03. Juli 2024 11:00

„Dienst an der Allgemeinheit“ Alle sollen Pflichten haben, nur nicht der Staat …

Plädoyer für eine ausgewogene „soziale Gerechtigkeit“

von Axel B.C. Krauss

von Axel B.C. Krauss drucken

Artikelbild
Bildquelle: Ljupco Smokovski / Shutterstock Dienstpflichtvorschlag für Rentner: Boomer sind begeistert …

Fällt Ihnen an den Argumenten, Bürgen stets für irgendetwas „verpflichten“ zu wollen, etwas auf? Richtig: Es herrscht nicht nur eine krasse, sondern schon beinahe astronomische Kluft zwischen den Verantwortlichkeiten von Bürgen und Staat.

So schrieb Kristina Schröder, ehemalige Bundesministerin für Familie, Frauen, Senioren und Jugend (erstaunlich, wofür man alles zuständig sein kann), in einem Gastbeitrag für die „Welt“ am 24. Juni: „Infrastruktur, Rente, Energiepolitik, Migration: Wir türmen seit 20 Jahren ungelöste Probleme auf, die wir der Generation Z vor die Füße kippen. Und diese Jugend soll jetzt ein soziales Pflichtjahr leisten? Warum ziehen wir nicht Ältere zum Dienst an der Gesellschaft heran?“

Ich bin mir ziemlich sicher, dass der sprachliche Trick laut genug polterte, um schnell bemerkt zu werden. Hoffentlich. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich empfinde dieses „Wir“ mittlerweile nicht nur als Zumutung, sondern als regelrechten Schlag in die Fresse.

In einem Artikel vom selben Tag hieß es („Ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr – sogar für Ältere? Diese Möglichkeiten hat der Staat“): „Die CDU will ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für junge Leute einführen. Und auch ein Vorstoß, ältere Menschen zum sozialen Dienst heranzuziehen, kursiert. Doch welche Möglichkeiten hat die Politik überhaupt, bestimmte Bevölkerungsgruppen zu verpflichten?“

Die Frage ist falsch gestellt. Sie muss lauten: Welche Möglichkeiten haben denn die Bürgen, Politiker endlich für fatale Fehlentscheidungen zur Rechenschaft ziehen zu können? Vor allem dann, wenn diese Fehlentscheidungen eine Reihe bilden, neben der sich selbst eine Show wie „Unser Sandmännchen“ mit stolzen 22.000 Folgen ausnimmt wie eine Mini-Serie?

Es ist bemerkenswert, wie „Infrastruktur, Rente, Energiepolitik“ und „Migration“ einfach zur Kollektiventscheidung erklärt werden, als hätten alle zugestimmt: Gerade was Energiepolitik und Migration betrifft, gerät das „Wir“ schnell zum mystischen Fabelwesen.

Es ist auch nicht ganz klar, warum ausgerechnet Ältere, derer nicht wenige dem Staat Kinder und Enkel, sprich neues Humanmaterial zur Besteuerung spendiert haben, zu einem Dienst „an der Gesellschaft“ verpflichtet werden sollen, den sie längst abgeleistet haben.

Ich habe einen besseren Vorschlag. Mehrere eigentlich. Nachfolgend einige Beispiele:

Wer die Wirtschaft eines Landes durch pathologische Spendierlaune („Morbus Credit“) in Schieflage oder gar Rezessionsgefahr bringt, Ältere unter die Armutsgrenze drückt und Neugeborene in Schuldenfallen steckt, ohne dass diese die Möglichkeit gehabt hätten, dazu ihre freiwillige Zustimmung zu erteilen, wird zu entsprechenden Diensten an der Allgemeinheit verpflichtet wie zum Beispiel Windelwechseln für Säuglinge, Fahr- und Pflegedienst oder Essenslieferungen für Alte und Gebrechliche sowie psychologische Betreuung für die durch Morbus Credit entstandenen Folgeschäden an Leib und Seele der Verarmten, Enteigneten, Belogenen und Betrogenen.

Wer junge Menschen durch willkürlich gesetz-tes Unrecht zu „Wehrdienst“ oder gar zur Teilnahme an Kriegen verpflichten will und sie dadurch einem nicht unbeträchtlichen Todesrisiko oder dem Erleiden schwerer körperlicher oder psychischer Traumata sowohl auf Seiten des „verpflichteten“ Kanonenfutters als auch der Angehörigen zwangsweise aussetzt, wird zum Aufsammeln von Leichenteilen auf Schlachtfeldern, psychologischer Betreuung der „Verpflichteten“ sowie ihrer Angehörigen, finanzieller Wiedergutmachung der entstandenen Schäden an Infrastruktur sowie Haus und Hof der Geschädigten und am Wiederaufbau selbst verpflichtet. Für den Fall, dass die offiziell vorgebrachten Begründungen für den jeweiligen Krieg gelogen waren beziehungsweise propagandistischen Charakter hatten, um dahinterliegende Motive zu verschleiern, erhöht sich die Dauer der Verpflichtung auf lebenslänglich ohne jede Möglichkeit vorzeitiger Entlassung aus dem Wiedergutmachungsdienst.

Wer ungefragt Menschen aus anderen Kulturen in großer Zahl unter Vorspiegelung falscher Tatsachen („hochqualifizierte Zuwanderung zur Sicherung der Rentensysteme“) ohne Berücksichtigung der aus etwaigen kulturspezifischen Differenzen oder gar Inkompatibilitäten möglicherweise resultierenden sozialen Spannungen ins Land holt und dadurch eine zunehmende Zahl an mittelschweren, schweren oder gar tödlichen Verletzungen durch Hieb- und Stichwaffen auch auf Seiten der eigenen Bevölkerung auslöst, wird zur Bezahlung der medizinischen Versorgung der Opfer oder – im Todesfall – zur Übernahme der Bestattungsgebühren sowie aller anderen damit verbundenen Kosten verpflichtet.

Schlussendlich und zur Wahrung der „öffentlichen Gesundheit“ sowie aus ästhetischen Gründen: Wer kontinuierlich leere, bedeutungslose, beliebig austauschbare oder gar frei erfundene oder betrügerische politische Phrasen durch den Mund furzt und seine Mitmenschen dadurch einer immensen Geruchsbelästigung aussetzt, ohne sie vorher um Erlaubnis gebeten zu haben, wird so lange zur Ausbringung von Duftbäumchen verpflichtet, bis zumindest der Eindruck frischer, atembarer Luft wiederhergestellt ist.

Bis nächste Woche.


Sie schätzen diesen Artikel? Die Freiheitsfunken sollen auch in Zukunft frei zugänglich erscheinen und immer heller und breiter sprühen. Die Sichtbarkeit ohne Bezahlschranken ist uns wichtig. Deshalb sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Freiheit gibt es nicht geschenkt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit.

PayPal Überweisung Bitcoin und Monero


Kennen Sie schon unseren Newsletter? Hier geht es zur Anmeldung.

Artikel bewerten

Artikel teilen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.

Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.