30. Oktober 2024 06:00

US-Präsidentschaftswahlkampf Tollkühne Männer mit Bodyguards

Präsidenten, Revolver und Special Agents

von Oliver Gorus

von Oliver Gorus drucken

Artikelbild
Bildquelle: Michael Candelori / Shutterstock Secret Service: War bei Trumps Schutz nun bereits zweimal sehr nachlässig …

Am 5. November findet wieder die Wahl zum gefährlichsten Job der Welt statt. Der dann gewählte US-Präsident wird der 47. seit dem Unabhängigkeitskrieg sein. Auf die 46 bisherigen Präsidenten wurden bislang 23 Attentate verübt, vier davon waren erfolgreich im Sinne des Attentäters: Abraham Lincoln, James A. Garfield, William McKinley und John F. Kennedy wurden jeweils während ihrer Präsidentschaft erschossen.

Die Chance, während einer Amtszeit Ziel eines Attentatsversuchs zu werden, liegt also für einen US-Präsidenten bei 50 Prozent, jedes sechste Attentat ist erfolgreich. Es braucht schon eine gewisse Tollkühnheit, sich um diesen Job zu bewerben!

Donald Trump ist tollkühn genug, er versucht es bereits zum dritten Mal und wurde in diesem Jahr bereits zweimal Ziel eines Mordversuchs. Dass er die Schüsse in Butler, Pennsylvania, durch eine kleine zufällige Kopfbewegung im genau richtigen Moment überlebte, ist ein Wunder.

Die Tatsache, dass Trumps Gegnerin im Wahlkampf, Harris, vor lauter Verzweiflung über ihren Rückstand in Umfragen zum höchst unmoralischen Mittel greift, Trump mit Hitler zu assoziieren, und damit kaum verdeckt die Anregung in die Welt setzt, ihn zu ermorden, ist eine ethische Bankrotterklärung, die Harris endgültig für das Amt disqualifiziert – als ob ihre fehlenden kommunikativen Fähigkeiten noch eine Ergänzung durch ihre charakterlichen Defizite gebraucht hätten.

Die bange Frage vieler ist nun, ob der Secret Service in der Lage ist, Donald Trump vor weiteren Attentatsversuchen zu schützen. Diese fast 160 Jahre alte Bundesbehörde der Vereinigten Staaten wurde eigentlich gegründet, um Geldfälschern das Handwerk zu legen. Das ist auch der Grund, warum die Behörde dem Finanzministerium angegliedert ist. Allerdings wurde die Eigenschaft der Beamten des Secret Service, als Einzige bewaffnet im gesamten Gebiet der Vereinigten Staaten Ermittlungen wegen Verbrechen aller Art durchführen zu dürfen, damals oft und gerne von verschiedenen staatlichen Institutionen genutzt. Beispielsweise lieh um 1870 das Justizministerium Spezialagenten des Secret Service aus, um die erste Generation des Ku-Klux-Klan zu zerschlagen.

Aber der Schutz der Präsidentenfamilie gehörte damals noch nicht zu den offiziellen Aufgaben des Secret Service. Das kam erst nach dem dritten US-amerikanischen Präsidentenmord dazu.

Im Jahr 1900 wurde William McKinley zu seiner zweiten Amtszeit als US-Präsident gewählt. Im gleichen Jahr wurde der italienische König Umberto I. von einem italienischstämmigen US-Amerikaner erschossen, als Vergeltung für die Ermordung von unbewaffneten Demonstranten, die vor dem Königspalast gegen überhöhte Weizenpreise protestiert hatten. Ein polnischstämmiger Amerikaner wurde nach eigenen Worten von diesem Attentat inspiriert und er nahm sich vor, seinerseits auch ein Staatsoberhaupt zu ermorden. So dumm und verrückt sind manchmal wohl die Motive, einen US-Präsidenten aufs Korn zu nehmen.

Der Inspirierte kaufte sich einen Revolver und reiste nach Buffalo, weil Präsident McKinley dort zu einer Messe erwartet wurde. Er gab vor, ihm bei einem Empfang die Hand schütteln zu wollen, und schoss ihm stattdessen in Brust und Unterleib. Eine der beiden Kugeln konnte nicht gefunden und entfernt werden, weshalb McKinley neun Tage später daran starb. Der Attentäter begründete seine Tat mit dem Satz: „Ich tötete den Präsidenten, weil er der Feind der guten Menschen war.“ Nun ja, das ist ein höchst mittelmäßiges Argument. Er wurde sechs Wochen später nach einem kurzen Prozess auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet, sein Leichnam wurde mit Schwefelsäure zersetzt.

McKinley war offensichtlich nicht gut genug geschützt gewesen, obwohl ihn drei Secret-Service-Agenten begleitet hatten, allerdings ohne offiziellen Auftrag und damit ohne Rechtsgrundlage. Der Kongress beauftragte darum direkt nach diesem Präsidentenmord den Secret Service mit der dauerhaften offiziellen Aufgabe, den Präsidenten und seine Familie zu schützen, und zwar auch nach den Amtszeiten, für den Rest ihres Lebens.

Teddy Roosevelt, der Vizepräsident McKinleys, der als dessen Amtsnachfolger nachrückte, war nicht nur der bei Amtsantritt jüngste Präsident, sondern somit auch der erste, der offiziell vom Secret Service beschützt wurde. Die Special Agents konnten allerdings nicht verhindern, dass Roosevelt bei einer Wahlkampfveranstaltung nach seiner Amtszeit von einem Wahnsinnigen angeschossen wurde. Roosevelt bestand übrigens darauf, seine Rede zu beenden und sprach noch weitere 60 Minuten – mit einer Kugel in der Brust.

Wenn Donald Trump am 5. November gewählt wird, wird er der älteste Amerikaner sein, der jemals das Amt des US-Präsidenten antritt. Hoffentlich schafft es der Secret Service mit seinen 3200 Personenschützern und Ermittlern, ihn für den Rest seines Lebens vor Verrückten, Inspirierten und gedungenen Mördern zu schützen – die Stimmung in der polarisierten amerikanischen Gesellschaft ist derzeit so aufgeheizt, dass der innere Frieden der USA davon abhängen dürfte.


Sie schätzen diesen Artikel? Die Freiheitsfunken sollen auch in Zukunft frei zugänglich erscheinen und immer heller und breiter sprühen. Die Sichtbarkeit ohne Bezahlschranken ist uns wichtig. Deshalb sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Freiheit gibt es nicht geschenkt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit.

PayPal Überweisung Bitcoin und Monero


Kennen Sie schon unseren Newsletter? Hier geht es zur Anmeldung.

Artikel bewerten

Artikel teilen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.

Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.