Weiter so!: Wahl 2025 zum alten Bundestag
Und warum ich auf ein Beweisbündnis hoffe, ohne blaue Flecken zu erwarten
von Axel B.C. Krauss
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Nun steht er also wieder, der alte Bundestag. Schland hat gewählt. Über die Gründe für dieses Wahlergebnis ist genug geschrieben worden, daher kann ich mir das hier ersparen: In Deutschland, hieß es in vielen Kommentaren des Mainstreams, und das zum gefühlt ewigsten Male, gehe man eben lieber auf Nummer „sicher“ – erst recht vor dem Hintergrund „aktueller Krisen“ et cetera, et cetera.
Sollte an solchen Analysen etwas dran sein, und angesichts vergangener Wahlergebnisse glaub’ ich’s schon, wäre das natürlich ein in psychologischer Hinsicht zugleich interessantes und besorgniserregendes Ergebnis, denn es würde auf eine kollektive dissoziative Persönlichkeitsstörung „des Deutschen“ hindeuten, oder vielleicht besser: kognitive Dissonanz.
Also: Dieselbe Partei, auf deren Konto die aktuelle Lage ganz wesentlich geht, erreicht das höchste Wahlergebnis. Wenn auch mit Verlusten im Vergleich zu zurückliegenden Wahlen, aber dennoch. Dasselbe gilt für die Spezialdemokraten unter Snake Oil of Olaf, mit denen Merz, so steht es wohl zu erwarten, jetzt ein Bündnis eingehen wird, um ein „blaues Wunder“ zu verhindern. Falls es denn überhaupt eines gäbe, würde man mit der AfD koalieren.
Die Bundeswahlleiterin verkündete am 24. Februar 2025 gegen vier Uhr und zehn Minuten jedenfalls das vorläufige amtliche Ergebnis: Wahlbeteiligung: 82,5 Prozent. Kurzübersicht der Einzelergebnisse für die Parteien: CDU (22,6 %), AfD (20,8 %), SPD (16,4 %), Grüne (11,6 %), FDP (4,3 %). Auf Parteien wie „Die Linke“ (Ergebnis 8,8 %) gehe ich hier aus zwei Gründen nicht ein: Erstens fühlte ich mich durch Wahlkampfslogans wie „Wenn dein Dorf unter Wasser steht, steigen Reiche auf ihre Yacht“ intellektuell beleidigt, und zweitens habe ich momentan keine Zeit, bis nach Moskau zu reisen, um einen Blumenkranz im Lenin-Mausoleum zu hinterlegen. Entschuldigung, aber historisch hoffnungslos entzauberte ideologische Experimente unter utopistisch ideal erträumten Gesellschaftslaborbedingungen durchzuführen, ist für mich definitiv keine Lösung.
Auf der Website des „Focus“ zeigt ein „Koalitionsrechner“, welche Parteien am ehesten ein Bündnis eingehen sollten (Stand 24. Februar, 14:50 Uhr): CDU und SPD. Dieser Umfrage zufolge kämen sie zusammen auf 328 Sitze, wobei 316 für eine absolute Mehrheit erforderlich wären. Dies liefe auf eine Koalition von „Wie bisher“ mit „Wie bisher“ hinaus.
Merz hatte ja klar gemacht, dass für ihn eine Koalition mit den Blauen nicht infrage käme. Schade eigentlich. Sehr schade. Weil Wähler der Partei nämlich erst dann – und nur dann – echte Erfahrungswerte an die Hand bekommen hätten, was die ganzen Versprechungen und oppositionell gespuckten Töne wirklich wert gewesen wären. So wie bei jeder Partei, die sich in der Opposition befindet (sofern es denn immer eine ist); erst dann hätte sich gezeigt, ob die Investitionen in zahlreiche Internet-Influencer auf Telegram, X oder YouTubes ihr Geld wirklich wert gewesen wären, die der AfD unermüdlich Allheilkräfte zugeschrieben haben; erst dann hätte man erfahren, ob das Konzept der „Remigration“ nicht einfach nur ein demagogisches Vehikel zum Stimmengewinn war; und erst dann hätte man sicher sagen können, welche Rezepte die AfD gegen die diversen technokratischen Agenden von B wie Bildung bis K wie Klima und KI konkret vorgelegt hätte und ob diese von Erfolg gekrönt gewesen wären. Kurz, erst dann hätte man erfahren, ob wirklich nur diese Partei „Deutschland retten kann“.
Sollte eine Koalition aus Schwarzen und Roten Wirklichkeit werden und sollten sie die absolute Mehrheit haben (oder vielleicht doch wieder mit grüner Beteiligung), wäre das Resultat klar: Der eingeschlagene Kurs würde einfach fortgesetzt. Vielleicht mit ein paar eingesprengten „Erleichterungen“, einigen finanziellen „Wohltaten“ und „Wir sind ja nicht so“-Zugeständnissen an den gemeinen Steuerwollepflücker, aber eben nur als Quotenstreicheln, damit’s nicht zu laut wird.
Vor allem aber bleibt die spannende Frage bestehen, wie das alles eigentlich finanziert werden soll. In dieser Hinsicht wird die neue Koalition einige sehr unangenehme Fragen beantworten müssen, ob sie will oder nicht.
Bis nächste Woche.
Kommentare
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