06. Oktober 2025 11:00

Gestahlfedert: Ausgelogen (Teil 4) Sorry Seems To Be The Hardest Word

Erkläre „Verschlimmbesserung“ am tiefen Fall des Elmar Theveßen

von Michael Werner drucken

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Bildquelle: Achim Wagner / Shutterstock.com Vom deutschen Zwangsgebührenfunk verleumdet: Charlie Kirk

“Elmar has left the building” – so hofften wir noch vor drei Wochen, siehe meine Kolumne „Ausgelogen (Teil 2)“ vom 15. September. Doch nun schallt es aus allen Rohren: „Elmar is back!“

Kurz zur Erinnerung: Der ermordete, christlich-konservative US-Aktivist Charlie Kirk (1993–2025) hatte in einem Podcast eine Stelle aus dem Alten Testament zitiert, wonach der Beischlaf zwischen zwei Männern mit dem Tode zu bestrafen sei. Dies geschah aber nur als Diskussionsbeitrag zur Veranschaulichung eines Widerspruchs – Kirk selbst hat sich diese Aussage nicht zu eigen gemacht, ganz im Gegenteil. Das geht aus dem Gesamtzusammenhang eindeutig hervor. Elmar Theveßen, seines Zeichens Leiter des ZDF-Studios in Washington, behauptete jedoch am Tag nach Kirks Ermordung mehrfach, unter anderem in der Sendung von Markus Lanz, Kirk selbst habe die Steinigung von Homosexuellen gefordert, was massive Proteste auslöste.

Allenthalben wird der ansonsten brutal linientreue Staatsfunks-Propagandist nun gelobt, weil er sich für seine diffamierende Falschbehauptung über Charlie Kirk entschuldigt haben soll. Allein an der Wahl meiner Formulierung erkennen Sie sicher, dass ich mich berufen fühle, diese Geschichte mal gründlich zu hinterfragen.

Die „Entschuldigung“ Theveßens wurde bereits am 26. September veröffentlicht, nämlich in der am Vorabend aufgezeichneten Folge 26 des wöchentlichen ZDF-Podcasts „Der Trump Effekt“ mit dem vielsagenden Titel „Ringen um Meinungsfreiheit“. Warum allein schon dieser Titel kompletter Unsinn ist, da es in den USA (im Gegensatz zu Deutschland) absolut kein Problem mit der Meinungsfreiheit gibt, sondern tatsächlich ein Ringen um die Meinungshoheit stattfindet, und zwar nicht nur in den USA, habe ich in meinen beiden letzten Kolumnen bereits ausführlich erörtert, weshalb das hier außen vor bleibt.

Zu größerer medialer Aufmerksamkeit gelangte diese Episode allerdings erst am 1. Oktober, also eine Woche später, als bereits eine neue Folge des Podcasts online war. Das zeigt, wie unbedeutend gering Relevanz und Reichweite dieses zwangsgebührenfinanzierten Formats sind, so dass Theveßens „Entschuldigung“ quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hat, ganz im Gegenteil zu seinen Äußerungen, die zum Stein des Anstoßes wurden. Dass eine Richtigstellung tunlichst auf demselben Aufmerksamkeits-Level erfolgen sollte wie die Falschbehauptung, ist weitgehend common sense und längst schon in die Rechtsprechung eingeflossen, daher haben wir bereits hier den ersten berechtigten Kritikpunkt.

Weiterhin hat Theveßen ganze zwei Wochen (!) gebraucht, um sich diese „Entschuldigung“ abzunötigen, obwohl er seinen angeblichen „Fehler“ (wenn es denn einer war und keine Absicht) bereits einen Tag später mit einem Minimum an Eigenrecherche hätte erkennen können. Mit seinem Team und der Power der Neun-Milliarden-Zwangsgebühren-Propagandaschleuder im Nacken sogar noch schneller. Daher klingt das eher so, als hätte er zwei Wochen lang darüber nachgedacht, wie er aus der Nummer wieder rauskommt oder ob bald schon Gras über die Sache wachsen würde, bis er endlich einsehen musste, dass eine öffentliche Einlassung mit einem Pfund Reue am ehesten schadenbegrenzend wirken könnte.

Aber bedauert er wirklich, die Unwahrheit gesagt zu haben, oder doch eher, dass er damit diesmal nicht durchgekommen ist? Und wofür entschuldigt er sich tatsächlich?

Dazu nehmen wir den exakten Wortlaut, im Video ab Minute 9:43:

„Ja, also ich habe lange drüber nachgedacht. Ich habe natürlich, das könnt ihr euch vorstellen, unglaublich viele Mails bekommen und die öffentliche Diskussion habt ihr ja dann mitverfolgt. Man prüft sich natürlich und kommt zu dem Schluss und ich sag ganz klar, das war erstens verkürzt und durch die Verkürzung war es falsch. Also, wenn man sich noch mal genau anschaut, was Charlie Kirk, das war, so ein Austausch mit einer jungen Frau, was er da tatsächlich gesagt hat, kommt man zu dem Schluss: Das habe ich falsch wiedergegeben. Und deswegen sage ich auch ganz klar, ich bitte um Entschuldigung dafür, dass ich das gemacht habe. Das darf eigentlich nicht passieren, aber es passiert eben mal und das hat vielleicht ein Stück weit damit zu tun, wenn man eine Situation hat, wo man ja eine gewisse Selbstgewissheit mitbringt. Und ich bin dann eben nicht nur hingegangen und habe noch mal geguckt, was hat Charlie Kirk genau gesagt – und jetzt kann man anfangen darüber zu streiten, was hat er gemeint und so weiter, und man schaut die entsprechenden Bibelstellen nochmal an. Das habe ich dann auch gemacht und dann interessanterweise festgestellt, dass in der Bibel an den Stellen, auf die Charlie Kirk Bezug nimmt und auch die junge Frau Bezug nimmt, aus dem Buch Levitikus, von dem Thema Steinigung überhaupt nicht die Rede ist. Da geht es um tatsächlich Todesstrafe, aber nicht Steinigung. Und das, was ich gesagt habe, hat er so nicht gesagt. Deswegen war es falsch und deswegen entschuldige ich mich auch.“

Wenn man genau hinhört, bezieht sich seine Entschuldigung nicht etwa auf seine mehrfach wiederholte unwahre Behauptung, Kirk habe die Steinigung von Homosexuellen gefordert, sondern darauf, dass er das „verkürzt“ dargestellt habe, wodurch es erst falsch wurde. Was wiederum unwahr ist, also gelogen, denn die Formulierung, Kirk habe die Steinigung von Homosexuellen gefordert, ist in jeder Form und jeder Kürze oder Länge eine falsche Tatsachenbehauptung, egal, was man danach noch sagt, außer sofort und konkret, dass er das nie gefordert hat. Aber dann braucht man es ja gar nicht erst zu sagen.

Theveßen „entschuldigt“ sich also für seine (ob willentliche oder versehentliche, kann man nicht beweisen) Falschbehauptung mit einer weiteren Falschbehauptung – das macht nichts besser, nur noch schlimmer!

Der größte Mangel an dieser „Entschuldigung“ ist in meinen Augen allerdings die fehlende Richtigstellung, zumal eine solche journalistischer Mindeststandard ist. Damit ist nicht gemeint, dass Theveßen doch im letzten Satz einräumt, seine Aussage sei falsch gewesen, sondern dass er den gesamten Vorgang um das fragliche Zitat vollständig und korrekt darstellt. Stattdessen zergeht er sich beim Ansatz dieses Versuchs in diffusen Andeutungen und Fragmenten, weil sein Gehirn wohl mehr damit beschäftigt ist, seinen Lapsus schönzureden, als die Zuschauer über die tatsächlichen Umstände des fraglichen Zitats aufzuklären. Am Ende weiß niemand, was Kirk wirklich gesagt und gemeint hat; Theveßens Monolog in eigener Sache hat also keinerlei Mehrwert in puncto Informationsgehalt und Erkenntnisgewinn.

Spätestens, als er von seinem vermeintlichen „Fehler durch Verkürzung“ abzulenken versucht, indem er über den Begriff „steinigen“ sinniert, den er nach seiner späteren Recherche so nicht an der entsprechenden Bibelstelle vorgefunden haben will, sondern die Forderung nach der Todesstrafe, kollabiert die gesamte Nummer. Ja, es mag vielleicht so sein, dass das da nicht steht, aber weiß der Mann denn nicht, dass es etliche Bibelübersetzungen gibt, die im genauen Wortlaut mitunter stark variieren? Vielleicht hatte Kirk ja eine Bibelübersetzung, in der das so steht! Oder Kirk hat sich geirrt, da er in dieser Diskussion schließlich aus dem Kopf und nur sinngemäß zitiert hat. Und wer über eine etwas gepflegtere Allgemeinbildung verfügt oder im Religionsunterricht nicht durchgehend geschlafen hat oder auch einfach nur „Das Leben des Brian“ gesehen hat, der weiß auch, dass bei den Judäern untereinander die Steinigung die gängige Form der Hinrichtung war. Daher kann man „Todesstrafe“ und „Steinigung“ im Alten Testament stellenweise synonym betrachten.

Direkt nach dem Ende des obenstehenden wörtlichen Zitats (bei Minute 11:00) verfällt Theveßen ins Lamentieren über den Shitstorm, den er kassiert hat. Genauer gesagt spricht er von teils recht bösen E-Mails, und mehr kann es auch nicht gewesen sein, da er nicht auf Social Media aktiv ist. Wobei seine E-Mail-Adresse auch nicht öffentlich bekannt ist, also dürften es eher Mails ans ZDF gewesen sein, die ihm sein Arbeitgeber weitergeleitet hat. Er behauptet sogar, den Versuch unternommen zu haben, mit einigen der Beschwerdeführer ins Gespräch zu kommen, woraufhin diese ihn aber nur noch heftiger angepöbelt haben. Ob das wirklich so war, sei dahingestellt, aber dieses Rumopfern zerstört leider den letzten Anschein von Glaubwürdigkeit hinsichtlich der „Entschuldigung“. Das ist der Hayali-Effekt, nur dass diese Frau wenigstens so konsequent war, auf eine abgenötigte, mit einer Unwahrheit begründete und dann auch noch massiv verspätete Entschuldigung gleich zu verzichten, um sich nur aufs Rumopfern zu beschränken.

Im späteren Verlauf des Podcasts äußert Theveßen sich immerhin noch sehr positiv beeindruckt von Charlie Kirks Witwe Erika, die bei der Trauerfeier dem Täter verziehen hat, weil ihre Antwort auf Hass nicht Hass, sondern Liebe sein solle. Erika Kirks Worte und Haltung seien für Theveßen nun Ansporn, künftig noch sorgfältiger zu formulieren und nur das zu behaupten, was eindeutig belegbar ist. Das klingt zwar rührend und versöhnlich, aber sollte es nicht eine Selbstverständlichkeit sein, ja, sogar die absolute Mindestanforderung an einen jeden Journalisten und Korrespondenten, nur das zu behaupten, was eindeutig belegbar ist? Insbesondere für den Leiter des Washingtoner Studios eines bundesweit ausstrahlenden öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders?

Allerdings merkt man Theveßen schon recht deutlich an, dass ihn diese Geschichte arg mitgenommen und tatsächlich irgendwie getroffen hat. Das halte ich auch nicht für gespielt. Man spürt, wie unangenehm ihm die Sache ist, und er wirkt insgesamt wie jemand, der gerade vom hohen Ross geplumpst und recht unsanft auf dem harten Boden der Tatsachen aufgeprallt ist.

Böse Zungen hingegen behaupten, er schlage gerade vornehmlich aus Angst um den Entzug seines Visums moderatere Töne an. Mehrere für kommenden November terminierte Vortragsveranstaltungen in Deutschland, für die er extra auf Heimaturlaub gegangen wäre, hat er vorsorglich abgesagt, weil er anscheinend Bedenken hat, wieder in die USA einreisen zu dürfen.

Kommen wir zum unschönen Höhepunkt der Story: Die zahlreichen Programmbeschwerden, die wegen Theveßens Äußerungen auf den Lerchenberg geflattert kamen, wurden vom Zuschauerservice des ZDF recht zügig mit folgendem Wortlaut zurückgewiesen: „Elmar Theveßen hat in der Live-Sendung eine Reihe von Äußerungen Charlie Kirks aufgegriffen und eingeordnet, um dessen politischen Kurs zu beschreiben. In einem Beispiel nahm Elmar Theveßen Bezug auf Kirks Aussagen zur Homosexualität: ,Er hat gesagt, dass Homosexuelle gesteinigt werden müssen.‘ In der Vergangenheit hatte Kirk eine Bibelstelle zitiert, welche die Steinigung von Homosexuellen als Strafe enthält, und hatte von ,God’s perfect law‘ gesprochen. Diesen Gesamtzusammenhang hätte Elmar Theveßen differenzierter darstellen müssen. Er hat selbst bedauert, an dieser Stelle zu faktisch formuliert zu haben und nicht ausführlicher gewesen zu sein.“

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Das ZDF versucht nicht etwa, Theveßens Falschbehauptung zu relativieren, zu verharmlosen oder gar zu entschuldigen, sondern bekräftigt sie sogar noch, indem mit dem Zitat von „Gottes perfektem Gesetz“ der (falsche) Eindruck vermittelt wird, Kirk befürworte tatsächlich die Steinigung von Homosexuellen. Und als Krönung des Ganzen lässt man Theveßen in dieser indirekt formulierten Stellungnahme nicht etwa eine missverständliche oder gar falsche Darstellung bedauern, sondern dass er „zu faktisch formuliert“ habe. Hier wird also kackdreist eine nachweislich unwahre Aussage als „zu faktisch formuliert“ beschrieben – das ist Orwell am Hochreck!

Es hat allerdings eine gewisse unfreiwillige Komik, dass dieser unschöne Höhepunkt der Geschichte unter einem anderen Aspekt auch gleichzeitig ihr schöner Höhepunkt ist: Theveßen hat mit seiner „Entschuldigung“, so kritikwürdig diese auch sein mag, den massenweise versandten Textbaustein seines Arbeitgebers komplett zerfickt. Und allein das war den ganzen Spaß locker wert!

Fazit: Alle, die Theveßens verspätete Entschuldigung in einem Nischenformat nun als große Geste feiern, haben offensichtlich nicht allzu genau hingehört, was er da wirklich sagt, oder sind zu geflasht von dem Ausnahmetatbestand, dass sich jemand vom ÖRR überhaupt mal ansatzweise selbstkritisch äußert. Bekanntlich neigt man dort normalerweise dazu, niemals einen Fehler zuzugeben, wie man an der Reaktion auf die Programmbeschwerden unschwer erkennt, die den Intellekt eines jeden Adressaten mit einem IQ oberhalb der Zimmertemperatur beleidigt und exemplarisch für das beim zwangsgebührenfinanzierten Staatsfunk vorherrschende Höchstmaß an nackter, kalter Zuschauerverachtung steht.

Zielführender, überzeugender und vor allem angebracht wäre es jedenfalls gewesen, wenn Elmar Theveßen sich dafür entschuldigt hätte, eine ehrrührige Falschbehauptung aufgestellt zu haben, ohne Wenn und Aber, ohne Ausflüchte, mit Richtigstellung, und das direkt am nächsten Tag zur Prime Time im „heute-journal“.

Das hätte ungefähr so klingen können: „Ich habe etwas Unwahres behauptet: Tatsächlich hat Charlie Kirk niemals gefordert, Homosexuelle zu steinigen, sondern in einer Diskussion lediglich eine derartige Bibelstelle zitiert und sich dann explizit dagegen ausgesprochen. Meine Äußerung war jedoch nicht nur inhaltlich falsch und dazu noch verleumderisch und rufschädigend – viel schlimmer ist, dass ich so etwas über einen unschuldigen jungen Mann behauptet habe, der nur wenige Stunden zuvor vor den Augen seiner Familie ermordet wurde. All das bedauere ich zutiefst und habe als Konsequenz soeben dem Intendanten meinen Rücktritt angeboten.“

Allerdings ist dieser ganze Entschuldigungskram nur das Zweitbeste: Ein echter Ehrenmann hätte derartiges in einem ersten Fernsehkommentar, als Kirks Leichnam quasi noch warm war, erst gar nicht thematisiert, egal ob falsch oder wahr. Solche Kontroversen um eine öffentliche Person hebt man sich aus Pietät ein paar Tage lang auf, die man für eine umfangreiche Recherche nutzen sollte, und macht dann einen eigenen Beitrag oder meinetwegen auch eine ganze Sendung, in der man sich mit Charlie Kirks Positionen und Wirken kritisch auseinandersetzt.

Wobei dies selbstverständlich objektiv, unparteiisch, ausgewogen und unter Berücksichtigung der Meinungsvielfalt zu geschehen hat. So steht es nämlich in Paragraph 11 Absatz 2 des Rundfunkstaatsvertrags.

Falls Sie gerade laut aufgelacht haben, haben Sie alles richtig gemacht, das war nämlich der Schlussgag.

Quellen:

Ausgelogen (Teil 2) – Die Woche, in der alle Masken gefallen sind (Michael Werner, Freiheitsfunken)

Ringen um Meinungsfreiheit | Der Trump Effekt #26 | auslandsjournal - der Podcast (Youtube, ZDFheute Nachrichten)

Abgesagt: Elmar Theveßen (Katechetisches Institut Aachen)

Die Antwort des ZDF auf Programmbeschwerden (Beitrag des Medienanwalts Joachim Nikolaus Steinhöfel auf „X“)

Rundfunkstaatsvertrag (die Medienanstalten)


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