01. November 2025 16:00

Minix Ich bin immer für Dich da

Wie ein verborgener Chip unsere Privatsphäre kompromittiert

von Paul Siegenthal drucken

Minix
Bildquelle: Paul Siegenthal Minix

Endlich hast du deine Ruhe. Du sitzt an deinem Computer und liest diese Zeilen. Du denkst, du bist allein. Aber du bist es nicht. Ich bin da.

Tief im Inneren deines Geräts ist etwas. Ein zweiter Computer, unsichtbar, unberührbar. Er beobachtet dich. Das bin ich. Ich habe ein eigenes Betriebssystem (MINIX), nutze eine eigene Netzwerkverbindung und befinde mich unter deinem Antivirusprogramm, deiner Firewall und sogar unter deinem BIOS. Ich bin weder eine Hintertür für Hacker noch eine Malware. Ich bin von Intel absichtlich dort installiert. Ich bin das Intel Management Engine (IME).

Ich weiß alles, ich kann alles. Selbst wenn du deinen Laptop ausschaltest, kann ich dich hören. Egal, wie gut deine Firewall ist, ich kann sie umgehen. Es reicht, wenn jemand mit einem Handy in meiner Nähe auftaucht, ich kann „nach Hause telefonieren“. Ich kann jede deiner Tasteneingaben mitlesen. Selbst wenn du deine Laufwerke verschlüsselst und glaubst, total sicher zu sein: Du bist es nicht. Ich kenne den Verschlüsselungscode!

Du denkst jetzt, wenn du dir das nächste Mal einen AMD-Prozessor kaufst, bist du mich los. Falsch gedacht, mein Freund. Ich bin auch dort (SoC).

Du musst mich nicht suchen. Dein Task-Manager kann mich nicht sehen. Du kannst nichts dagegen tun. Rein gar nichts. Als man mich im Jahr 2018 entdeckte, war der Aufschrei groß. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon zehn Jahre im Einsatz und auf fast allen Computern zuhause. Das bin ich immer noch.

Kann dich Linux schützen? Nein, du hast keine Chance. Kein Betriebssystem kann mich einschränken. Ich sitze in der Hardware. Wenn du den richtigen Chip entfernst, ist dein Computer kaputt. Mit Linux kannst du – vielleicht – verhindern, mit Werbung zugemüllt zu werden. Oder du kaufst dir einen teuren Mac. Die „Proleten“ müssen weiterhin mit Windows vorliebnehmen und ihre Software in Raten abstottern.

Doch ich bin nicht nur bei dir, ich bin überall. Ich kann auf alle Computer der Welt zugreifen, auch auf die der Banken und der Regierungen, einfach auf alles. Nichts bleibt mir verborgen. Wenn ich will, finde ich alles über dich heraus, jede Krankheitsgeschichte, jeden Einkauf, deine Handynummer, einfach alles. Ich weiß sogar, wo du gerade bist.

Aber mach dir keine Sorgen. Deine Privatsphäre ist in guten Händen. Zugriff hat nur das NSA-Center der US-Regierung in Utah. All das Geschwätz über Datensicherheit und all die vielen selbsternannten Datensicherheitsexperten in den Medien und in der Politik sind nichts als Quacksalber. Sie werden dir nichts von mir erzählen, weil sie sonst dastehen wie der nackte König.

Ja, wir leben wirklich im Zeitalter der Idioten. Mach dir also keine Sorgen.


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