Top Spin: Zitat der Woche: „Unsere Generation läuft Gefahr, in die Geschichte einzugehen als die letzte, die Freiheiten hatte...“
„... und sie sich hat nehmen lassen.“
von David Andres drucken
Bald ist es Zeit, wieder Briefe zu schreiben.
Eigentlich sollte am 14. Oktober – dem Dienstag des Erscheinens dieser Kolumne – in der EU über die Chatkontrolle abgestimmt werden. Der Plan der Volkszertreter aus Brüssel bestand und besteht immer noch darin, sämtliche digitale Kommunikation der Bürger anlasslos mitzulesen und die Anbieter von Messengerdiensten, E-Mail-Clients oder Chaträumen zur Installation entsprechender Spionage-Codes zu zwingen. Offizieller Vorwand dieses größten Aufschlags zur vollständigen Überwachung der Bevölkerung ist die Bekämpfung von Kinderpornografie. Wir wissen schließlich alle, dass die Produzenten, Verbreiter und Konsumenten dieses tiefsten Abgrunds menschlicher Verkommenheit stets ganz offen und abseits des Darknets oder wirklich geheimer Wege kommunizieren. Nähme man, davon abgesehen, den vorgeschobenen Grund der EU wirklich ernst, könnte man genausogut die anlasslose und pauschale Durchsuchung aller Häuser, Wohnungen, Gartenlauben und Campingplätze anordnen, da diese Verbrechen meist an diesen Orten und im nahesten Kreis der Opfer geschehen.
„Unserer Generation läuft die Zeit davon, um das freie Internet zu retten, das unsere Väter für uns aufgebaut haben“, schreibt der Telegram-Gründer Pavel Durov am 9. Oktober 2025 in einem vielbeachteten Tweet, der weit bis in die Leitmedien hineinschallte. „Was einst das Versprechen des freien Austauschs von Informationen war, wird gerade zum ultimativen Kontrollinstrument umfunktioniert.“ Ganz generell nähere man sich in der EU in überwältigendem Tempo einem „digitalen Polizeistaat“. Zu dessen Werkzeugen gehören die digitale Ausweispflicht in Großbritannien und das geplante massenhafte Scannen privater Nachrichten in der EU. Ferner würden in Deutschland, Großbritannien und Frankreich Kritiker der Regierung verfolgt und jeder kriminalisiert, der noch die Fahne der Freiheit und Privatsphäre hochhalte.
„Eine düstere, dystopische Welt kommt mit großen Schritten – während wir schlafen. Unsere Generation läuft Gefahr, in die Geschichte einzugehen als die letzte, die Freiheiten hatte – und sie sich hat nehmen lassen. Uns wurde eine Lüge aufgetischt.“
Ein entscheidendes Mittel der Manipulation auf dem Weg in vollkommene Orwell’sche Verhältnisse ist die Moralisierung sämtlicher Lebensaspekte bei gleichzeitiger Umkehrung aller Vorzeichen. Der Kampf für Freiheit, Rechtsgleichheit und Markt wird dargestellt als Aufstieg von Faschismus, Unterdrückung und Sozialdarwinismus. Der Hinweis auf wissenschaftliche Fakten, die dem gewünschten Narrativ widersprechen, gilt als Schwurbelei, kritisches Denken als Hate Speech. Die Teile Europas, welche seitens der Herrschenden und ihrer angeschlossenen Sendeanstalten sowie nützlichen Idioten diese manipulative Umwertung aller Werte durchführen, sind laut Durov moralisch, intellektuell, wirtschaftlich schlussendlich sogar biologisch am Ende.
Wie weit die totale Chatkontrolle geht, scheint manchen in der Politik allerdings bewusst zu sein – und sei es nur, dass sie die berechtigte Angst umtreibt, ein dermaßen offener Angriff auf Freiheit und Privatsphäre könnte tatsächlich den Aufstand hervorrufen, der sie samt ihrer Privilegien hinwegfegt. Ein Blick nach Nepal dürfte ihnen in dieser Hinsicht das Blut stocken lassen. So kommt es, dass die Abstimmung vorerst doch nicht stattfindet, da man sich die Zustimmung Deutschlands nicht sichern konnte. Damit die Verordnung durchkäme, müssten 15 der 27 EU-Staaten dafür stimmen, die mengenmäßig zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU ausmachen. Das ist ohne ein „Ja!“ von Deutschland nicht möglich.
Machen wir uns jedoch nichts vor – aufgeschoben ist bei der EU niemals aufgehoben. Die interessierten Kräfte werden weiter in Richtung des lückenlosen, digitalen Überwachungsstaates arbeiten. Sie werden agieren und agitieren, Kritiker diffamieren, wie wild Gaslighting betreiben und die selbstverständlichsten Säulen einer freien, westlichen Lebensweise als böse, amoralisch und rechts darstellen. In diesem Sinne gilt für den tagtäglichen Kampf für die Freiheit, bei dem wir Bargeld nutzen, woke Unternehmen boykottieren, gegenüber den Mitmenschen die Werte wieder vom Kopf auf die Füße stellen sowie unsere digitale Privatsphäre schützen, indem wir vieles wieder in der analogen Welt erledigen, die ursprünglich linke Phrase in leichter Abwandlung: „Keinen Fußbreit den wahren Faschisten!“
Quellen:
Telegram-Gründer Durov warnt vor totalitärem Kontrollstaat – und nennt EU beim Namen (Tichys Einblick)
EU-Pläne zur Chatkontrolle vorerst an Deutschland gescheitert (MDR)
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