28. Mai 2024 11:00

Top Spin: Die Plakate zur Europawahl 2024 Helden des Hohns

Wie die Wahlwerbung für Europa zur Realsatire wird

von David Andres

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Bildquelle: Achim Wagner / Shutterstock.com Surreal: Mehr Hohn und Dreistigkeit sind schwerlich vorstellbar

Das markanteste Plakat zur Wahl unseres aller volksnahesten Parlaments in Brüssel haben Sie als Autofahrer sicher schon gesehen. Es ist häufig an Landstraßen oder Hauptverkehrsadern platziert und zeigt lediglich die Augenpartie von Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Nahezu grotesk wirkt dieser bedrohliche Blick, der Entschlossenheit transportieren soll und eine gemeinsame klare Kante gegen anti-westliche Aggressoren wie den Sauron aus dem Osten, dem russischen Mordor. Tatsächlich vermittelt dieses Motiv allerdings das Gefühl, dass die Agnes gerade uns im Blick hat, eine orwell’sche Big Sister, die mitbekommt, wenn einer ausschert und sie womöglich gar als Waffenlobbyistin und Kriegstreiberin bezeichnet. Passend dazu fragte sie kürzlich auf einer Veranstaltung einen Demonstranten ja auch ganz unverblümt: „Weiß Ihr Chef, was Sie hier machen?“

Der Spin, den die aktuellen Wahlplakate der Parteien versuchen, lässt sich am ehesten damit beschreiben, mit einem Maximum an Ignoranz von den eigenen Widersprüchen und eigentlichen Handlungen abzulenken. Einfach immer noch so zu tun, als sei die Sozialdemokratie tatsächlich sozial oder die freien Demokraten tatsächlich frei. Wer die SPD wählt, so einige Plakate, der verhindere damit Korruption in Europa. Eine unglaubliche Chuzpe, dies als Partei des Kanzlers zu plakatieren, der Warburg/Cum-Ex und Wirecard in seinem Portfolio hat und weniger daran erinnert als ein Verdächtiger in einem Mafiafilm. Als Partei, deren sogenannter „Gesundheitsminister“ als Lobbyist der Pharmaindustrie und der Impfkampagnen während der C-Zeit mit Sicherheit eines Tages seinen Platz im Aufsichtsrat von Pfizer oder einem anderen Giganten einnehmen wird. Auch „gegen Hass und Hetze“ engagiert man sich, wenn man sein Kreuz bei der SPD setze. Das stimmt natürlich, wenn dieses Engagement bedeutet, die Denunziantenrepublik zu unterstützen und eine Innenministerin, die bei Disziplinarverfahren gegen Beamte sogar eine Beweislastumkehr angestrebt hat, also das Ende der Unschuldsvermutung. „Der traurige Höhepunkt einer tief verwurzelten Misstrauenspolitik gegenüber meinen Kolleginnen und Kollegen des öffentlichen Dienstes und insbesondere der Sicherheitsbehörden“, wie Heiko Teggatz, der stellvertretende Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, es im Dezember 2022 formulierte.

Die CDU übt sich derweil im Minimalismus. Auf monochromem Hintergrund setzen sie einfach Substantive mit einem Punkt dahinter, um ein Statement zu machen, dass sie dafür sorgen. Punkt. Wofür sorgen sie? Sicherheit. Wohlstand. Freiheit. Jeder kritisch denkende Wähler, der diese Begriffe ernst nimmt, blickt in die tatsächliche Politik der vergangenen Jahre zurück und darf sich fragen, was die aktuelle CDU dafür getan hat, die Sicherheit konsequent zu erhöhen, der mittelständischen Wirtschaft als Treiber des Wohlstands mehr Beinfreiheit zu gewähren oder Bürokratie und Steuern abzubauen.  

Den absoluten Vogel schießen mal wieder Volt ab, eine Nischenpartei, die noch mehr Europa möchte als die etablierten Kräfte ohnein schon. Als würde man in eine Metzgerei laufen und sich beschweren, wie wenig Fleisch dort herumliege. Eines ihrer Plakate lautet: „Sei kein Arschloch!“ Es bezeichnet somit bereits jeden Vorbeigehenden automatisch erst mal als eines und eröffnet in seiner Güte die Möglichkeit, die eigene Arschlochigkeit abzulegen, wenn man nur diese Partei wählt. Psychologisch vom Allerfeinsten.

Wir selber können aus diesen Kampagnen also den Spin machen, den Mitmenschen auf witzige Weise zu vermitteln, dass die Politik von heute mehr denn je einfach einen an der Klatsche hat. Von der Partei der Vernunft (PdV), die genug Unterstützung gewinnen konnte, um für Europa anzutreten, habe ich bislang nur das interessante Rebranding des Logos mit schwarz-gelb als Signalfarben gesehen. Sollte hier ein Plakat auftauchen, sagen Sie gerne Bescheid oder schreiben es in die Kommentare.    

Quellen:

Strack-Zimmermann fragt Kritiker: „Weiß Ihr Chef, was Sie hier machen?“ (Nordkurier)

Nicht mit uns, Frau Ministerin! Finger weg von rechtsstaatlichen Prinzipien! (DPolG)

Plakate zur Europawahl (CDU)

Das neue Erscheinungsbild der PdV (PdV)


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