Top Spin: Jaguar: Der große Sprung ins Nichts
Wie das Rebranding von Jaguar zwecklos für Aufruhr sorgt
von David Andres
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Die große Katze springt nicht mehr. Sie alle haben das Logo von Jaguar noch vor Augen, den dynamischen Sprung des Tieres über einer zwar alten, aber weiterhin überzeugenden Schrifttype. Jetzt ist da kein Raubtier mehr, und vor den ungläubigen Augen der Öffentlichkeit steht ein Schriftzug, von dem kürzlich ein „Influencer“ auf Instagram nachwies, dass er bloß eine Variante der Schrift des Staubsaugerherstellers Dyson ist, herstellbar in wenigen Minuten.
„Copy nothing“, nennt der Konzern seine Kampagne, seinen Neustart, und sein junger Chef ist auf einer Veranstaltung zu sehen, wo er auf dem Podium stolz darüber spricht, was Jaguar heute ausmache. Das inklusivste Autounternehmen wollen sie sein, allein sechzehn Teams für „DEI“ habe man im Hause, also „Diversity, Exquity and Inclusion“. Auf X bringt Elon Musk die Lage süffisant auf den Punkt, indem er fragt: „Do you sell cars?“
Der Neustart des britischen Herstellers, der 1922 in England gegründet wurde, dreht sich vor allem um seinen Werbeclip, ein neues, rund dreißigsekündiges Imagevideo. Ein Fiebertraum der Farben mit queeren Gestalten, die sich nicht entscheiden können, ob sie ihre mimische Mischung aus androidenhafter Emotionslosigkeit und latenter Verbitterung eher auf der „Fashion Week“ oder auf der „Documenta“ aufführen wollen. Falls Sie es noch nicht gesehen haben, klicken Sie unten bei den Quellen auf den Link und schauen Sie es sich an, bevor Sie weiterlesen.
Fertig?
Geschaut?
Falls es Sie nun in den Fingern juckt, irgendwo im Netz Ihrem Ärger und Ihrer Irritation Luft zu machen – sparen Sie sich die Zeit. Hunderte von „Influencern“ haben das bereits getan und tun es noch. Allein auf Instagram findet sich von einfachen „Reaction“-Videos bis hin zu hochwertig produzierten Abschiedsvideos von der Marke (die selber ganze Kampagnen sind) alles, was an Lästerei und Widerstand gegen das woke Rebranding möglich ist.
Aus Marketing-Sicht hat Jaguar damit ein Ziel selbstverständlich erreicht – schon seit Langem wurde nicht ansatzweise so viel über die Marke gesprochen. Es gibt keine schlechte Publicity im Kampf um die Aufmerksamkeit, das stimmt durchaus. Aber wenn wir die nach überzuckertem Latte Macchiato riechenden Räume des Marketings verlassen und zu den armen Verkäufern in die Filialen gehen, was finden wir dort? Wird die Umwertung aller Werte, die Vernichtung der bisherigen Geschichte, der große Sprung nach vorn oder dorthin, wo Jaguar vorn vermutet, tatsächlich zu besseren Verkäufen führen?
Um diese Frage zu beantworten, müssen Sie eins wissen, das dieses irrwitzige Rebranding in einem anderen Licht erscheinen lässt – Jaguar, dieses Sinnbild für Eleganz und Kraft, will ab 2025 nur noch Elektroautos verkaufen.
Und nun helfen Sie mir mal in den Kommentaren. Gibt es da draußen, vor den Schaufenstern der Autohäuser und den Rechnern, auf denen die Werbung läuft, tatsächlich eine Armee solventer, mitteljunger Menschen, die in religiöser Verzückung auf Wokeness reagieren und sich zugleich nichts sehnlicher wünschen als einen elektrischen Jaguar? Oder existiert diese Kundengruppe überhaupt nicht und der große Sprung nach vorn ist auch für dieses Unternehmen ein großer Sprung ins Nichts?
Quellen:
Jaguar | Copy Nothing (Originalclip)
Gutfeld: Jaguar has more DEI than designers amid 'woke' rebrand (Fox News)
Auto-Kampagne: Jaguar bricht mit Tradition – Wokes-Wunder oder Desaster? Ulf Poschardt kommentiert! (Welt)
Jaguar wird ab 2025 rein elektrisch und Land Rover bekommt mehr Submarken (Elektroauto-News)
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