Maga ist gaga: Es ist und bleibt ein Gefolgschaftskult
So wie jeder andere Führer- und Herrschaftskult auch
von Axel B.C. Krauss
Ich danke meinem Kolumnisten-Kollegen Manfred Maggio mal wieder von Herzen für seine Worte. Sie wirkten wie Balsam auf der „alternativ“ vertrumpten Seele: „Trump und die AfD sind aus dieser Perspektive gesehen höchstens Retter der Herrscherkaste und ähneln Handschuhen, die man den Sklaven gibt, damit sie besser arbeiten können.“
Handschuhe, ja. Oder auch: Teekesselchen-Ventil. Die US-Eliten sind ja nicht blöd und wussten sehr genau, dass sie nach all den gekauften Kandidaten – eine Reihe, die sich über einen Zeitraum von etwas mehr als hundert Jahren erstreckte, von Wilson bis Obama – nicht mehr einfach damit davonkämen, die nächste trilaterale CFR- oder Bones-Puppe ins Weiße Haus zu pflanzen. Wie auch immer: Hauptsache, ein denkfabrizierter Präsidentenaufsteller, der nach allen Regeln der Datensammelkunst genau das ausspuckt, von dem man glaubt, dass die Steuerwollepflücker es hören wollen. Trump war da übrigens keine Ausnahme. Eine ehemalige Mitarbeiterin von Facebook sagte einmal, seine Äußerungen in den sozialen Netzwerken wirkten auf sie, Zitat, „wie der perfekte opportunistische Algorithmus“.
Natürlich hatte man im Vorfeld evaluiert, womit Amerikaner am unzufriedensten sind. Aus diesen Daten, unter anderem ausgewertet von der berüchtigten Firma „Cambridge Analytica“ (inklusive nachfolgendem Skandal), zog man entsprechende Schlüsse. Heute lassen sich solche Nudging-Prozesse durch KI noch weiter vereinfachen. Man sammelt einfach die beliebtesten politischen Positionen und packt sie in Tweets und Facebook-Posts. Tipp am Rande: Wer sich für die Geschichte der computergestützten Wählermanipulation interessiert, lese unbedingt das Buch „If/Then. How the Simulmatics Corporation invented the Future“ der amerikanischen Geschichtsprofessorin Jill Lepore. Nach der Lektüre versteht man sehr viel besser, mit welchen Methoden US-Wähler (allerdings nicht nur sie) schon seit vielen Jahrzehnten an der Nase herumgeführt werden.
Über die eigentlich ganz einfache Psychologie des Maga-Kults („Make America Great Again“) hatte ich mich ja schon früher ausgelassen. Sie ist wirklich nicht schwer zu verstehen und lässt sich in den brillanten Worten zusammenfassen, die Regisseur Denis Villeneuve in seinem zweiten „Dune“-Film Pauls Freundin Chani in den Mund legte (siehe dazu meine Rezension auf ef online): „Wenn du Menschen kontrollieren willst, erzählst du ihnen, ein Messias wird kommen. Dann warten sie. Jahrhundertelang“.
Nun, Jahrhunderte mussten Anhänger der Q-Sekte – und es ist eine klassische, typische Sekte, ein Massenformierungs- und Gefolgschaftskult – nicht warten, denn schon in der ersten Amtszeit war das Kabinett des „Outsiders“ gespickt mit, nun ja, lauter Insidern. Dasselbe gilt für sein zweites designiertes Kabinett: Insider reiht sich an Insider, Technokrat reiht sich an Technokrat – zum Beispiel Peter Thiel und Elon Musk, die seit ihren PayPal-Tagen Best Buddies sind (sog. „PayPal-Mafia“) und sich deshalb in der neuen Regierung in Stellung bringen, weil sie sich davon fette Regierungsaufträge erhoffen.
Allerdings vermied man dieses Mal den Fehler, die Q-PsyOp aufwärmen zu wollen. Eine kluge Entscheidung, denn noch mal wären so viele Menschen eher nicht darauf hereingefallen. Wie gesagt, simple Psychologie: Du brauchst selber nichts zu unternehmen. Sondern nur zu warten (Schlüsselwort „warten“) und darauf zu vertrauen, dass der Messias mit seinem „geheimen Team“ alle Bösen verhaften wird. Also halt die Füße still, bis auch diese Administration dich enttäuscht haben wird. Wie Maggio völlig richtig feststellte: Retter der Herrscherkaste. Das System von Herrschaft selbst wird dabei natürlich nie infrage gestellt – es geht immer nur um wechselnde Personalien und das daran geknüpfte „Hoffnium“, wie James Corbett es einmal vortrefflich ausdrückte („Hopium“).
Zuweilen treiben solche Kulte oder Sekten wahrlich bizarre Blüten. Ein amerikanisches Hirnwäscheportal namens „The Gateway Pundit“ veröffentlichte neulich einen Artikel, dem zufolge in Trumps zweiter Amtszeit ein „Alignment“, also eine Ausrichtung von fünf oder sechs Planeten unseres Sonnensystems, für eine „Neuordnung des Universums“ sorgen werde.
Ich füge hinzu: nicht nur dieses Universums. Auch das DC-, Marvel- und Star-Wars-Universum werden jetzt wieder großgemacht. Was aber nur dann gelingen wird, wenn der Pluto in Konjunktion mit dem fünften Menstruationszyklus des Halley’schen Kometen dafür sorgt, dass auf der Erde – nämlich in der deutschen Stadt Kassel – eine mit Erdnussbutter bestrichene Tarotkarte, die den Joker zeigt, auf ihre unbestrichene Seite fällt, nachdem ein Zauberer mit abstehenden Ohrläppchen dreimal hintereinander folgenden Spruch aufsagte, und zwar fehlerfrei: „Im dichten Fichtendickicht picken dicke Finken tüchtig.“
Ja, das war albern. Aber wie soll man so ein erschreckendes Ausmaß an Irrationalität noch ertragen? Jetzt wird schon Astrologie verwurstet und statt sich auf ganz irdische Probleme zu beschränken, nicht nur Amerika, sondern das ganze Universum getrumpt.
Es genügt eigentlich voll und ganz, sich auf die Erkenntnis auszunüchtern, dass seit über hundert Jahren die US-Politik, sowohl im Inneren wie auch Äußeren, von einer mächtigen und finanzstarken Oberschicht bestimmt wird. Das ist nun mal so, und alles Gerede von der US-„Demokratie“ ändert nichts daran. Wie Frank Zappa einmal sarkastisch bemerkte: US-Politik ist die Unterhaltungsabteilung der Rüstungsindustrie. So witzig das klingen mag, ist es leider etwas zu kurzgefasst: Politik ist das Reality-TV der Macht. Die Kardashians der Oligarchie, sozusagen. Wie die Universität Princeton bereits 2012 bemerkt hatte: „America is an Oligarchy, not a Democracy anymore.“ Trump weiß das natürlich – gerade er als Showman, der er ja ist.
Vorerst bleibt die Frage bestehen, warum Trump so viele Technokraten und vor allem Krypto-„Zaren“ in seiner Regierung haben will. Eine mögliche Antwort darauf lautet, dass die Kryptowährungen regelrecht „gekapert“ werden sollen (und teilweise auch schon wurden, wie zum Beispiel „Tether“) –, um die US-Staatsschulden zu refinanzieren. Darauf im Detail einzugehen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen – dazu an anderer Stelle vielleicht mehr.
Bis nächste Woche.
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