandes. Er wusste, dass Freiheit in Krisenzeiten am leichtesten geopfert wird – und am schwersten wiederzugewinnen ist. Jede Generation steht irgendwann vor der Entscheidung: Freiheit oder Sicherheit. Und fast immer wählt sie – trügerische Sicherheit. Erst später erkennt sie, dass sie beides verloren hat.
Ein Staat ist nur insoweit gerechtfertigt, wie er die freiwillige gesellschaftliche Zusammenarbeit unterstützt. Tut eine Regierung das Gegenteil, verliert sie ihre Legitimation. Dann haben die Bürger das Recht und die Pflicht zum Widerstand. Heute stehen wir erneut an einem solchen Punkt. Wieder wächst die Versuchung, Stärke im Staat statt im Individuum zu suchen. Wieder wird Freiheit als Luxus betrachtet, den man sich „in unsicheren Zeiten“ nicht leisten könne. Und wieder vergessen die Menschen, dass ohne Freiheit keine Sicherheit existiert – sondern nur Herrschaft.
Quellen:
Ludwig von Mises. Nationalökonomie. Theorie des Handelns und Wirtschaftens (1940)
Antony P. Mueller: Sozialismus, Kapitalismus und Anarchie (2021)
Quellen:
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