27. November 2024 10:00

Meinungsfreiheit Mit Robert auf Larifari-Safari auf Elons Zensurportal

Ein Lehrbeispiel für sinnlose Energieverschwendung

von Axel B.C. Krauss

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Bildquelle: Roman Samborskyi / Shutterstock Völlig sinnlose Energieverschwendung: Beleidigungen und Co

Obwohl ich kein Freund des Magazins „Stern“ bin, traf ein am 25. November 2024 veröffentlichter Artikel auf dessen Website um die skurrile Schwachkopf-Mütchenkühlerei den Nagel auf den Kopf: „Sollten Politiker Beleidigungen anzeigen oder nicht? Die Debatte über diese Frage führt am Kern des Problems vorbei. Denn die Meinungsfreiheit ist an anderer Stelle bedroht.“

Jap. So ist es. Sie ist massiv in Gefahr. Erst recht auf dem Shadowban- und Reichweitenbeschränkungsportal „X“ selbst, wo das Corpus Delicti, eine an Robert Habeck gezwitscherte Schmähung, dem Adressaten so sehr ins Auge gesprungen zu sein scheint, dass er den Delinquenten seinen Unmut mit einiger Staatsmacht deutlich spüren ließ.

Sinnlose Energieverschwendung. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Und zwar auf beiden Seiten dieses schlicht und ergreifend kindischen Konflikts. Ist es verständlich, wenn jemand, egal, ob Politiker oder nicht, auf Beleidigungen auch mal wütend reagiert? Klar. Muss man deshalb gleich zum Holzhammer greifen, so wie geschehen? Nein. Ist es umgekehrt verständlich, wenn einem Mitglied der politisch zunehmend drangsalierten Bevölkerung eben auch mal der Geduldsfaden reißt? Sicher.

Doch – und darüber wurde mal wieder so gut wie gar nicht diskutiert, leider – bringt es etwas, auch nur irgendetwas, auch nur das allerkleinste bisschen, ausgerechnet auf einem scheinfreien Portal wie „X“, dessen einziger Zweck heute darin besteht, algorithmisch kontrollierte (und gezielt geförderte) Opposition als vermeintlich letzte verbliebene „Bastion“ der „Redefreiheit“ auszugeben, die eigenen Nerven unnötigerweise dadurch zu strapazieren, durch persönliche Angriffe und Beleidigungen auch noch Strafverfahren und damit Kosten zu riskieren?

Bringt es etwas, in einer „Sandbox“ – oder einem „Honeypot“ – die Wut im Bauch Gassi zu führen, obwohl doch vollkommen klar ist, dass man damit absolut nichts – überhaupt nichts – bewegt? Nichts erreicht? Nichts verändert? Ich meine: gar nichts? Falls jemand einen Sinn darin entdecken sollte, bitte gleich in Harz gießen und ab ans nächste Naturkundemuseum.

Falls jemandem die Begriffe nichts sagen: In der IT-Fachsprache versteht man unter einer „Sandbox“ oder einem „Honeypot“ eine Falle für Hacker. Stellen Sie sich vor, sie wollten in ein Firmennetzwerk einbrechen, um dort Daten zu stehlen. Und angenommen, es gelänge ihnen sogar. Dann bestünde allerdings die Möglichkeit, dass sie gar nicht ins eigentliche Netzwerk vorgedrungen sind, sondern nur in eine „kontrollierte Umgebung“, ein virtuelles Netzwerk im Netzwerk, in dem sie dann herumfuhrwerken können, wie Sie lustig sind – ohne echten Schaden anzurichten. Das ist ein „Honeypot“ oder eben eine „Sandbox“. Der Hacker glaubt in diesem Fall also nur, das System geknackt zu haben – in Wahrheit tobt er sich in einem „Sandkasten“ aus, in dem als Lockmittel vielleicht ein paar scheinbar interessante Informationen zu finden sind, aber keine wirklich relevanten.

Nach genau demselben Prinzip funktioniert X, ehemals „Twitter“. Dort können Menschen so lange glauben, sie seien „frei“ und ihre Stimme habe echtes Gewicht, wie sie mögen, ja, bis sie alt und grau sind – um sich regelmäßig zu „wundern“, warum ein bisschen Gezwitscher schon wieder keinerlei realpolitische Veränderungen erwirkte. Wie gemein. Da tweetet man sich die Finger wund, aber diejenigen, die dieses Honigkuchenpferdchen durch die Arena der sozialen Schwätzwerke führen, wohlwissend, dass es nicht mehr als ein virtuelles Ventil an einem in vielerlei Hinsicht gekauften Teekesselchen ist, scheren sich nicht darum. Wer hätte das gedacht.

Fragen Sie mich bitte nicht, warum ich darüber überhaupt noch Worte verliere. Es kann doch nicht so schwer zu verstehen sein: Irgendwelche Politiker zu beleidigen, es sei noch einmal wiederholt, bringt: nichts, nada, null, niente, nothing, rien. Ab-so-lut nichts. Viel sinnvoller wäre es beispielsweise, statt bloßer Beschimpfungen vielleicht ein paar Links zu richtig guten Artikeln über die Hintergründe der „grünen“ Politik zu verbreiten – aber bitte nicht in einem kontrollierten Sandkasten wie X, denn dort würde sowas ja schnell algorithmisch „eingehegt“ …

Dem Ganzen wird – wenig überraschend – die Zirkuskrone aufgesetzt, wenn gewisse alternative Desinformanten, die ebenso gekauft sind wie X, ihren Mitmenschen, und zwar ganz buchstäblich, zum x-ten Male ein X für ein U vormachen wollen. So schrieb einer der schlimmsten (und lustigerweise ungeschicktesten) von ihnen neulich dazu wieder, mit dem Kauf von Twitter sei „etwas revolutionär Neues“ geschaffen worden, ein Ort, „wo Meinungsfreiheit und Diskussion stattfindet“.

Naja, ganz falsch ist das nicht. Es ist in der Tat re-volutionär, sofern man darunter eine Rückkehr zu stalinistischen Methoden verstehen will: Unerwünschte Meinungen eher „subtil“ durch Algorithmen in der Reichweite zu beschränken, das gab es im Stalinismus tatsächlich noch nicht. Da wurden nur Fotos retuschiert. Heute User, weltweit.

Bis nächste Woche.


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