22. Februar 2025 22:00

Filmempfehlung „Wir sind im Auftrag des freien Marktes unterwegs!“

Jake und Elwood als libertäre Helden

von Anne-Sophie Chrobok

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Bildquelle: Stefano Chiacchiarini ’74 / Shutterstock Kultfilm der 80er Jahre: „Blues Brothers“

„Was ist dein Lieblingsfilm?“ Diese Frage wurde neulich auf meiner Arbeit zu mir getragen. Und hat einen Schweißausbruch in mir verursacht. Mein Lieblingsfilm? Ein Film unter den zig Millionen zu nennen, der der Beste der Besten ist? Unmöglich! Immerhin kommt es ja irgendwie aufs Genre an. Ich kann „Lord of the Rings“ nicht mit „Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ vergleichen. Trotzdem halte ich beide für großartig. Ehrlich gesagt, kann ich mich noch nicht mal für den besten Film von Billy Wilder entscheiden. Ist es „Some Like It Hot“, „The Apartment“ oder doch eher „Sunset Boulevard“? Wissen Sie, was das Schöne ist, wenn solche Fragen kommen? Unvorbereitet. Nachts. Nach einer Zehn-Stunden-Schicht. Wenn Ihr Gehirn sich in einem dumpfen Watte-Zustand befindet. Sie sagen dann plötzlich etwas, ohne es zu merken. Kein Totdenken, wenn man so will. So geschehen. „Blues Brothers“ war meine Antwort. Und die Erkenntnis – es stimmt. Und wie sollte es auch anders sein? Hat der Film doch die zwei coolsten Hauptcharaktere, die man sich vorstellen kann. Den besten Musiker des vergangenen Jahrhunderts. Genauso wie die beste Stimme des vergangenen Jahrhunderts. Eine Ikone des Jazz. Und des Funks. Und des Blues. Schon allein das wäre ausreichend! Aber es wird noch besser. Tanzeinlagen, Verfolgungsjagden. Shownummern. Prinzessin Leia mit einem Raketenwerfer. Ich hoffe für den Fall, dass Sie den Film bis jetzt noch nicht gesehen haben sollten, gerade auf dem Streamingdienst Ihres Vertrauens nach dem Titel blättern. Und nun kommt noch ein Argument: Ich halte ihn für den libertärsten Film, den Hollywood jemals gedreht hat. Ich gehe sogar so weit, den Film als ein libertäres Manifest (auf vier Rädern) zu bezeichnen. Warum? Lassen Sie es mich kurz ausführen.

Fangen wir mit den Helden an. Welche Art von Helden bekommen wir in Hollywood meist präsentiert? Derzeitig herrschen wohl zwei Heldentypen vor: entweder aalglatte Weltverbesserer, die am liebsten alles verstaatlichen würden – oder unfehlbare Girlboss-Kriegerinnen, die so perfekt sind, dass selbst Chuck Norris vor Ehrfurcht erzittert. Natürlich gab es William Wallace oder V (aus V wie Vendetta). Und ja, ich weiß, auch Ayn Rands Romane wurden verfilmt. Aber all diese Helden tragen immer eine Schwermut in sich. Ihr Individualismus ist eine Reaktion – keine Verkörperung des Seins. Aber Jake und Elwood? Deren Essenz ist Individualismus. Trotz oder gerade wegen ihrer comedianhaften Überzeichnung. In jeder Szene des Films machen sie „ihr Ding“, wenn man so will. Egal, ob sie dabei von der Polizei, Nazis oder verrückten Exfreundinnen verfolgt werden. Mit keinerlei Zugeständnissen an Konsequenzen. Und wie wirken sie dadurch? Es gibt wohl nur zwei Wörter für die beiden: „verdammt cool“. Und wer wäre es nicht mit einem Spruch wie: „Steuern? Gibt’s das nicht nur in Monopoly?“

Nun haben wir zwei großartige Helden, die sich auf eine wilde Heldenreise begeben. Oder sie sind, wie es im Film immer wieder ausgedrückt wird, unterwegs „im Auftrag des Herren“. Ihr Ziel hat einen höheren Nutzen. Ein Waisenhaus zu retten, das – passen Sie auf – Steuerschulden hat und deswegen geschlossen werden soll. Schon befinden wir uns in der herrlich absurden Welt der staatlichen Übergriffigkeit, die mit ihrem Schein-Altruismus nur ihre kalte Bürokratieseele verdeckt. Und wie wollen die Jungs das machen? Es gibt nur eine Antwort: „die Band“. Oder etwas länger ausgeführt: Habe eine kreative Idee, stelle dir ein Team zusammen und arbeite dich hoch. Ich präsentiere: die ultimativen Unternehmer. Ja, ich gebe zu, manchmal mit etwas unkonventionellen Methoden. Aber hey – der Markt ist hart und da ist Kreativität gefragt.

Kommen wir zu den Antagonisten. Da Jake und Elwood nur zwei Instanzen anerkennen – dies ist zunächst Gott (oder vielleicht auch einfach nur Angst vor einer prügelnden Nonne) und dann der freie Markt –, stehen die beiden einem Haufen von Bösewichten gegenüber. Der Feind Nummer eins ist der Staat. Und zwar in all seinen Formen. Sei es als Finanzbeamter Mister Mercer oder als Streifenpolizisten, die absurde Regeln durchsetzen wollen. Wobei sich der Staat durch die Unbeugsamkeit der Helden in eine Absurdität von Maßnahmen hochschwingt, die seine eigentliche Hilflosigkeit zeigt. Jake und Elwoods totale Missachtung und Respektlosigkeit lassen den Staat in einer Unverhältnismäßigkeit reagieren, die alle Behörden ins Lächerliche zieht. Nun landen beide zum Schluss im Gefängnis und, ja, sie zahlen auch die Steuerschulden des Waisenhauses. Aber im Gefängnis machen sie das, was sie am meisten lieben: Musik. Und dies ist ja auch eine Lehre für die derzeitigen Zeiten. Egal, was der Staat dir aufzwingt – du kannst immer noch singen, spielen und dein Ding durchziehen.

Dann gibt es noch die Illinois-Nazis. Eine Gruppe von lokalen Faschisten, die in ihrer Armseligkeit kaum zu überbieten ist. Unsere Helden lösen das Problem pragmatisch, denn sie haben erkannt, dass Faschisten keine ernstzunehmenden Gegner sind, sondern unfreiwillige Witzfiguren. Kollektivismus in seiner Reinform – egal, ob von links oder rechts – ist einfach nur lachhaft.

Vergessen wir auch nicht die Countryband „The Good Ol’ Boys“ – ein Symbol für die Sperrigkeit von Monopolen und dafür, dass der freie Markt sich durchsetzt. Es mündet in eine Verfolgungsjagd aus purem Groll – nicht, weil die Band betrogen wurde, sondern weil der freie Markt funktioniert hat und das Publikum lieber Blues hören wollte. Mit der Erkenntnis, dass Monopole dann doch irgendwann abgehängt werden. Von der Zeit. Oder halt dem Bluesmobil.

Zuletzt wäre da noch Carrie Fisher, die aus verletzten Gefühlen heraus versucht, Jake mit „leicht“ übertriebenen Methoden zu töten. Sie ist das unkontrollierbare Chaos des Lebens. Und damit gefährlicher als alle anderen Gegner zusammen. Und wie lösen es die Jungs? Nicht mit Gewalt – sondern mit Charme und einer guten Geschichte. Und auf ihr „Warum?“ bleibt dann nur die Antwort von Elwood: „Wir sind halt Musiker.“

Und was ist das Fazit nach 90 Minuten totalem Chaos? Dass man Sonnenbrillen wirklich immer tragen kann? Dass man sich nie, wirklich nie von einem Finanzbeamten den Spaß verderben lassen sollte? Oder dass man auf die Absurdität des Staates nur mit pragmatischer Coolness reagieren sollte? Egal, was es für Sie ist, ich werde heute meinen Tag mit Blues beginnen, mir meine Sonnenbrille aufsetzen und tun, was getan werden muss. Und wenn die Bürokratie dich jagt? „Hit it!“


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