22. Mai 2025 22:00

Jetzt kaufen, nie zahlen? Klarnas Verluste verdoppeln sich – US-Kunden zahlen nicht mehr

Wirtschaftliche Unsicherheit und steigende Ausfälle bringen das BNPL-Geschäft in Bedrängnis

von Tyler Durden drucken

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Bildquelle: PJ McDonnell / Shutterstock Bezahldienst Klarna: Deutlicher Anstieg des Verlustes im ersten Quartal

In einem absoluten Schocker, den man kaum glauben würde (außer man liest „ZeroHedge“), meldete das schwedische Fintech-Unternehmen Klarna, bekannt für seine „Jetzt kaufen, später zahlen“-Angebote (Buy Now, Pay Later – BNPL), einen starken Anstieg seiner Verluste im ersten Quartal. Grund dafür ist ein Anstieg von Zahlungsausfällen und wirtschaftliche Unsicherheit in den Vereinigten Staaten.

Das Unternehmen verzeichnete für die drei Monate bis Ende März einen Nettoverlust von 99 Millionen US-Dollar – mehr als doppelt so viel wie die 47 Millionen US-Dollar Verlust im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Verschlechterung geht mit einem Anstieg der Kreditverluste bei Kunden einher, die im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 136 Millionen US-Dollar stiegen. Dies unterstreicht die zunehmende Sorge um die finanzielle Gesundheit der US-Verbraucher.

Klarnas Geschäftsmodell – zinsfreie Ratenkredite für Einzelhandelskäufe – ist in den letzten Jahren rasant gewachsen, insbesondere in den Vereinigten Staaten. Dort arbeitet das Unternehmen mit großen Einzelhändlern wie Walmart, E-Bay und DoorDash zusammen. Doch der Anstieg unbezahlter Kredite und sich wandelnde makroökonomische Bedingungen haben laut der „Financial Times“ die Aufmerksamkeit auf Klarnas Anfälligkeit für wirtschaftliche Gegenwinde verstärkt.

Die Zahlen folgen auch auf Klarnas Entscheidung, den lange erwarteten Börsengang in New York auf Eis zu legen, nachdem neue Zollankündigungen von Präsident Donald Trump die Märkte erschüttert hatten. Die Handelspolitik der Regierung hat die Inflationserwartungen verstärkt und die Konsumstimmung gedämpft – ein viel beachteter Stimmungsindex fiel in der vergangenen Woche auf den zweittiefsten Stand aller Zeiten.

Trotz der zunehmenden Ausfälle betonte Klarna die kurzfristige Struktur seines Kreditportfolios. 83 Prozent der offenen Beträge würden innerhalb von drei Monaten zurückgezahlt. In einer Stellungnahme erklärte das Unternehmen, man beobachte „Veränderungen im makroökonomischen Umfeld sehr genau“ und sei „gut aufgestellt, um sich bei Bedarf schnell anzupassen“.

Klarnas Kreditverlustquote im Verhältnis zum gesamten Zahlungsvolumen bleibt mit 0,54 Prozent vergleichsweise moderat – ein leichter Anstieg gegenüber 0,51 Prozent im Vorjahr.

Die Umsätze stiegen im Quartal um 13 Prozent auf 701 Millionen US-Dollar. Die Plattform erreichte dabei 99 Millionen aktiver Nutzer. Das Unternehmen setzt stark auf künstliche Intelligenz, um seine Abläufe zu optimieren – die Quartalszahlen wurden am Montag von einem KI-generierten Avatar des Vorstandschefs präsentiert.

Klarna hat zudem aggressive Sparmaßnahmen ergriffen und seine Belegschaft in den vergangenen zwei Jahren um 39 Prozent reduziert. Die Kosten für den Kundenservice sanken im letzten Quartal im Jahresvergleich um zwölf Prozent. Gleichzeitig hat das Unternehmen mit einem Anstieg der Finanzierungskosten um 15 Prozent zu kämpfen, die nun 130 Millionen US-Dollar betragen.

Im vergangenen Monat berichteten wir, dass immer mehr Amerikaner BNPL-Finanzierungen nutzen, um alltägliche Dinge – sogar Lebensmittel – zu bezahlen. Dies geht aus einer Umfrage von „Lending Tree“ hervor, laut der 41 Prozent der Befragten angaben, im vergangenen Jahr mit Zahlungen in Verzug geraten zu sein – ein Anstieg gegenüber 34 Prozent im Vorjahr. Etwa drei Viertel derjenigen, die zu spät zahlten, erklärten, es sei „nur etwa eine Woche oder so“ gewesen. Allerdings ist bei diesen und anderen Zahlen zu beachten, dass sie auf Umfrageantworten beruhen – nicht auf den harten Daten der BNPL-Anbieter. Angesichts der menschlichen Natur ist es plausibel, dass Befragte ihr Fehlverhalten eher verharmlosen.

Die beiden häufigsten BNPL-Kategorien sind Kleidung, Schuhe und Accessoires (41 Prozent der Nutzer) sowie technische Geräte (39 Prozent). Allerdings ist die Nutzung von BNPL für Lebensmittel stark gestiegen – 25 Prozent im Vergleich zu 14 Prozent im Vorjahr. Ganze ein Drittel der Generation Z, die BNPL nutzt, gibt an, damit Lebensmittel bezahlt zu haben. Ähnlich gaben 16 Prozent an, BNPL für Essenslieferungen oder Take-away genutzt zu haben.

Weitere Ergebnisse: Fast die Hälfte der Befragten hat bereits einen BNPL-Kredit genutzt, elf Prozent sogar sechsmal oder öfter. 23 Prozent hatten drei oder mehr gleichzeitig laufende Kredite. 53 Prozent der Männer haben BNPL genutzt, gegenüber 46 Prozent der Frauen. 64 Prozent der Angehörigen der Generation Z (18 bis 28 Jahre alt) haben BNPL genutzt, im Vergleich zu 29 Prozent der Babyboomer (61 bis 79 Jahre alt).

Information: Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von zerohedge.com zur Übersetzung bereitgestellt.


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