04. Juni 2025 11:00

Kontinuismus Gegenentwurf zum technokratisch-autoritären Akzelerationismus

Der „technopathischen“ Veloziferik mit „kontinuistisch“-konservativem Maßhalten begegnen

von Axel B.C. Krauss drucken

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Bildquelle: Anggalih Prasetya / Shutterstock Menschen: Mehr als Gehirnfunktionen und Algorithmen

Wie begegnet man einer politischen Philosophie, die alles auf Geschwindigkeit, Überrumpelung, Desorientierung und künstliche oder künstlich verstärkte Krisen („Polykrisen“) zur erzwungenen Transformation setzt? Die ihre Ziele ohne Rücksicht und Rücksprache mit der breiten Bevölkerung unbedingt erreichen will?

Spätestens seit 2020, als eine „Pandemiepolitik“, die – wie sich in den Folgejahren mehr und mehr und eigentlich wenig überraschend herausstellte – tatsächlich auf eine Strategie der Übervorteilung und Desorientierung setzte, also darauf, die Bürger möglichst schnell in ein neues Gesellschaftsmodell („Neues Normal“) zu zwingen, mehrten sich die kritischen Fragen nach Ursache und Zielsetzung der ihr offenbar zugrunde liegenden Anschauung. Vor allem das Menschenbild des „disruptiven Akzelerationismus“, der, basierend auf den technophilosophischen Wurzeln der technokratischen Bewegung, in Menschen nicht mehr sah als die sprichwörtlichen „Rädchen im Getriebe“, als Teile einer großen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Maschine, stieß auf zunehmenden Widerwillen.

Heute, fünf Jahre später, sind die ideengeschichtlichen, politischen und philosophisch-anthropologischen Wurzeln vollständig offengelegt. Mehr noch: Im Laufe meiner Recherchen dieser Zeit und nach zwei daraus resultierenden Büchern ist es keineswegs weit hergeholt, die sogenannten Globalisten unserer Zeit als „Erben“ derjenigen „sozialrevolutionären“ Strömung zu bezeichnen, die in der Ära der Französischen Revolutionen am deutlichsten und lautesten auf die Weltbühne brach und deren „Universalismus“ bezüglich ihrer Ideen sich in den folgenden Jahrhunderten zu einer globalistischen oligarchischen Schicht kondensierte, die heuer gemeinhin „Superklasse“ oder „Klasse der Superreichen“ genannt wird: all diejenigen technokratischen Multimilliardäre, die ihre beträchtliche finanzielle und somit auch politische Gestaltungsmacht dazu einsetzen, die Welt in ihrem Sinne umzugestalten und Veränderungen, die sie für unverzichtbar halten, quasi mit „Krisen-Turbolader“ einzuführen und zu konsolidieren.

Es sollte sich – hoffentlich – herumgesprochen haben, warum sich so viele – ich nenne sie mal – „Technopathen“ in der Trump-Regierung tummeln. Mit „Technopathie“ meine ich den zuweilen an Fanatismus grenzenden Glauben, jeder menschliche Lebensbereich müsse oder solle mittels Technik beziehungsweise neuer Technologien entweder kontrolliert und reguliert oder „verbessert“ werden. Dass neue Technologien seit Beginn der von Historikern so genannten „Emanzipation“ des Menschen, also seiner Erhebung aus den unmittelbaren Naturzwängen, gefördert durch Industrialisierung, Mechanisierung und Automatisierung vormals mühseliger körperlicher Arbeit, sein Leben tatsächlich verbessert haben und seine großen geistigen Potenziale freizusetzen begannen, steht außer Frage.

Der veloziferische Akzelerationismus jedoch ist zwanghaft, ja beinahe pathologisch, leidet unter einem sehr engen Tunnelblick und darf als Resultat einer dogmatischen Verknöcherung desjenigen mechanistischen Natur-, Menschen- und Wissenschaftsbildes bezeichnet werden, das am Anfang der modernen wissenschaftlich-technischen Fortschrittsbewegung stand. Einfach ausgedrückt: Ein Teil ihres „ideologischen Überbaus“ ging den „Weg alles Irdischen“ und wurde irgendwann zu einer engstirnigen Orthodoxie, einer eingefahrenen Sichtweise, die Widerspruch als rückständig, reaktionär, fortschrittsfeindlich, ja als „dumm“ und „unseriös“ betrachtete. Heute kennt man diesen Tunnelblick – unterstützt durch eine politisch-mediale Elite – unter dem Slogan „Folge der Wissenschaft!“. Und wer nicht folgt, also nicht „passt“, soll schon gar nicht mehr passend gemacht, sondern einfach gnadenlos ausgegrenzt werden: Hören Sie bloß nicht auf „Skeptiker“, „Leugner“, „Verschwörungstheoretiker“ et cetera.

David Fleming, ein Covid-19“-Skeptiker“ der frühen Stunde, entwickelte deshalb einen Ansatz, den er „Kontinuismus“ nennt. Er stellte ein „Zehn-Punkte-Programm“ auf, wie man dieser Überwältigungstaktik begegnen könnte:

„1. Die Menschheit ist kein Fehler, den es zu beheben gilt
2. Wir beanspruchen das Recht, zu bestehen und zu erinnern
3. Technologie muss die Menschheit stärken, nicht auslöschen
4. Wir kümmern uns um die Erde, ohne uns Kontrolle zu unterwerfen
5. Der Körper ist die Wurzel des Menschseins
6. Lokale Gemeinschaften sind das Herzstück des Lebens
7. Wir suchen die Wahrheit durch Aufmerksamkeit und Hinterfragen
8. Wir bauen Zusammenarbeit inmitten von Vielfalt auf
9. Wir schützen, was es verdient, zu bestehen
10. Wir sind nicht wirtschaftlichen oder technokratischen Systemen verpflichtet“

„Wir lehnen die Vorstellung ab“, so Fleming weiter, „dass nicht gewählte Eliten, Algorithmen oder globale Planer den Lauf des menschlichen Lebens bestimmen können. Diese Systeme stärken uns nicht – sie reduzieren uns auf Daten, automatisieren unsere Entscheidungen und machen uns arm, während sie vorgeben, uns zu helfen, erfolgreich zu sein. Wir müssen jetzt einen Schritt nach vorne machen. Kontinuismus markiert den Bruch. Den Neustart der menschlichen Strategie. Von Reaktion zu Kontinuität. Von blindem Vertrauen zu intelligentem Widerstand. Von Politik zu Prinzipien. Von Bewegungen zu einem Auftrag – einem Auftrag, der besagt: Die Menschheit wird weiterbestehen.“

Der letzte Satz mag etwas dramatisch erscheinen, ist vor dem Hintergrund zum Bespiel des radikalen Transhumanismus, der unbedingt auf eine „Verschmelzung von biologischer und digitaler Identität“ aus ist, allerdings durchaus verständlich. Es sollte keiner Erwähnung bedürfen, dass es so natürlich nicht weitergehen kann. Das unerträgliche Geschwätz von der „Demokratie“, deren Grundsätze doch sowieso schon seit langer Zeit völlig missachtet werden, indem die „Volksmeinung“ einfach überhört und die angestrebten Ziele sowieso durchgepeitscht werden sollen, das gnadenlose „Durchregieren“, obendrein mittels perfider Krisennutzung und vor allem eines schlicht perversen Dauerkatastrophismus, der eindeutig auf psychischen Dauerstress, ja psychische Zerrüttung aus ist, um die Bevölkerungen „weichzuklopfen“ und zur Akzeptanz der feilgebotenen Lösungen zu bewegen und deshalb permanent einen drohenden Weltuntergang predigt, kurz: der globalistisch-technopathische und -kratische Elefant, der im menschlichen Porzellanladen „akzelerationistisch“ wütet, sollte einfach mal etwas gezügelt werden.

Bis nächste Woche.


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