Top Spin: Zitat der Woche: „Wäre ich Putin, würde ich 2028 kommen.“
Wie Sigmar Gabriel auch zum eigenen Vorteil ins Kriegshorn bläst
von David Andres
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„Ich mache jede Woche ein paar Veranstaltungen, die sind immer ganz gut besucht. Die Leute sind ganz still im Saal, wenn sie hören, was da auf uns zukommt.“ So erzählt’s der ehemalige deutsche Außenminister und Pop-Beauftragte Sigmar Gabriel bei Maybrit Illner und fügt noch hinzu: „Ich glaube, das wächst erst gerade.“ Dieses „was“ ist die Angst. Die Angst vor dem Krieg, die Angst vor dem Russen, die Angst davor, nicht wehrfähig genug zu sein, wenn der erste Stiefel eines Iwan deutschen Boden betritt. Wir schreiben das Jahr 2025.
„Das haben wir ja jetzt gehört“, sagt der geborene Niedersachse und geschäftsführende Vorstand der Atlantik-Brücke, „dass die Europäische Union der Meinung ist, 2030 drohe ein kriegerischer Konflikt mit Russland und deshalb werde man sich vorbereiten. Ich weiß nicht, warum wir solche Debatten führen.“
Kurz keimt Hoffnung auf bei diesem Satz, eine Millisekunde lang drängt sich der naive Junge in einem nach vorn, der nach Jahrzehnten des Daseins auf dieser Erde immer noch denkt, Menschen seien im Kern gut und vernünftig, doch dann geht’s natürlich weiter.
„Ich finde das ja richtig, dass wir das machen“, sagt Gabriel, „aber wäre ich Putin, würde ich 2028 kommen.“
Da ist sie gesetzt, die Punchline, die tagelang Schlagzeilen machen kann, und der Spin, der da lautet: Selbstverständlich sollten wir uns schuldenbasiert endlich wieder bis an die Zähne bewaffnen, aber das verrät man doch nicht ohne Not seinem Gegner.
Sicher, strategisch hat er natürlich Recht, der ehemalige Lehramtsstudent, der direkt nach dem ersten Staatsexamen, schon während des Referendariats, in die kommunale Politik einstieg. Was man vorhat, was man anschafft, welche Waffen man in petto hat – das hält man lieber geheim und opfert nicht den Überraschunsgeffekt auf dem Altar des Medienhungers. Allein, das ist ja nicht der Punkt, sondern das weitere der vielen Hörner der Kriegspropaganda, in die derzeit alle blasen, aktive Politiker wie ehemalige, sogenannte Experten und Leitmedienmacher – hat eigentlich Herbert Grönemeyer schon das Resthaar nach hinten geworfen und bei einem Konzert die totale Einheit gegen Russland gefordert? Immerhin postete Bela B von den Ärzten kürzlich eine Erinnerung an deren alten Gassenhauer „Friedenspanzer“ – fast schon ein regierungskritisches Statement.
An einer herzhaften, milliardenschweren Aufrüstung kann Sigmar Gabriel nur interessiert sein, der neben seinem Vorsitz bei der Atlantik-Brücke das große Trio als Teil der „German Group“ in der Trilateralen Kommission sowie als Vorstandsmitglied des „European Council on Foreign Relations“ voll macht. Von 2022 bis 2024 war er Aufsichtsratsvorsitzender von „Thyssenkrupp Steel Europe“, ein Amt, dass er laut Capital-Redakteur Bernd Ziesemer „mit so lautem Krach“ hinschmiss, „wie man es in der deutschen Industrie so gut wie noch nie erlebt hatte“ – im Dezember 2024 nominierte man ihn bei der „Rheinmetall AG“ für den Aufsichtsrat, dessen Mitglied er mit der Hauptversammlung im Mai 2025 werden soll.
In einem ausführlichen Gespräch mit der „Allianz“ spricht Gabriel in wohlfeiler Vernunftsimulation von dem Segen der Bürgernähe und der Einbindung der Menschen durch Bürgerräte – als Rüstungslobbyist wird er bald mehr denn je Wasser auf die Mühlen der globalen Eskalation geben. Noch im vergangenen Sommer warb er dafür, im Notfall Russland „niederzuringen“ und sagte: „Es braucht das klare Signal an Putin: Stopp diesen Krieg – oder wir tragen ihn zu dir.“
Als Sigmar Gabriel, der Russentöter, im Jahre 2018 in Anwesenheit seiner Freunde wie Peter Maffay, Scorpions-Sänger Klaus Meine oder Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt Goslar erhielt, wollten die Gäste auch „ein Zeichen für die Demokratie“ setzen. Gabriel sagte am Mikrofon: „Ich danke den Ratsmitgliedern von SPD, CDU, Grüne, FDP, Bürgerliste und Linke, dass sie dieser Entscheidung gefolgt sind. Und der AfD danke ich, dass sie es nicht getan haben.“
Quellen:
Sigmar Gabriel zur EU-Aufrüstung bis 2030: „Wäre ich Putin, würde ich 2028 kommen“ (Berliner Zeitung)
Das unerwartete Comeback von Sigmar Gabriel bei Rheinmetall (Capital)
Gabriel: „Müssen Russland niederringen“ (ntv)
Promi-Auflauf: Sie alle feierten mit Ehrenbürger Sigmar Gabriel (regionalheute)
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