Schützenhilfe durch: Edeka-Pächter im Osten: Der tapfere Kaufmann
Wie ein paar Einzelhändler der politischen Vereinnahmung trotzen
von David Andres
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Sebastian Becker. Heiko Grunert. Die nicht näher benannten Teams von Edeka-Bienek aus Halberstadt und von Nah und Gut Schmidt in Bockau. So heißen die wenig prominenten Menschen, denen die Schützenhilfe in diesem jungen September nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen gewidmet ist. Ehrbare Kaufleute, die in den neuen Bundesländern (auch denen, in denen nicht gewählt wurde) Filialen der Supermarktkette betreiben und sich öffentlich gegen die politische Werbekampagne ihres Mutterunternehmens aussprachen, die an den Vortagen der Wahl in einigen großen Tageszeitungen veröffentlicht wurde und im Internet viral ging.
„Blau ist keine gute Wahl“, lautete der Slogan. Zu sehen waren Obst- und Gemüsesorten abseits der bösen Farbe. Denkende Menschen mit Resthumor schrieben den Hinweis auf das sehr gesunde Superfood namens Blaubeeren in die Kommentare auf Social Media. Manch systemtreuer Mensch hingegen entblödete sich nicht, allen Ernstes „die Wissenschaft“ zu zitieren, die uns aufzeige, dass „die Natur“ uns in freier Wildbahn durch die Farbe Blau ebenfalls signalisiere: „Finger weg, giftig!“ Ein weiterer Schlagabtausch, der mir beim Wischen durch Instagram unter die Augen kam, lief zwischen einem von „uns“, der anmerkte, dass Edeka sich auch 1933 schon dem aktuell herrschenden Zeitgeist angepasst hätte und einem, der daraufhin entgegnete, damals hätte es noch keine Vergangenheit gegeben, aus der man hätte lernen können. „Genau“, will man diesem wahrscheinlich mRNA-geschädigten Denker zurufen, „außer der eigenen Vergangenheit als Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler.“
Die Kampagne gegen die AfD zu unterstützen, kostet Pächter der Supermarktkette sowie die „Social Justice Warrior“ im Netz gar nichts. Gäbe es schließlich tätliche Angriffe von rechts gesinnten Randalierern auf Geschäfte, die kurzfristig das Blau meiden, hätten wir es mitbekommen, durch mehrere Titelblätter in „Stern“, „Spiegel“ und „Süddeutscher Zeitung“ sowie stundenlange Reportagen in den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern. Umgekehrt allerdings beweisen Sebastian Becker, Heiko Grunert sowie die Teams von Edeka-Bienek aus Halberstadt und von Nah und Gut Schmidt in Bockau sehr viel Mut. Denn obwohl sie sich ja nicht für die AfD aussprechen, sondern nur gegen (!) die ideologische Vereinnahmung („Ich bin Lebensmitteleinzelhändler, kein Politiker…“), machen sie sich damit zu Zielscheiben linker Schlägertruppen – Handlangern eines neuen Faschismus, wenn man diesen nicht als „Software“ eines bestimmten Inhalts definiert, sondern – wie Ulrike Guerot – als die generelle Struktur der Ausgrenzung und Bedrohung Andersdenkender.
Die Wahlergebnisse der verbotenen Farbe bei den nun vergangenen Landtagswahlen mussten selbst die Mainstream-Medien als „historisch“ bezeichnen. Die sächsische CDU gab bereits durch die knallrote Blume zu, wahrscheinlich schleunigst mit Sarah Wagenknecht koalieren zu wollen, um zur Rettung der Demokratie den Willen des Souveräns wie gewohnt zu ignorieren. Die Kampagne von Edeka wird der AfD keine Stimme gekostet und wohl eher noch ein paar beschert haben. So sieht sie aus, die Quittung, die seit einigen Jahren übrigens auch auf blauem Thermopapier ausgegeben wird.
Quellen:
„Blau ist keine gute Wahl“ – Marktbetreiber rebellieren gegen Edeka-Kampagne (Welt)
Ulrike Guerot erklärt: Was ist Faschismus und wer sind heute die Faschisten? (Deutschlands Wahnsinn)
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