Kräfte auftanken: Es ist wieder „Klima“ – genießen wir es!
Und die tägliche Propaganda einfach weglächeln
von Christian Paulwitz drucken
Anfang April und bereits das erste Wochenende, das sich schon etwas frühsommerlich anfühlt. War das nicht herrlich? Ich persönlich habe stundenlang im Garten verbracht, mir die erste leichte Sonnenbräune geholt, das Zwiebelbeet angelegt, am Sonntagmittag die Grillsaison begonnen und anschließend den ersten Besuch in der nächst gelegenen Eisdiele eingeschoben; mit etwas Zeit, die Leute anzuschauen, die auf die gleiche Idee gekommen sind oder einfach so die Straße passierten. Angenehme 25 Grad Celsius erreichte die Lufttemperatur in meiner Gegend etwa; über das Wochenende ist das Blumenmeer zusehends gewachsen, und auch an den von der Sonne nicht ganz so bevorzugten Flecken sind die meisten Tulpen nun aufgegangen. Kirsche und Zwetschge sind eine Augenweide und stehen in üppiger Blütenpracht; einzig fürchte ich, dass sich die Apfelblüte angesichts der milden Temperaturen zu früh entfalten und dann unter einem folgenden Kälteeinbruch leiden könnte.
Die ersten kräftigeren Sonnenstrahlen leiten dann auch unweigerlich die Sommer-Klimapropagandaphase ein. Krampfhaft werden frühzeitig die ersten Themen gesucht, damit die Leute nicht einfach das Wetter genießen, sondern dabei die Politik auf dem Schoß sitzen fühlen. Am Freitag nach Feierabend erwischte mich der bayerische Staatsfunk mit einer wichtigen Warnung zur bevorstehenden „Hitzewelle“ am Wochenende. Es würden die für Anfang April höchsten aufgezeichneten Temperaturen erwartet – zurückzuführen natürlich auf den (selbstredend menschengemachten) Klimawandel. Auch wenn die Luft bereits sehr warm sei, gelte das nicht für die bayerischen Seen, in denen man möglicherweise Abkühlung suchen wolle, so warne die „Deutsche Lebensrettungsgesellschaft“. Die Wassertemperaturen seien noch sehr niedrig, und ein Sprung ins Wasser könne zu einem Kälteschock führen.
Ach, tatsächlich?
Und schon ist es wieder gelungen, den Klimawandel mit einer hypothetischen, lebensbedrohlichen Gefahr in Verbindung zu bringen. Ich weiß ja nicht, wie man drauf sein muss, um eine solche Meldung nicht als intellektuelle Beleidigung und Verhöhnung aufzunehmen. Zumal es einem Sender, der jahrelang seine Hörer in eine experimentelle Spritze zu drängen suchte, definitiv nicht um deren Wohlergehen geht. Hauptsache Propaganda für „the current thing“.
Aber immerhin war auch bei mir nun angekommen, dass wir vor einem sonnig-warmen Wochenende standen, nachdem ich die vorangegangenen Tage arbeitsmäßig ziemlich eingespannt war und noch keinen Gedanken an die Wetteraussichten und Freizeitgestaltung für Samstag und Sonntag verwendet hatte. Also Vorfreude. Und den Ärger über die leicht durchschaubare Propaganda weglächeln.
Wer die Wunder der Natur im Frühling in Gärten, Parks und Wäldern aufzunehmen weiß, der wird mit wohltuenden Reizen für alle Sinne belohnt. Nicht nur die optische Blütenpracht ist ein Genuss, auch die Düfte sind von wunderbarer Vielfalt. Am beeindruckendsten ist für mich aber immer das Vogelkonzert dieser Jahreszeit, dessen Besetzung mittlerweile ziemlich vollständig ist und besonders am frühen Morgen in orchestraler Fülle gegeben wird. Durch den ganzen Tag begleitet es mich, wenn ich im Garten mehr oder weniger tätig bin. Am Samstagvormittag sind jedoch noch ein paar Erledigungen zu machen – kurzer Abstecher in den Baumarkt und kleiner Einkauf: Was zum Grillen nicht vergessen.
Dabei trifft mich die nächste Propagandadosis aus dem Radio, das bedauerlicherweise offenbar noch nicht über reale Waldbrände irgendwo auf der Welt berichten kann und daher auf den Bericht über eine Feuerwehrübung irgendwo im deutschen Dingsda zurückgreift, denn die zunehmende Gefahr von Waldbränden – natürlich wegen des Klimawandels – mache diese Übungen immer notwendiger. Und es ist ja auch schon wieder ziemlich heiß. Vergnügt muss ich lachen. Scheinbar gibt es da einen strengen Plan in den Redaktionen, jeden Tag den Menschen eine Meldung ins Bewusstsein zu pflanzen, die sie an die selbstverständlich unmittelbar bevorstehende Klimakatastrophe erinnert, die jeglichen Eingriff durch Regierungshandeln in ihr Leben rechtfertigen will. Was für ein absurder, öder Job das als Programmplaner sein muss!
Ich habe mich die vergangene Woche nicht mit den politischen Säuen befasst, die durchs Dorf getrieben wurden– von dem abgesehen, was sich ungefragt den Weg an mein Ohr hat bahnen können und sich in mein Bewusstsein einschlich. Das mag man meinem heutigen Text anmerken. Das Frühjahr mit der sich zunehmend entfaltenden Natur ist eine wunderbare Zeit, um sich am eigenen Sein zu erfreuen und Kräfte für die kommenden Aufgaben zu sammeln. Übergriffige Propaganda kann bequem weggelächelt werden; auf die realen Krisen und Bedrohungen bereiten wir uns gelassen vor und befassen uns dann mit ihnen, wenn die Zeit dafür reif ist. Genießen Sie den Frühling, das wünsche ich Ihnen!
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