15. Dezember 2025 16:00

Christentum und Kultur Wokistan zittert vor Jesus

Fürchtet euch, schallt es von dort, denn heute ist euch eine Rechristianisierung des Abendlandes geboren

von Robert Grözinger drucken

Christlich-abendländische Kultur: Für manch einen Woken ist selbst ein Weihnachtsmarkt „Nazi“
Bildquelle: e-Redaktion Christlich-abendländische Kultur: Für manch einen Woken ist selbst ein Weihnachtsmarkt „Nazi“

Wokistan schießt sich anscheinend auf einen neuen Feind ein: das Christentum. In Deutschland hetzt die ARD-Sendung „Monitor“ gegen „radikale Christen“, die angeblich einen „Kreuzzug von rechts“ in Gang setzen wollen. Gleichzeitig schlägt in Großbritannien der linke „Guardian“ Alarm, dass der radikale Islamkritiker Tommy Robinson sich nun zum Christentum bekennt und eine Bewegung des „christlichen Nationalismus“ in Gang setzen wolle, die ein „Evangelium des Hasses“ fördere. Ebenfalls gleichzeitig publiziert in Frankreich der laut Breitbart „steuerfinanzierte Sender“ Franceinfo ein Video unter dem Titel: „Weihnachtsmärkte, eine von den Nazis wiederbelebte Tradition“.

Nun ist dieser „Feind“ der Woken nicht wirklich neu. Im Gegenteil. Er ist ihr größter und ursprünglichster Feind. Etwas anderes ist passiert: In die Enge getrieben wie seit der Geburt seiner neuesten Manifestation in den 1960er Jahren nicht, fühlt sich Wokistan nun gezwungen, seinen grundsätzlichsten Feind offen anzugreifen. Ihr bisheriger, mehr oder weniger offen deklarierter Feind – der weiße, heterosexuelle Mann – war für diese Leute immer nur, das war schon seit vielen Jahren zu erkennen, ein Platzhalter für das Christentum. Dieses offen und direkt anzugreifen war für sie lange Zeit inopportun.

Während diverse Nebenkriege gegen angeblichen Rassismus, das Patriarchat, die Klimazerstörung und so weiter abliefen, infiltrierten die Woken die Kirchen, um dort Prozesse der Anpassung an ihre eigene Religion in Gang zu setzen. Diese „Vulgarisierung und Säkularisierung“ zeitigte das erwünschte Ergebnis, dass sich „heute die Menschen von Religion und Kirche gewöhnlich abwenden, weil sie zu ihnen keinerlei Beziehung mehr haben“, wie Franz Kromka in seinem 2008 im Lichtschlag-Verlag erschienenen Buch „Markt und Moral – Neuentdeckung der Gründerväter“ schreibt.

Wie zahlreiche andere libertäre Denker auch ist Kromka zum Ergebnis gekommen, dass die Krise unserer Kultur darin bestehe, dass „der innere Halt an der christlich-humanistischen Überzeugung von der einen Zivilisation und vom einen Menschen uns aus der Hand gleitet, und diese Krise überwinden heißt vor allem: diesen Halt wiedergewinnen“, wie er einen der „Gründerväter“ der nachkriegsdeutschen Marktwirtschaft, Wilhelm Röpke, zitiert.

Röpke, wie auch die anderen Vertreter des Ordoliberalismus, nämlich Alexander Rüstow, Alfred Müller-Armack, Walter Eucken, Ludwig Erhard und Franz Böhm, hätten laut Kromka „immer wieder deutlich gemacht, dass eine Wirtschaftsordnung nicht unabhängig von der Sozialordnung, also dem politisch-gesellschaftlichen System, und der Wertordnung existieren kann.“ Diese drei Ordnungen seien „eng miteinander verknüpft und voneinander abhängig.“ Und: „Je stärker eine Wirtschaft individualistisch geprägt ist, je mehr also der Wettbewerb in den Vordergrund tritt, umso stabiler und klarer muss das handelnsleitende ethische Regelwerk sein, wenn es nicht zu kriminell-chaotischen Zuständen kommen soll.“

Ein oft geäußertes Gegenargument antizipierend, habe sich Röpke gegen die Vorstellung gewandt, das Christentum sei von „religiösem Obskurantismus“ geprägt, der zu bekämpfen sei. Denn am Ende dieses Kampfes werde nicht das große, vollkommene Menschengeschlecht stehen, sondern „die geistig-moralische Zwergwuchsrasse, die sich willig, ja freudig, weil erlöst, zum Rohstoff des modernen kollektivistisch-totalitären Massenstaates gebrauchen lässt.“

Kromka weiter: „Die Gründerväter haben das Christentum als die zentrale Kraft der abendländischen Völker betrachtet. Nach Müller-Armack ist ‚eine Rechristianisierung unserer Kultur damit die einzige realistische Möglichkeit, ihrem inneren Verfall in letzter Stunde entgegenzutreten.‘“ Wer der Ansicht sei, es ginge letzten Endes weniger um die Erneuerung der christlichen Lehre, sondern um die Stärkung beliebiger religiöser, transzendenter Vorstellungen schlechthin, der habe die Verteidiger der freien Wirtschaft nicht auf seiner Seite.

Über diese präzisiert Kromka: „Ihnen ging es in der Tat nicht um irgendwelche religiösen Bindungen, sondern vor allem um jenen die westliche Zivilisation prägenden Personalismus, der im Zentrum des christlichen Glaubens verankert ist. Die entscheidende Wirkung des Christentums auf Staat und Gesellschaft ist nicht nur einem historischen Glücksfall zu verdanken, nämlich der alten Rivalität und Spannung zwischen geistlicher und weltlicher Macht. Die eigentliche Ursache ist vielmehr die christliche Lehre selbst. Im Gegensatz zu anderen Religionen rückt das Christentum das Individuum mit seiner unsterblichen und nach ihrem Heil strebenden Seele in den Mittelpunkt: Die Person existiert vor dem Staat und der universale Gott mit seiner Gerechtigkeit und vor allem Barmherzigkeit über dem Staat.“

Kromka dringt zum gesellschaftstheoretischen wie -politischen Kern der Sache vor, indem er an dieser Stelle den Gedanken ergänzt: „Man kann geradezu von einer revolutionären Tat des Christentums sprechen, dass es das auf eine unverrückbare Ordnung bedachte pharaonische Gesellschafts- und Menschenbild zerstört hat.“ Der Totalitarismus des 20. Jahrhunderts und das globalistische Überwachungs- und Regulierungsnetzwerk des 21. Jahrhunderts sind nicht anderes als moderne Manifestationen eben jenes pharaonischen Gesellschafts- und Menschenbildes. Historisch und spirituell gibt es nur eine Kraft, die einen ebenbürtigen Gegenentwurf von Mensch und Gesellschaft entwickelt hat. Ihre inhärente Wahrheitsliebe war und ist die unverrückbare Grundlage und „Festung“, die sie im Kern uneinnehmbar macht und von der aus immer wieder die erfolgreichsten Widerstandsbewegungen gegen allgegenwärtige Versklavungstendenzen zu erwarten sind.

Oder, wie Kromka es sagt: „Dem christlich-humanistischen Personalismus fruchtbar zur Seite steht die positive, von Mitgefühl getragene Hinwendung des Christentums zum irdischen Geschehen. Das abendländische Christentum hat sich bis auf den heutigen Tag weltlichen Einflüssen geöffnet, ohne das eigene Wesen allzu sehr preiszugeben. Die gewaltige Spannung des Anspruchs, den Gegensatz zwischen Transzendenz und Immanenz auszugleichen, hat die christlichen Denker zu einem fortwährenden und oft höchst konflikthaften Suchen nach der Wahrheit gebracht.“

Die Gründerväter der bundesdeutschen Marktwirtschaft haben dies gewusst. Kann es Zufall sein, dass sie alle zu Beginn des Ersten Weltkriegs alt genug waren, um den steilen Kulturverfall während und nach diesem Konflikt bewusst zu erleben? Das ist ebenso unwahrscheinlich wie die Tatsache, dass während des Aufbaus der Bundesrepublik in den 1950er und 60er Jahren noch viele Menschen lebten, die diese – natürlich nicht rein, aber vergleichbar – „gute, alte Zeit“ erlebt hatten, oder sie zumindest aus lebhaften Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern kannten. Denen in christlicher Tradition gestärkte Tugenden mithin in die Krippe gelegt worden waren. Tugenden, deren weite Verbreitung und tief verwurzeltes, reichliches Vorhandensein zum Funktionieren einer möglichst freien, aber auch zivilisierten Marktwirtschaft unerlässlich sind – Zuverlässigkeit, Redlichkeit, Treue, Fleiß, Achtung vor dem Leben und der Unversehrtheit anderer zum Beispiel.

Die Rückbesinnung auf das „abendländische Christentum“ ist heute dringender denn je. Dass sie begonnen hat, sehen wir an den gegenwärtigen, international koordinierten, heftigen Reaktionen der prinzipiellen Gegner der Freiheit. 

Quellen:

Radikale Christen in Deutschland: Kreuzzug von rechts

The Guardian view on far-right perversions of the Christmas message: promoting a gospel of hate - Editorial

Christmas Markets a Tradition Tied to the Nazis: French State Broadcaster

Markt und Moral: Neuentdeckung der Gründerväter


Sie schätzen diesen Artikel? Die Freiheitsfunken sollen auch in Zukunft frei zugänglich erscheinen und immer heller und breiter sprühen. Die Sichtbarkeit ohne Bezahlschranken ist uns wichtig. Deshalb sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Freiheit gibt es nicht geschenkt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit.

PayPal Überweisung Bitcoin und Monero


Kennen Sie schon unseren Newsletter? Hier geht es zur Anmeldung.

Artikel bewerten

Artikel teilen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.

Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.