08. April 2025 11:00

Top Spin: Zitat der Woche „Besucher_innen können dann mit ihrem Aufenthaltsort zugleich das individuelle Maß an Sicherheit selbst bestimmen.“

Wie die erste Stadt mittels „Gefahren-Dreiecken“ den Bürger bei der „persönlichen Risikobewertung“ unterstützt

von David Andres

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Bildquelle: Stadt Dorsten Kann man nicht mehr erfinden: Schilder statt Schutz

 „Veranstaltung“ steht auf den Schildern, darüber in einem Dreieck über dem Wort ein großes Ausrufezeichen. Das Dreieck gibt es in drei Farben – Orange, Rot und Grün. Die Farben geben das „Schutzniveau“ an, welches in einem bestimmten Bereich einer Großveranstaltung herrscht. Orange steht hierin für das „geringste Schutzniveau“, also den gefährlichsten Bereich und ausgerechnet Grün für das höchste, also den sichersten Bereich. Den zynischen Humor dieser Pointe werden die Erfinder der neuen „Gefahren-Dreiecke“ sicherlich nicht einmal bemerken.

Sie müssen das selber sehen, wenn sie dem Quellenlink unten folgen. Wie sie da stehen, stolz wie Oskar und Oskaria, der Leiter des Ordnungs- und Rechtsamtes von Dorsten, die Erste Beigeordnete, der Bürgermeister und der Abteilungsleiter Allgemeine Ordnung – die neuen Schilder in der Hand, die in Zukunft „unterschiedlich abgesicherte Gefahrenräume bei Veranstaltungen kenntlich machen“. Ich denke an die Großveranstaltungen, die ich früher als junger Mann gern besuchte, nehmen wir die Mai-Kirmes, die auch jetzt überall wieder ansteht. „Orange“ Räume waren damals sicherlich das Randgebiet von Autoscooter und Raupe, an dem die Halbstarken sich sammelten, aber auch die schlecht einsehbaren Nischen hinter den Toilettenwagen oder in den Seitengassen abseits der offiziellen Zugänge. Recht sicher schien die unmittelbare Umgebung der Kinderkarussells. Wer würde schon einen Streit beginnen mit den Eltern, den bürgerlichen Vätern? Heute geschieht die Beurteilung anders, etwa danach, an welchen Stellen Poller oder quergestellte Autos die Zufahrt durch Amokfahrer verhindern und wo die lange schon polizeibekannten, psychisch Herausgeforderten freie Bahn haben.

Wäre ich ein linker Zyniker, würde ich mir selber jetzt entgegnen: „Aber Herr Andres, Sie und ihre libertären Freunde müssten die neue ,Konzeption für eine realistisch leistbare Absicherung von Veranstaltungen‘doch befürworten. Schließlich fordert sie das ein, was Sie in ihrer staatsfreien Vision immer wollen – die Eigenverantwortung.“ Und in der Tat, so steht es in der offiziellen Presseerklärung der Stadt Dorsten. Ich zitiere wörtlich, es ist keine Satire und natürlich auch genauso gegendert: „Besucher_innen können dann mit ihrem Aufenthaltsort zugleich das individuelle Maß an Sicherheit selbst bestimmen.“

Dieser Satz muss in die Geschichte eingehen, jetzt schon, denn er bringt unfreiwillig den gesamten Zustand Deutschlands im Jahre 2025 auf den Punkt. Wir haben einen Staat mit Rekordeinnahmen, mit einem frischen „Sondervermögen“ von 500 Milliarden für „Infrastruktur“, mit einem wahrscheinlichen CDU-Kanzler – und unterm Strich müssen die Bürger dieses Staates „das individuelles Maß an Sicherheit selbst bestimmen“. Bald gibt’s dazu wahrscheinlich noch Straffreiheit bei Gewaltausübung „besonders Benachteiligter“ und das ganze trägt dann den Titel „Selbstbestimmungsgesetz 2.0“.

„Nachdem das Thema zuletzt auch kontrovers diskutiert wurde, ist diese Dorstener Konzeption nach meiner Meinung eine gute Lösung, um eine gemeinsame Linie für alle Beteiligte zu finden, die beispielgebend sein kann für Veranstaltungs- und Versammlungsformate im ganzen Land, auch bei Demonstrationen“, sagt der Dorstener Bürgermeister Tobias Stockhoff, natürlich – ein CDU-Mann. Nancy Faeser stellte derweil diese Woche die aktuelle Kriminalstatistik vor, den Offenbarungseid (siehe dazu den Beitrag von Michael Werner, Link unten). Die aktuelle Sonntagsumfrage von INSA sieht die AfD erstmals gleichauf mit der CDU, beide bei 24 Prozent.

Quellen:

Sicherheit bei Veranstaltungen (dorsten.de)

Schilder statt Schutz (Tichys Einblick)

Sonntagsfrage Bundestagswahl (wahlrecht.de)

Die Statistik des Grauens (Teil 9): Faeser auf Betäubung (Freiheitsfunken)


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