21. November 2025 18:00

Vorteilnahme? Ludwig Erhard rotiert im Grab

Über einen Gipfel der Abzocke und Verlogenheit

von Thomas Jahn drucken

Wirtschaftspolitik: Gipfel der Abzocke und Verlogenheit
Bildquelle: e-Redaktion Wirtschaftspolitik: Gipfel der Abzocke und Verlogenheit

Dem neuen Medium „Apollo News“ ist zu verdanken, dass ein Skandal aufgedeckt werden konnte, der von den großen Staatssendern und Konzernmedien immer noch weitestgehend unter der Decke gehalten wird. Die Rede ist von Wolfram Weimers „Ludwig-Erhard-Gipfel“, der demnächst wieder im April 2026 stattfinden soll. Das Treffen von Regierungspolitikern und Wirtschaftsvertretern fand zuletzt im Mai 2025 am Tegernsee statt. „Apollo News“ hatte die verschiedenen Preiskategorien in Erfahrung gebracht, für die man ein Abendessen oder Gespräche im kleinen Kreis mit Entscheidungsträgern der aktuellen Regierung kaufen konnte. Das Luxuspaket „Mont Blanc“ für schlappe 80.000 Euro wurde von Weimers Firma mit der Teilnahme an der „Executive Night“ und mit dem Zutritt zur „Besprechungs-Lounge für vertrauliche Gespräche“ angepriesen.

Bei Wolfram Weimer, seit Anfang Mai 2025 Kulturstaatsminister im Bundeskanzleramt, weiß man tatsächlich nicht, ob es sich bei seinem Geschäftsmodell um einen Fall der Korruption oder um eine besonders dreiste Form von Abzocke handelt. Mit seinem „Ludwig-Erhard-Gipfel“ hat er das von Hendrik Wüst 2006 erfundene Geschäftsmodell „Rent a Rüttgers“ nochmals kräftig ausgebaut. Während der damalige Generalsekretär der NRW-CDU und heutige Ministerpräsident Wüst nur Termine mit dem damaligen NRW-Regierungschef Jürgen Rüttgers anbot, greift Weimer gleich das ganze „Personaltableau“ der Union ab. Angekündigt werden laut Internetseite „Speaker“ Unionspolitiker wie Markus Söder, Ilse Aigner (Landtagspräsidentin), Katharina Reiche (Bundeswirtschaftsministerin), Thorsten Frei (Chef des Bundeskanzleramts), Alois Rainer (Bundeslandwirtschaftsminister), Dorothe Bär (Bundesministerin für Technologie) und Florian Herrmann (Chef der Bayerischen Staatskanzlei). Aber auch der bayerische Koalitionspartner der CSU, die Partei der Freien Wähler, ist mit ihrem Chef Hubsi Aiwanger vertreten.

Diese Liste lässt daher eher auf eine freche Form von Abzocke schließen, denn Korruption würde von den „Eingekauften“ ja eine Gegenleistung erfordern. Das Problem ist nur: Die zuvor erwähnten „Größen“ aus dem Bundeskabinett und der bayerischen Landesregierung entscheiden herzlich wenig. Jedenfalls nicht ohne Lars Klingbeil, Bärbel Bas oder den ultralinken SPD-Fraktionschef im Bundestag Matthias Miersch. Den „Mut“ von Hubert („Hubsi“) Aiwanger konnte man bei seiner berühmten Kehrtwende im März 2025 erleben, als er im Bundesrat dem organisierten Verfassungsbruch namens Abschaffung der Schuldenbremse zustimmte, denn er gab offen zu, dass er nicht als „toter Held“ enden wollte.

Dass das Geld für Weimers Event am Tegernsee nicht sonderlich gut investiert ist, hätte man eigentlich schon beim letzten „Gipfel“ im Mai 2025 merken können. Damals verbreitete Weimers Ehefrau Christiane Goetz-Weimer höflich gesagt realitätsfernen Zweckoptimismus. In ihrer Eröffnungsrede sprach sie von „vielen Impulsen, die vom Tegernsee nach Berlin geschickt“ würden und von der Hoffnung, „an der Schwelle zu sieben fetten Jahren“ zu stehen. Damit bezog sie sich auf die rund eine Billion neue Schulden, aus denen, „wenn man sie gut investiere, auch neue Chancen entstehen könnten“.

Der Verdacht, dass es sich bei diesem Event um eine mögliche Form des organisierten Betrugs handelt, scheint den Korruptionsverdacht tatsächlich deutlich zu überwiegen. Allerdings hätte Goetz-Weimers Auftritt auch bestens auf einen Satire-Gipfel gepasst. Eines ist jedenfalls sicher: Tarnen, Tricksen und Täuschen haben die Weimers schon mit dem Missbrauch des Namensgebers zu einer neuen Meisterschaft getrieben. Weimers „Speaker“ haben mit Ludwig Erhard und seiner Politik ungefähr so viel zu tun wie die SPD mit soliden Finanzen, grüne Politiker mit Berufsabschlüssen oder Johann Wadephul mit Diplomatie. Die Erben Ludwig Erhards hätten vor Gericht daher sicher gute Chancen, dem Tegernseer Gipfel der Abzocke und Verlogenheit das irreführende Namensetikett zu entreißen.

Quellen:

Ludwig-Erhard-Gipfel - Tegernsee Summit


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