Sozialismus: Warum der Sozialismus immer attraktiv bleibt, obwohl er Armut, Elend und Unterdrückung bringt
Ohne Widerstand ist seine Ausbreitung nicht zu bremsen
Trotz seiner zerstörerischen Bilanz übt der Sozialismus eine unheimliche Anziehungskraft aus. Diese Attraktivität hat wenig mit rationaler Einsicht zu tun, sondern ist das Ergebnis von Emotionen, Ressentiments und moralischer Selbstüberhöhung.
Die jüngste Bürgermeisterwahl in New York City hat es wieder gezeigt: Sozialistische Versprechungen bleiben verlockend. Die Verkündung von Gleichheit, kollektivem Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit spricht tief verwurzelte menschliche Sehnsüchte an – besonders in Zeiten wirtschaftlicher Krisen oder gesellschaftlicher Ungleichheit. Doch die Geschichte zeigt: Sozialistische Systeme führen in der Praxis zu Armut, Elend und Unterdrückung.
Wie lässt sich erklären, dass eine Ideologie, die stets scheitert, dennoch immer wieder Anhänger findet? Die Antwort liegt nicht in wissenschaftlicher Überzeugungskraft, sondern in der inneren Haltung ihrer Anhänger – wie Ludwig von Mises in Die Gemeinwirtschaft (1922) meisterhaft analysierte.
Die Verlockungen des Sozialismus resultieren aus seinem Paradiesversprechen. Er spricht fundamentale menschliche Wünsche an: die Sehnsucht nach einer Welt ohne Not, Ungerechtigkeit und Ungleichheit. Karl Marx, der im 19. Jahrhundert die Idee des Sozialismus wiederbelebte, verlieh ihr eine scheinbar wissenschaftliche Grundlage. Sein Konzept des „historischen Materialismus“ suggerierte, dass die Geschichte zwangsläufig zum Sozialismus führen werde, da die wirtschaftlichen Verhältnisse – der „Unterbau“ – die Entwicklung der Gesellschaft determinieren. Diese Erzählung passte perfekt zum Zeitgeist des 19. Jahrhunderts, in dem wissenschaftliche Fortschritte wie Darwins Evolutionstheorie die Vorstellung nährten, dass auch die Gesellschaft „gesetzmäßig“ zu einem besseren Zustand fortschreiten müsse.
Marx’ Anspruch auf Wissenschaftlichkeit war jedoch trügerisch. Wie Ludwig von Mises in Die Gemeinwirtschaft zeigt, basiert der Marxismus nicht auf logischer Analyse, sondern auf „Antilogik“ und „Antiwissenschaft“. Marx stellte die Allgemeingültigkeit der Logik infrage, indem er sie als „klassenabhängig“ brandmarkte, und ersetzte rationale Argumente durch eine dialektische Geschichtsphilosophie, die historische Entwicklungen als unvermeidbar darstellte. Friedrich Engels, Marx’ engster Weggefährte, betonte in seiner Grabrede für Marx 1883, dass dieser kein Gelehrter im klassischen Sinne war, sondern vor allem ein Revolutionär. Seine Schriften dienten nicht der objektiven Analyse, sondern der Rechtfertigung einer kommunistischen Revolution. Wie Murray Rothbard treffend bemerkte: „Der Schlüssel zu dem von Karl Marx geschaffenen Gedankensystem … ist im Grunde ein einfacher: Karl Marx war Kommunist.“
Die Attraktivität des Sozialismus liegt also nicht in seiner empirischen Stichhaltigkeit, sondern in seiner Fähigkeit, menschliche Emotionen und Wunschträume zu mobilisieren. Mises betont, dass der Marxismus „tief verankerten uralten Wunschträumen und Ressentiments der Menschheit Erfüllung verheißt“. Er verspricht ein „Schlaraffenland voll Glück und Genuss“ und die Erniedrigung derer, die als stärker oder erfolgreicher wahrgenommen werden. Dieses Versprechen spricht besonders jene an, die sich benachteiligt fühlen, denn es gibt ihnen das Gefühl, moralisch überlegen zu sein.
Die moralische Selbstüberhöhung der Sozialisten ist ein zentraler Grund für die anhaltende Anziehungskraft des Sozialismus. Ihn umgibt eine moralische Aura, die sich seine Anhänger aneignen. Wer sich für sozialistische Ideen einsetzt, gilt automatisch als Gutmensch; ihm wird Uneigennützigkeit, Aufopferungswille und Nächstenliebe unterstellt. Kritiker des Sozialismus hingegen werden als egoistische Verteidiger einer ungerechten Ordnung denunziert. Diese Polarisierung – die Guten gegen die Bösen – macht den Sozialismus für viele attraktiv, weil er ihnen das Gefühl gibt, auf der „richtigen Seite der Geschichte“ zu stehen.
Diese moralische Selbstüberhöhung erklärt, warum sozialistische Ideen auch in modernen Demokratien weiterleben – wenn auch in wechselnden Gewändern und Verkleidungen.
So sind der „internationale“ und der „nationale“ Sozialismus nur zwei Varianten derselben Grundidee. Nachdem beide ihr wahres Gesicht gezeigt haben, erlebt nun der Sozialismus eine Renaissance im „grünen Gewand“ und in der Hand der „sozialen Gerechtigkeitskrieger“, die sich in den USA „demokratische Sozialisten“ nennen. Diese neuen Formen des Sozialismus bedienen sich derselben emotionalen Ansprache: Sie versprechen eine bessere Welt und stellen Kritiker als rückständig oder unmoralisch dar. Die Debatte wird nicht auf rationaler Ebene geführt, sondern durch moralische Schuldzuweisungen dominiert.
Sozialisten richten ihre Polemik selten gegen die Argumente ihrer Gegner, sondern gegen deren Charakter. Damit übertünchen sie, dass der Sozialismus mit rationalem Denken unvereinbar ist. Die sozialistische Geisteshaltung zeigt sich durchweg resistent gegenüber logischen Argumenten. Hartnäckig leugnen die Anhänger dieser Bewegungen das fundamentale Problem, dass die sozialistische Planwirtschaft grundlegende ökonomische Fragen nicht lösen kann – etwa die der Preisbildung ohne Marktmechanismen. Ohne Privateigentum an Produktionsmitteln und freie Märkte fehlen die Informationen, die Preise liefern, um Ressourcen effizient zu verteilen. Dies führt zwangsläufig zu Fehlallokationen, Verschwendung und letztlich zu Armut. Die Geschichte bestätigt dies: Alle sozialistischen Experimente endeten in wirtschaftlichem Kollaps und politischer Unterdrückung.
Trotz dieser Beweislage bleiben Sozialisten unbeeindruckt – nicht weil sie von Natur aus dumm wären, sondern weil sie nicht hören und denken wollen. Sie verweigern sich der Einsicht in die Konsequenzen ihres Projekts. Ihre Überzeugung ist nicht das Ergebnis rationaler Analyse, sondern Ausdruck einer tief verwurzelten ideologischen Haltung, die auf Glauben und Emotionen beruht. Diese Haltung macht den Sozialismus immun gegen Kritik: Anstatt Argumente zu widerlegen, werden Gegner diffamiert, verspottet oder als Handlanger einer „bösen kapitalistischen Ordnung“ dargestellt. Diese Taktik wirkt bis heute – etwa wenn Kritiker von Klimamaßnahmen oder Umverteilungspolitik als „Klimaleugner“ oder „egoistisch“ gebrandmarkt werden.
Die historische Bilanz des Sozialismus ist eindeutig: Armut, Elend und Unterdrückung. Die Vergesellschaftung der Produktionsmittel führt nicht zur versprochenen Gleichheit, sondern zu ineffizienten Bürokratien, Mangelwirtschaft und autoritären Regimen, die jede Opposition unterdrücken. Selbst in gemäßigteren Formen, etwa in sozialistischen Wohlfahrtsstaaten, führten Überregulierung und Umverteilung stets zu wirtschaftlicher Stagnation und Abhängigkeit. Dennoch bleibt der Sozialismus attraktiv, weil er die Realität ignoriert und stattdessen ein Idealbild vermittelt. Seine Anhänger sehen nicht die verheerenden Folgen, sondern klammern sich an die Illusion einer gerechten Gesellschaft. Diese Idealvorstellung wird durch die akademische Welt, die Medien und die Popkultur verstärkt, wo sozialistische Ideen als progressiv und moralisch überlegen dargestellt werden.
Der Sozialismus bleibt attraktiv, weil er ein emotionales Versprechen ist. Er spricht die urmenschliche Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Gleichheit an, wobei der Marxismus dies in eine scheinbar wissenschaftliche Erzählung verpackte, die jedoch auf Antilogik und Ressentiments beruht. Sozialisten sind Feinde der offenen Gesellschaft. Sie setzen ihr Zerstörungswerk fort, solange ihnen kein entschiedener Widerstand entgegengesetzt wird. Sie werden nur dann nicht zum Zuge kommen, wenn genügend Menschen in einer Gesellschaft einen kritischen Geist bewahren, bereit sind, die Realität anzuerkennen und sich nicht von falschen Versprechungen verführen zu lassen.
Quellen:
Die Gemeinwirtschaft: Untersuchungen über den Sozialismus
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